Silberband 090 - Gegner im Dunkel
Ihnen das nicht passt, vertilgen wir unsere Südland-Krebse allein.«
»Südland-Krebse?«, fragte die Administratorin verblüfft. »Woher haben Sie die? Die gibt es hier nicht.«
Bull lächelte süffisant. »Leutnant Raydoc war so freundlich, einen Drei-Mann-Zerstörer loszuschicken. Seine Leute haben nicht gerade wenige Krebse gefangen.«
Die Administratorin biss sich auf die Lippen. Reginald Bull sah ihr an, dass sie schwankend wurde. Raydoc hatte herausgefunden, dass diese Krebse für Mayk Terna ein besonderer Leckerbissen waren.
»Natürlich können wir sie auch nach der Besichtigung essen …«
»Nein«, erwiderte die Administratorin etwas zu hastig. »Das geht nicht.«
Bull hätte eigentlich aufmerksam werden müssen, aber er wurde es nicht. Er war zu sehr darauf bedacht, die korpulente Administratorin zu einem Essen vor der Inspektion zu bewegen. Von ihren Gedanken ahnte er nichts.
»Sie sind raffiniert«, sagte die Frau schließlich. »Mir ist nie ein Mann begegnet, der so schlitzohrig gewesen wäre wie Sie.«
»Ich hoffe, das soll ein Kompliment sein.« Reginald Bull deutete eine Verbeugung an. »Darf ich Sie zu Tisch führen?«
Mayk Terna strahlte ihn an. »Wissen Sie, Bully, wenn ich nicht schon verheiratet wäre, würde ich Sie wählen.« Sie übersah den Arm, den er ihr höflich bot, packte seinen Kopf mit beiden Händen, zog ihn blitzschnell zu sich heran und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
Bull riss erschrocken die Arme hoch, konnte ihrem stahlharten Griff jedoch nicht entweichen und musste noch einen zweiten Kuss hinnehmen.
»Jetzt essen wir erst!«, rief Mayk Terna. »Wenn jemand so gastfreundlich ist, dürfen wir ihn nicht durch übertriebene Zurückhaltung beleidigen.«
Reginald Bull platzte fast vor Wut. Er stand da wie angewurzelt, nur seine Hände öffneten und schlossen sich. Schließlich wischte er sich mit dem Ärmel heftig über den Mund. »Das fette Weib bringe ich noch mal um«, raunte er bebend zu Roi Danton, der vor ihm stand und sich amüsierte. »Das schwöre ich dir. Und wenn ich ihr Gift unter die Krebse mischen muss.«
»Wir sollten die Inspektion mit Anstand hinter uns bringen«, erinnerte Danton. »Ein zweites Mal können wir nicht mit einem Alarmstart bluffen.«
Bull atmete einige Male tief durch. »Nein, noch einmal würde ich auch nicht bluffen, sondern die Schiffe wirklich abziehen.«
Er ging hinter der Delegation aus Hildenbrandt her und fuhr sich noch einige Male mit dem Ärmel über den Mund. Als er die Messe betrat, saß Mayk Terna schon am Tisch. Sie hatte einen der Krebse, die in Schalen auf der Tafel lagen, aufgebrochen. Mit wahrem Heißhunger verzehrte sie ihn.
»Schön, dass es Ihnen schmeckt«, sagte Bull bissig.
Die Administratorin ließ ihre Faust auf den Tisch herabfallen, dass das Geschirr klirrte. »Tun Sie sich keinen Zwang an, Bully!«, rief sie. »Setzen Sie sich zu mir!«
»Mein Platz ist am anderen Ende der Tafel«, erwiderte er. »Da bin ich wenigstens sicher vor Ihren Zärtlichkeiten.«
Mayk Terna lachte nur und aß weiter.
Roi Danton trat Bull sanft auf den Fuß, als sie sich gesetzt hatten. »Lass sie nur futtern«, flüsterte er. »Später wird sie umso müder sein.«
»Du hast Recht.« Bull winkte einem Adjutanten und befahl, einen leichten Wein einzuschenken.
»Keine alkoholischen Getränke!«, protestierte die Administratorin. »Wir haben noch hart zu arbeiten.«
»Das ist an Bord aber Sitte.« Bull zwang sich zu einem breiten Lächeln.
»Davon habe ich bisher nie etwas bemerkt.«
»Weil Sie sich stets geweigert haben, an Bord zu kommen. Muss ich Sie daran erinnern, Mayk, dass Sie immer darauf bestanden haben, dass ich Sie besuche und nicht umgekehrt?«
Die Administratorin gab sich überrascht. »Das ist mir gar nicht aufgefallen.« Sie griff nach dem gefüllten Weinglas. »Na, dann will ich nicht gegen Sitte und Anstand verstoßen. Zum Wohl, Bully.«
Sie trank ihr Glas auf einen Zug leer und hielt es dem Adjutanten schweigend hin. Auch die anderen Mitglieder der Delegation ließen sich nicht mehr bitten. Nur Bull und Danton hielten sich zurück. Mit heimlichem Vergnügen beobachteten sie, dass der Wein bald seine Wirkung erzielte.
Als die Krebse verzehrt waren, erhob sich Mayk Terna leicht schwankend. Sie schien nicht bemerkt zu haben, dass der Adjutant nur zu Anfang einen leichten Wein eingeschenkt hatte. »Wir besichtigen jetzt die L-7!«, rief sie, wobei sie einige Mühe hatte, klar und akzentuiert zu
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