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Silberband 091 - Die Terra-Parouille

Silberband 091 - Die Terra-Parouille

Titel: Silberband 091 - Die Terra-Parouille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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noch das Lesegerät gestanden hatte, war die Wand rußgeschwärzt. Auf dem Boden lag ein Meer von Splittern.
    »Wir sollten vielleicht lieber die Finger davon lassen«, sagte Jon. Das sollte humorvoll klingen. Doch Kauk kannte den Siganesen mittlerweile gut genug, um den angstvollen Unterton in seiner Stimme herauszuhören.
    Jeder wartete darauf, dass der Zentralrechner sich meldete und Klage über den angerichteten Schaden führte. Auch Kulliak Jon schien auf etwas derartiges zu warten, denn minutenlang verhielt er sich völlig ruhig.
    Schließlich sagte er: »Am besten sollten wir jetzt mit der Befragung anfangen. Setzen Sie sich! Walik – betätigen Sie den roten Leuchtsensor an der Schaltleiste.«
    Einer der Holoschirme erhellte sich. Ein Symbol war zu sehen: zwei menschliche Hände, die eine Galaxis umspannten.
    »Der Dialog kann eröffnet werden.«
    Der Zentralrechner hatte die Explosion also nicht zur Kenntnis genommen. Oder er misst ihr keine Bedeutung bei, schoss es Walik Kauk durch den Sinn. Auf jeden Fall fand er die Sache merkwürdig.
    »Sprechen Sie!«, zischte ihm der Siganese ins Ohr. »Die Maschine wartet auf Ihre erste Frage!«
    »Die Erde wurde vor etwa fünf Monaten von einer Katastrophe schwerster Art heimgesucht«, eröffnete Walik. »Ist dir das bekannt?«
    »Das ist mir bekannt«, antwortete der Zentralrechner.
    »Die gesamte Menschheit – mit Ausnahme von ein paar Individuen – ist von der Oberfläche der Erde verschwunden. Wohin?«
    »Das ist unbekannt.«
    »Die Erde, mitsamt den Himmelskörpern in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft, hat eine Transition durch eine hyperenergetische Diskontinuität, genannt ›der Schlund‹, vollzogen und sich dabei weit von ihrem früheren Standort entfernt. Wie groß ist diese Entfernung, und in welchem Sektor des Universums befindet sich die Erde jetzt?«
    »Beides ist unbekannt.«
    »Sind Bemühungen im Gange, Antworten auf die vorläufig nicht beantwortbaren Fragen zu finden?«
    »Nein.«
    »Dein Grundprogramm enthält keine Anweisung, die Lage der Erde nach der Katastrophe zu analysieren?«
    »Nein.«
    Walik Kauk starrte nachdenklich vor sich hin. Der Rechner war entweder tatsächlich ignorant, oder er zog es aus unbekannten Gründen vor, sich so zu geben. Mit der üblichen Fragestellung kam er jedenfalls nicht weiter. Er stellte seine erste Falle.
    »Wann erfolgte die letzte Revision deines Betriebssystems?«
    »Am zehnten September drei-fünf-acht-eins allgemeiner Zeit.« Die Antwort kam prompt.
    Walik Kauk pfiff leise durch die Zähne. Mit dieser Antwort hatte die Zentralpositronik zugegeben, dass es eine übergeordnete Autorität gab. Da aber NATHAN nicht mehr existierte … wer konnte es sein?
    Baldwin Tingmer und Kulliak Jon hatten die Bedeutung der letzten Frage – und besonders der Antwort – voll verstanden. Atemlos vor Spannung erwarteten sie die Fortsetzung des Dialogs.
    »Wer war für die Revision verantwortlich?«, fragte Kauk.
    »Unterbrecher Null.«
    »Wer ist Unterbrecher Null?«
    »Die Fragestellung ist redundant.«
    Die Spannung fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus und wich blanker Enttäuschung. Der Versuch war fehlgeschlagen. Der Zentralrechner bezeichnete die Fragestellung als redundant, weil ihm die Identität des geheimnisvollen Unbekannten nicht anders als unter dem Begriff ›Unterbrecher Null‹ bekannt war. Für die Positronik war ›Unterbrecher Null‹ die tiefste Ebene der Definition, die Urdefinition. Jede Frage nach einer Definition der Urdefinition aber war überflüssig.
    Unterbrecher – auch Interruptus genannt – sind jene Mechanismen, die die Aufmerksamkeit auf ein außerhalb des aktuellen Tätigkeitsbereichs liegendes Ereignis lenken. Unterbrecher sind mit verschiedenen Prioritäten ausgestattet, so dass der Rechner bei gleichzeitiger Anmeldung mehrerer Unterbrecher entscheiden kann, welchem er seine Aufmerksamkeit zuerst zuwendet. Unterbrecherprioritäten sind absteigend nummeriert.
    Schon die Bezeichnung ›Unterbrecher Null‹ bedeutete daher eine Absonderlichkeit. Die Ziffer Null sollte zum Ausdruck bringen, dass die Priorität dieses Unterbrechers weit über der aller anderen lag.
    Trotz des Fehlschlags gab Walik Kauk noch nicht ganz auf. Er suchte nach einer neuen Formulierung, mit der er den Zentralrechner dazu bringen konnte, mehr über die Identität des Unbekannten zu verraten.
    Aber das holografische Symbol flackerte plötzlich und änderte seine Farbe zu grellem Rot. Eine bisher nicht

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