Silberband 087 - Das Spiel der Laren
Schleusen.
»Wie viele Treibstofftanks haben die Terraner an Bord gebracht?« erkundigte sich Mondran-Gronk.
»Es sind bereits 153«, antwortete sein Stellvertreter sorgenvoll. »Kommandeur, wollen Sie nicht endlich den Befehl geben …«
Mondran-Gronk fühlte sich längst als Sieger. Er wusste, dass die Terraner ihren Bedarf an Nugas noch nicht gedeckt hatten. Und je länger sie unbehelligt blieben, je mehr dieser hoch brisanten Kugeln sie verladen konnten, desto sicherer fühlten sie sich. Unter anderen Umständen hätten sie sich vielleicht mit weniger begnügt. Aber die vermeintliche Sicherheit ließ sie unersättlich werden.
Mondran-Gronk kannte die Mentalität der Menschen – oder glaubte zumindest, sie zu kennen. Wenn man ihnen den kleinen Finger reichte, wollten sie die ganze Hand. So hieß es schon in einem ihrer alten Sprichwörter. Der Lare wollte ihnen die ganze Hand geben – und sie dann darin zerdrücken.
Er wusste aber auch, dass mittlerweile ein kritischer Punkt erreicht war. Nachdem sie ihren Treibstoffvorrat einigermaßen aufgefüllt hatten, würde langsam eine Sättigung eintreten. Es musste sie misstrauisch machen, dass ihr Gegner sie gewähren ließ.
Der Zeitpunkt war also gekommen. Mondran-Gronk wollte den entscheidenden Befehl zum Sturm auf das fremde Schiff geben, doch er kam nicht mehr dazu, ihn auszusprechen. Eine heftige Erschütterung durchlief die Station. Ein Grollen rollte heran, als wäre der Untergrund des Planeten aufgebrochen.
Mondran-Gronk prallte gegen eine Wand. Die Beleuchtung erlosch, und durch die Dunkelheit geisterten blitzartige Entladungen. Ein infernalisches Heulen brandete in vielfachem Echo heran.
Augenblicke später flackerte die Notbeleuchtung auf.
»Sind Sie verletzt, Kommandeur?«
Mondran-Gronk schüttelte seinen Stellvertreter ab, der ihm auf die Beine helfen wollte. »Was ist geschehen?« fragte er benommen.
»Eine Bombe ist nahe der Station explodiert … Zum Glück wurde nur geringer Schaden angerichtet. Aber die Verbindung zu den Abwehrforts und den Truppen ist unterbrochen.«
»Geringer Schaden, sagen Sie?« brüllte Mondran-Gronk. »Die Explosion war so heftig, dass sie den Terranern nicht entgangen sein kann. Geben Sie Befehl, den Kugelraumer zu stürmen! Und an alle Bodenforts: Feuer auf das Schiff! Sofort! Die Terraner dürfen uns nicht entkommen.«
In zehn Kilometern Entfernung von der SZ-2 wölbte sich der Boden. Erd- und Felsbrocken wurden von einer Feuersäule in die Höhe gewirbelt. Ein brodelnder Krater entstand.
Die Energietaster zeigten an, dass es sich um kein Naturereignis handelte, sondern um eine Explosion, bei der Hyperenergien frei wurden.
»Alle zurück an Bord!« befahl Atlan.
Senco Ahrat ließ schon die Impulstriebwerke anlaufen. Jeder außerhalb des Schiffs wusste, dass er sich dem Ringwulstbereich fern zu halten hatte.
Ras Tschubai und Tako Kakuta teleportierten in die Depotstationen. »Alles stehen und liegen lassen!« rief der Afroterraner. »Wir müssen starten!«
»Wir müssen die ans Schiff angeschlossenen Treibstoffkugeln noch einbringen«, erklärte einer der Techniker. »Alles andere würde noch mehr Zeit kosten.«
»Beeilt euch!«
Ras Tschubai teleportierte wieder nach oben. Die Kampfroboter schwärmten aus und feuerten auf die bislang verborgenen Schächte, die sich im Gelände rings um die SZ-2 aufgetan hatten.
Tausende Überschwere in Kampfausrüstung quollen förmlich ins Freie. Sie versuchten, dem Sperrfeuer der terranischen Roboter auszuweichen.
Auch die Schiffsgeschütze traten in Aktion. Aber sie nahmen nicht die angreifenden Soldaten ins Visier, sondern die Abwehrforts, die entlang des Nug-Beckens aus dem Boden emporstiegen.
Der Antigravschacht des Treibstoffdepots spuckte Techniker und Arbeitsroboter aus. Alle verschwanden in der Bodenschleuse des Schiffs. Ein letzter Nug-Behälter schwebte einsam empor und wurde eingeholt. Zugleich hob die SOL-Zelle-2 vom Boden ab.
Tschubai teleportierte in die Kommandozentrale.
»Das war knapp«, hörte er Atlan soeben sagen.
Auf den Holoschirmen war zu sehen, dass sich nun auch die Kampfroboter ins Schiff zurückzogen. Von allen Seiten näherten sich Überschwere. Sie kamen zu spät.
Das war der letzte Eindruck, den Ras Tschubai von den Vorgängen bekam. Die SZ-2 durchstieß wirbelnde Wolkenfronten, erreichte die oberen Atmosphäreschichten und raste in den Weltraum hinaus.
Die Befürchtung vieler Besatzungsmitglieder, dass sie jetzt mit einer
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