Silberband 090 - Gegner im Dunkel
Terna schüttelte den Kopf. »Verlasst euch nicht darauf«, sagte sie niedergeschlagen. »Es ist schon so, wie Bully gesagt hat. Wir haben den Bogen überspannt.«
»Ich gehe jede Wette ein, dass er nicht startet«, sagte Kayla Hildenbrandt. »Wir dürfen nicht nachgeben, dann bleibt ihm am Ende nichts anderes übrig, als zu kapitulieren.«
9.57 Uhr. An Bord der Raumschiffe heulten die Alarmsirenen.
Reginald Bulls Stimme war überall zu hören. »Alarmstart!«, befahl er. »Alle Schiffe starten sofort! Angriffsziel Finder V!«
Der Kommandant einer kleineren Einheit meldete sich. »Sir, erlauben Sie mir die Frage …« Er wurde jedoch augenblicklich unterbrochen.
»Dies ist ein Einsatzbefehl!«, rief Reginald Bull schneidend scharf. »Wollen Sie den Befehl verweigern?«
»Nein, Sir.« Das Bild erlosch.
Bull und Roi Danton blickten sich kurz an. Da jeder den Eindruck gewinnen musste, dass dies keine Übung mehr war, sondern eine wirkliche Bedrohung aus dem All vorlag, wurde die Meuterei schlagartig beendet. Die ersten Raumschiffe starteten.
Mayk Ternas Widerstand brach Augenblicke später. Reginald Bull nahm ihren Anruf jedoch erst an, als auch die PHARAO abhob. Das blasse Gesicht der Administratorin erschien auf der Projektionsfläche.
»Stoppen Sie den Abzug, Mr. Bull«, bat sie heiser. »Ich gebe mich geschlagen.«
»Was heißt das?«
»Das bedeutet, dass ich Ihnen keine Schwierigkeiten mehr machen werde. Bitte bleiben Sie hier.«
»Der Informationsstand verschwindet?«
»Selbstverständlich.«
»Sie überlassen es mir, das Problem der Männer und Frauen zu lösen?«
»Auch das.«
»Sie machen mir keine Schwierigkeiten beim Bau der Produktionsanlage, mit der wir Treibstoff für die SOL herstellen müssen?«
»Ich gebe Ihnen mein Wort dafür.«
Reginald Bull seufzte. »Na schön, Mayk. Wir bleiben vorläufig hier. Aber ich warne Sie. Versuchen Sie nicht noch einmal, die Dinge auf die Spitze zu treiben.«
»Das habe ich begriffen, Mr. Bull. Verstehen Sie aber auch mich. Ich habe versucht, die Interessen meiner Frauen zu vertreten.«
»Darüber reden wir noch.«
Bully schaltete ab. Er grinste über das ganze Gesicht.
»Die Arbeiten an der Produktionsanlage werden wieder aufgenommen! Der Zeitverlust muss wettgemacht werden.«
Reginald Bull schwenkte seinen Sessel herum, als die Administratorin Mayk Terna, Kayla Hildenbrandt und Vay Bays eintraten. Roi Danton lehnte in lässiger Haltung an der Kante des Arbeitstisches. Er deutete auf drei Sessel. »Nehmen Sie Platz!«, sagte er.
In den Gesichtern der Frauen stand eisige Ablehnung zu lesen. »Finden Sie, dass Sie fair waren?«, fragte Mayk Terna hitzig.
»Fair? Was ist das?«, erkundigte sich Danton ironisch.
»Sind wir noch nicht so weit, dass wir uns vernünftig unterhalten können?« Bull stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch. »Mir scheint, Sie ignorieren die wirklich relevanten Probleme unserer Situation nach wie vor.«
»Wovon reden Sie?«, fragte Vay Bays.
»Wir haben alle Vorbereitungen für die Rückkehr der SOL getroffen. Als Erstes wurde das Peilfeuer Mahlstrom eingerichtet.«
»Das ist bekannt.«
»Ruhig Blut, Vay«, bat Bull. »Wir müssen uns darüber klar sein, dass die SOL sich mit Sicherheit in einer katastrophalen Treibstoffnot befindet, falls sie hier bei uns eintreffen sollte. Das Schiff muss dann unbedingt versorgt werden. Das ist das vordringlichste Problem der einsamen Frauen.«
»Sie sagen das in einer Weise, die mir nicht gefällt«, entgegnete Mayk Terna.
»Es tut mir Leid, wenn Sie den Eindruck haben, dass Zynismus von meiner Seite her im Spiel ist. Das ist nicht der Fall. Ich sehe ein, dass auch dieses Problem gelöst werden muss, aber zunächst gilt es, das Treibstoffproblem der SOL zu bewältigen.«
»Ich gebe zu, dass ich davon zu wenig verstehe«, sagte die Administratorin.
»Wir müssen eine Produktion für die Hochdruck-Kompression jener Protonen aufbauen, die von den Nugas-Schwarzschild-Reaktoren der SOL gebraucht werden«, führte Danton aus. »Die Basis ist Wasserstoff. Der kommt im freien Raum ebenso vor wie in der Atmosphäre vieler Planeten, vor allem aber im Wasser. Die SOL könnte im primitivsten Fall einfach Wasserstoff tanken, um an die benötigten Protonen zu gelangen. Das wäre aber eine ungeheure Nutzlastverschwendung bei unbedeutendem Wirkungsgrad.
Wir müssen die Protonen also aus dem Wasserstoff lösen, in Kompressionsfelder einschießen und verdichten, bis die gewünschte
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