Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 083 - Kampf um die SOL

Titel: Silberband 083 - Kampf um die SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
als er abgelenkt wurde. Im ersten Augenblick glaubte er, an seinem Verstand zweifeln zu müssen, dann sprang er auf.
    Er stolperte zwei Schritte vorwärts – und das war genau ein Schritt zu viel.
    Unter seinem rechten Fuß lösten sich Steine. Dr. Hershan glitt aus, versuchte mit ausgebreiteten Armen sein Gleichgewicht zurückzugewinnen und verlor dabei das Notizbuch. Das Gerät segelte durch die Luft und verschwand in der wirbelnden Gischt des Katarakts. Der Psychologe folgte ihm eine Sekunde später. Im Fallen drehte er sich um und erhaschte noch einen Blick auf das gigantische Gebilde der ›Stadt‹, wie er die SOL nannte. In dem gigantischen Hantelraumschiff war er geboren worden und aufgewachsen. Hershan war sicher, dass es sein letzter Blick auf die Stadt war, denn er trug kein Flugaggregat und konnte den Sturz nicht abfangen. Dennoch empfand er keine Furcht. Weil sein Verstand immer noch damit beschäftigt war, das zu verarbeiten, was er eben entdeckt hatte – oder entdeckt zu haben glaubte.
    Es war eine Hand gewesen, eine kleine hellblaue Hand, die sich sekundenlang aus der weißen Gischt des Wasserfalls emporgereckt hatte, und es hatte ausgesehen, als hätte die Hand ihm zugewinkt.
    »Unglaublich«, seufzte Katus – dann wurde er von der Nässe umfangen und fühlte sich dem Ende so nahe wie niemals zuvor.
    Als der Tod kam – oder auch nur das, was er für seinen Tod hielt –, erlebte Katus Hershan eine neue Überraschung. Er fühlte sich in ein Schattenreich gestürzt, dessen Existenz ihm ebenso unglaubhaft erschien wie kurz zuvor das Auftauchen der hellblauen Hand aus dem Wasserfall.
    Während er sich verzweifelt fragte, ob es eine Art Totenreich gab, in das alle Gestorbenen eingingen, nahm er aus den Augenwinkeln zwei kleine Gestalten wahr, die ebenso schemenhaft wirkten wie die albtraumhafte Umgebung.
    Die beiden menschenähnlichen Wesen ergriffen seine Hände – er konnte es spüren und sehen – und führten ihn.
    Engel?, durchzuckte ein irrationaler Geistesblitz sein Gehirn.
    Nie hatte Dr. Katus Hershan an die Märchen von Engeln, Teufeln und Hexen geglaubt, die oft Bestandteile der Witze älterer Stadtbewohner waren. Trotzdem versuchte er, an den beiden Gestalten so etwas wie Flügel zu entdecken. Er atmete auf, als er nichts dergleichen sah.
    Gespenstisch und unwirklich war alles um ihn her. Er fragte sich, ob es aus diesem unheimlichen Schattenreich eine Rückkehr in die vertraute Realität und in die SOL geben konnte. Hinter ihm lag eine lange Odyssee, obwohl er den Flug nie als Irrfahrt empfunden hatte. Im Unterschied zu den Menschen, die von Anfang an auf dem Fernraumschiff lebten, kannte Hershan die Erde nicht aus eigener Anschauung. Alles, was er bisher gehört hatte, war nur dazu geeignet, sie als eine Welt zu sehen, die es zu Tausenden oder gar Millionen gab, ein natürliches Raumschiff, dessen Leben sich im Unterschied zur SOL auf der Oberfläche abspielte und das viel zu groß war, als dass man sich darauf wirklich wohl fühlen konnte. Dennoch empfanden viele der Älteren eine unlogische Sehnsucht nach dieser Erde.
    Katus Hershan wurde unsanft aus seinen Gedanken aufgeschreckt, als er strauchelte. Seine beiden kleinen Begleiter hatten ihn losgelassen.
    Er blickte sich um und lachte unmotiviert – denn die Umgebung, in der er sich jetzt befand, hatte nichts mehr mit einem Schattenreich gemein, sondern war eindeutig der große Freizeitbereich im Mittelteil der SOL.
    Sein Lachen brach ebenso schlagartig ab, als Katus die Nässe registrierte, die von ihm abtropfte. Da es in der Freizeit- und Erholungslandschaft des Schiffs niemals regnete, konnte er folglich sein Erlebnis am Wasserfall und im Schattenreich nicht geträumt haben. Er musste tatsächlich abgestürzt und vom Katarakt verschlungen worden sein.
    Nur – wie war er anschließend in das Schiff gelangt?
    Er schlug sich immer noch mit diesem Problem herum, als eine weiche, dunkle Stimme ihn ansprach. Hershan nahm die Worte nicht bewusst auf, doch er wandte sich um und erkannte die Chefpsychologin Professor Dr. Jawalia Minshan, eine äußerst attraktive Frau mit samtbrauner Haut, schwarzem Haar und schwarzen mandelförmigen Augen.
    »Hallo«, sagte Hershan verwirrt.
    Jawalia Minshan blickte ihn prüfend an. »Haben Sie mit Ihrem Schutzanzug gebadet, Dr. Hershan?«
    Katus lächelte verlegen. »So ungefähr«, antwortete er. »Ich bin in den Großen Katarakt gestürzt, ertrank und wachte hier wieder auf. Seltsam, nicht

Weitere Kostenlose Bücher