Silberband 090 - Gegner im Dunkel
Verhör erst. Mit dem Posbi und dem Willy werden die Entführer vermutlich nicht viel anfangen können.«
»Hm«, machte Gucky. »Wie ich Galtos Leibwache kenne, werden die aber einiges mit den Entführern anfangen.«
Bericht Galto Quohlfahrt
Sie hießen Hommersolth und Kordahl und gehörten zum Volk der Feyerdaler. Und sie waren nicht nur körperlich beeindruckende Gestalten. Viel mehr Informationen hatte ich noch nicht bekommen.
Imponierend war vor allem ihre Ruhe, sie besaßen ein fast schon beängstigendes Selbstbewusstsein. Kontakte mit fremden raumfahrenden Völkern aufzunehmen war für sie wohl eine Alltagsbeschäftigung. Die imposante SOL schien sie jedenfalls nicht sonderlich zu beeindrucken.
Sie hatten mir eine bequeme Sitzgelegenheit angeboten. Auf einem Tisch zwischen uns stand ein Translator. Nach den einleitenden Erklärungen zur Person begannen sie mit dem Verhör.
Ich wünschte, mein Verstand wäre nicht so umnebelt gewesen. Offenbar war durch das Besondere meiner Entführung die Wirkung des Narkotikums verstärkt worden. Ich war zwar wach, aber es kostete große Mühe, mich zu konzentrieren.
»Wir wüssten gerne deinen Namen und die Bezeichnung deines Volks.«
»Auweia!«, sagte ich, ohne daran zu denken, dass der Translator mit diesen Lauten nicht viel anfangen konnte.
»Ist das dein Name oder der Name deines Volks?«
»Weder noch«, sagte ich schleppend. Gleich mit ihrer ersten Frage hatten mich die Feyerdaler in eine Zwickmühle getrieben. »Auweia ist eine Interjektion, ein spontaner unspezialisierter Ausruf, der eine bestimmte Situation und den damit verbundenen Gefühlszustand des Sprechers umreißt. In diesem Fall bedeutet er, dass die Antwort auf diese Frage schwierig ist.«
»Wieso?«
Wenn ich mich nicht irrte, kam diese schnelle Frage von Kordahl. Es war nicht ganz leicht, die beiden Feyerdaler auseinander zu halten. Kordahls rechte Hand lag auf einer in den Sessel eingearbeiteten Schaltleiste, die alles Mögliche bedeuten konnte.
»Ich gehöre zu zwei verschiedenen Völkern«, versuchte ich zu erklären. »Genetisch und biologisch gehöre ich zu den Terranern.«
Ich brauchte fast eine halbe Stunde, bis ich den beiden einigermaßen einleuchtend klar gemacht hatte, wieso ich Terraner und Posbi zugleich war. Die Feyerdaler waren sichtlich verblüfft.
»Woher stammt dein Volk?«
»Aus einer fernen Galaxis. Ihre Position zu beschreiben wird erst möglich sein, wenn unsere Bezugssysteme aufeinander abgestimmt worden sind. Zu diesem Thema befragt ihr am besten einen Kelosker.«
»Was ist ein Kelosker?«
»Angehöriger eines mit unserer Spezies befreundeten Volks.«
Ich geriet ins Schwitzen, als ich aufgefordert wurde, den Begriff Freundschaft zu erklären. Irrationales wie Gefühle mit rationalen Begriffen zu umschreiben war eine sehr schwierige Arbeit, aber es gelang mir leidlich. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, dass mich die Feyerdaler verstanden. Zu gerne hätte ich gewusst, ob sie ebenfalls Gefühle kannten, doch die beiden zeigten keinerlei Interesse an einem Rollentausch. Ich hatte die Fragen zu beantworten, nicht sie.
»Was weißt du von der Inkarnation VERNOC?«
Genau darauf hatte ich gewartet, war aber dennoch überrascht, als die Frage derart unvermittelt gestellt wurde. Ich konzentrierte mich auf eine einleuchtende und wahrheitsgemäße Antwort.
»Nicht viel«, sagte ich undeutlich. Die Nachwirkungen der Entführung machten mir das Sprechen immer noch schwer. Es war fast ein Wunder, dass der Translator mein Lallen verstand. »Ich weiß, dass es VERNOC gibt und dass die Tbahrgs und ihr offenbar große Angst vor der Inkarnation habt.«
Zum ersten Mal zeigten die Gesichter der Feyerdaler einen Gefühlsausdruck. Wenn ihre Mimik ähnlich strukturiert war wie die der Terraner, dann grinsten sie mich überlegen an. Offenbar hatte ich einen guten Witz gemacht, ohne es zu wissen.
»Ich habe einen Vorschlag«, murmelte ich und spürte deutlich, dass ich nicht mehr lange würde klar denken können. »Bis ihr meine Antworten auf eure Fragen zu einem Bild zusammengesetzt habt, wird eine mittlere Ewigkeit vergehen.«
»Kennt dein Volk kleine, große und mittlere Ewigkeiten?«
Sie achteten auf jedes meiner Worte, und auch die für Menschen typischen Übertreibungen, Anspielungen und Wortspiele nahmen sie wörtlich. Ich schüttelte den Kopf. Mir fehlten Lust und Konzentration, um ihnen einen Vortrag über Unendlichkeitsmathematik zu halten, abgesehen davon, dass ich
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