Silberband 083 - Kampf um die SOL
Rakete in einer heftigen Explosion, die sich zur winzigen, stechend hellen Sonne aufblähte. Schlagartig war das Gelände in blendende Helligkeit getaucht.
Percellar hatte sein Gesicht in den Unterarmen vergraben und wagte es erst allmählich, die Augen wieder zu öffnen.
Er sah gerade noch, wie verschiedenfarbiges Feuer nach allen Seiten auseinander floss, sich abschwächte und in die Mauern eines Nachbargebäudes einschlug. Die vernichtende Energie war von einem Schutzschirm abgeleitet worden. Percellar fragte sich, was die Outsider bezweckten. Dass Casalle auf diese Art nicht zu verwunden war, mussten sie schon vor dem Abschuss gewusst haben.
»Wir bleiben in den Verstecken und versuchen, die Angreifer zu lokalisieren!«, raunte Percellar in sein Armband.
»Verstanden«, kam es zurück.
Völlig überflüssig schnitten Scheinwerfer lange Gassen in die Dunkelheit. Es gab subtilere Methoden, Gegner aufzuspüren. Sergio Percellar sah, dass Casalle hinter seinem Tisch aufgestanden war und den Individualschirm aktiviert hatte.
Gleiter kreisten über dem Gebiet. Hin und wieder vereinigten sich einige Scheinwerferstrahlen und verharrten auf einem Fleck. Dann feuerten Paralysatoren und sogar Hochenergiewaffen. Systematisch patrouillierten die Wachen über Wegen und schmalen Straßen. Sergio sah von seiner Position aus fast alle Bewegungen, war indes selbst kaum gefährdet.
Von jenseits des Sperrkreises schwebten weitere Gleiter ein, und jäh zuckten Blitze auf. Bomben detonierten. Mit großer Wahrscheinlichkeit waren die Maschinen robotgesteuert. Die Arsenale der Outsider schienen jedenfalls hervorragend bestückt zu sein, vermutlich hatten sie irgendwo gute Beute an Waffen und Ausrüstung gemacht.
Sergio winkelte den Arm an und sagte leise: »Der Angriff ist nur eine Ablenkung. Unsere Gruppen rund um das Haus sollen sich bereithalten.«
Die ersten Abwehreinrichtungen feuerten. Anscheinend konzentrierte sich der Angriff auf einen runden, schlanken Wohnturm, der sich nach oben kegelartig verjüngte.
Sergio Percellar schwang sich in den Reparaturschacht des Antigravlifts und kletterte mit affenartiger Schnelligkeit abwärts durch völlige Finsternis. Endlich stand er vor der präparierten Tür. Ein Blick auf den winzigen Monitor zeigte ihm, dass er allein im Keller war. Nur einige Gleiter und die Aggregate der Hausversorgung waren im trüben Licht der Notbeleuchtung zu erkennen. Lautlos schwang die Tür auf. Sergio verschmolz in seinem Tarnanzug mit dem Halbdunkel. Eine Treppe führte hinaus in die kühle Nacht. Kurz vor der obersten Stufe hielt er inne, zog eine winzige Lampe aus dem Gürtel und richtete den nur millimeterdicken Strahl auf eine kaum sichtbare Fotozelle. Vorsichtig schob er sich an der ersten Falle vorbei.
Zwei Meter hinter ihm krachte ein glühendes Metallteil auf die Stufen. Sergio hastete weiter. Er befand sich auf feuchtem Rasen und sah vor sich die Mauer und verwildertes Buschwerk.
Der Angriff schien ins Stocken geraten zu sein. Von fern erklangen wütende Kommandos. Ein Gleiter trudelte brennend zu Boden, aber noch feuerten seine Geschütze.
Als Sergio ein Heulen und Wimmern über sich hörte, warf er sich zwischen die Büsche. Er versuchte noch, sich abzurollen, aber die Ranken behinderten ihn.
Wenige Meter über ihm schwebte ein angeschlagener Wachroboter. Die Maschine drehte sich langsam und flog im Zickzack auf den außen liegenden Liftturm des Gebäudes zu, das Sergio eben verlassen hatte. Aus dem Rumpf des Roboters quoll weißer Rauch. Dann feuerten seine beiden Waffenarme. Ihr Schüsse setzten Pflanzen in Brand und ließen die Fenster der teilweise verlassenen Wohnungen zerbersten. Sergio wand sich in rasender Eile durch das Gebüsch, dessen Dornen ihn zurückhalten wollten. Augenblicke später wurde der Roboter mit furchtbarer Gewalt gegen eine Wand geschmettert und löste sich in Einzelteile auf.
»Wir rufen Percellar!«
Sergio, der sich eben auf eine niedrige Mauer schwingen wollte, antwortete hustend. »Alles in Ordnung. Ich bewege mich entlang Route vier zum Ziel.«
»Outsider sind in den Keller eingedrungen und scheinen dort zu warten.«
»Ihr seid ihnen auf den Fersen?«
»Noch kontrollieren wir die Entwicklung.«
Sergio schwang sich über die Mauer, federte ab und sicherte nach allen Seiten. Fünfzig Meter weiter schlug er sich nach rechts in einen Garten, denn quer über den Weg spannte sich eine tödliche energetische Sperre.
Auf der entgegengesetzten Seite
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