Silberband 090 - Gegner im Dunkel
Großen Mauer, so nannten sie in Gedanken die Barriere.
»Ist es noch nicht zu spät?«, fragte Hommersolth.
»Eine winzige Chance bleibt uns«, antwortete ich. »Alles hängt davon ab, ob die Sh’majino genug Kraft hat, das Kind zu halten. Und natürlich auch davon, inwieweit Zharyox’ Reifeprozess gediehen ist. Trotzdem dürfen wir keine Zeit verlieren.«
»Wir haben die GALANSCH auf unserer Seite«, erklärte Kordahl. »Was ist mit Coopter?«
»So unschuldig wie ein Neugeborenes«, sagte ich.
»Was hast du nun vor?«, fragte Hommersolth.
»Ich werde ins Tal des Lebens teleportieren. Danjsher soll bei euch zurückbleiben. Ihr müsst ihn gut verstecken, denn es soll so aussehen, als ob er die Sache in die Hand genommen hat. Ich werde mich als Kinderfinder ausgeben.«
»Warum nur?«, wunderte sich Kordahl.
»Weil Danjsher mein Freund ist.«
Der Kinderfinder wollte mich gerührt umarmen, aber ich teleportierte schnell ins Shma’ingo.
Ich war kaum materialisiert, als vier Roboter erschienen. In ihren Körpern glitten Öffnungen auf, und Waffenmündungen sprangen heraus. Ich hatte keine andere Wahl, als sie telekinetisch kurzzuschließen.
Die Sh’majino schrie auf. Sie verkrallte sich mit den Händen in den Bezug ihres Lagers, das Labungstuch hatte sie zusammengeknüllt und sich in den Mund gestopft, um sich darin zu verbeißen. Ihr Leib zuckte unter den Schlägen des Ungeborenen.
»Alles wird gut, Sh’majino!«, sagte ich zu ihr. »Ich bin der Kinderfinder. Ich werde dir und dem ungeborenen Regenten helfen.«
»Du bist nicht der Kinderfinder!«, schrie sie.
Ich tastete mich zu ihrem Geist vor, um sie zu besänftigen. Aber ihre Sinne waren bereits so verwirrt, dass sie für nichts mehr empfänglich war.
»Du bist der Grauvater!«, kreischte sie, warf sich herum und versuchte, das Funkgerät zu erreichen. Ich hatte keine andere Wahl, als das Funkgerät telekinetisch gegen die Wand zu schleudern, obwohl diese Handlungsweise die Sh’majino in der Überzeugung bestärken musste, dass ich der Grauvater sei. Aber ich konnte auf sie keine Rücksicht mehr nehmen. Ich musste mich um das Ungeborene kümmern. Langsam drang ich telepathisch in seinen Geist vor.
Zharyox, ich will dir helfen.
Das Ungeborene widersetzte sich meinem Annäherungsversuch, und ich brach seinen Widerstand und drang in seinen Geist ein. Ich spürte das Böse fast körperlich, das in der Tiefe seines Bewusstseins lauerte. Zharyox, spürst du nicht, dass ich dir helfen will? Ich ließ alle Schranken fallen und öffnete meinen Geist dem Neugeborenen. Es zeigte Erleichterung – und mit ihm die 20.000 Väter.
Es wird alles gut …
Die Väter umschmeichelten das Bewusstsein des Ungeborenen, überschwemmten es mit ihren hehren Gedanken, sandten ihm beruhigende Impulse. Nur einer der Väter schloss sich nicht an, sonderte sich immer mehr ab. Er sammelte sich für den letzten, entscheidenden Schlag.
Da ist etwas …, vernahm ich die ängstlichen Gedanken des ungeborenen Regenten. Es will mich in die Tiefe ziehen. Es hält mich fest … reißt mich an sich.
Zeige es mir!, dachte ich intensiv. Führe mich zu dem Bösen, das dich bedroht!
Dort ist es! Da!
Ich ließ mich von den Gedanken des Ungeborenen lenken und setzte mich in Bewegung.
Nicht dort!, schrie das reifende Bewusstsein. Da!
Ich änderte die Richtung, ohne zu wissen, wohin ich mich begab. Aber ich war auf der richtigen Fährte. Das zeigte mir die Erleichterung des Kindes. Und das erkannte ich zudem an der aufkommenden Panik des Grauvaters. Ich war ihm schon sehr nahe …
Ihr bekommt mich nie. Eher töte ich Zharyox.
Ich erstickte den telepathischen Angriff des Grauvaters im Keim und versuchte, ihn mit meiner geballten Geisteskraft zu bannen. Es gelang, er konnte nicht mehr ausbrechen. Aber er war noch im Bewusstsein des Ungeborenen manifestiert.
Ich werde mich und damit Zharyox töten! Trotzdem werde ich in meinen Minderkindern weiterleben.
Irrtum!, rief ich gedanklich. Das Spiel ist aus, Agmenstorth.
Er war so überrascht, seinen Namen zu hören, dass sein parapsychischer Schutzwall für einen Moment zusammenbrach. Ich stürmte mit meiner ganzen Gedankenkraft auf ihn los.
Er hat mich freigegeben!, hörte ich die Gedanken des Ungeborenen.
Ich kehrte sofort zurück in die Realität und fand mich inmitten der reglosen Väter wieder. Sie befanden sich nach wie vor in tiefer Trance. Nur einer von ihnen bewegte sich. Er lag auf dem Rücken und versuchte hektisch, auf
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