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Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts

Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts

Titel: Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Offiziers der NEI-Flotte geflüchtet.
    »Alles wäre leichter, wenn ich ein Mann wäre«, murmelte sie. Sie war wirklich nicht der Typ für Farmerburschen. Sie war überhaupt kein Typ, sondern eine von sechshunderttausend. Eine der Verwalterinnen einer Zukunft, die grau und chancenlos aussah.
    Für Tobby Beugner, die Tochter eines der reichsten Farmer, gab es nur zwei Ebenen des Lebens.
    Die eine: Sie leitete die Farm und kümmerte sich dann sogar um die kleinsten Probleme.
    Die andere: Sie behielt ihre Träume, und ein Teil der Träume war höchst real – nämlich der Umstand, dass sie eine Agentin des NEI war.
    Beide Beschäftigungen waren mit viel Arbeit und Frustrationen verbunden und brachten ihr kaum Erfolgserlebnisse.
    Wirgier, einst eine Welt der verarbeitenden und verfeinernden Industrie und großer Handwerksbetriebe, litt unter katastrophalem Rohstoffmangel und war in eine merkwürdige Mischkultur zurückgefallen eine Verbindung von reiner Agrarwirtschaft mit den hochtechnisierten Resten einer vergessenen Zeit. Störanfällige Kernkraftwerke arbeiteten hier und dort, und die Zahl funktionierender Maschinen nahm mit jedem Jahr weiter ab. Die Bevölkerung, einstmals dreißig Millionen Kolonialterraner und mehr, war auf klägliche sechshunderttausend zusammengeschrumpft, die aus den Zentren der verfallenden Städte immer weiter in die Randgebiete hinausgezogen waren. Mehr als eine Viertelmillion verschieden großer Farmen lagen im Land verstreut.
    Die Bedeutungslosigkeit des Planeten war vollkommen, denn die Laren regierten mit absoluter Macht. Nur noch selten landete ein Raumschiff. Handel war so gut wie ausgeschlossen. Das Weltbild der Farmer schmolz ebenso zusammen wie ihre technischen Möglichkeiten.
    Niemand brauchte zu hungern, niemand litt wirklich Not, das Leben war lediglich sehr unbequem geworden. Die landschaftliche Schönheit, die mit dem Verlust der Industrie immer mehr in den Vordergrund gerückt war, entschädigte für vieles, aber eben nicht für alles.
    Tobby schüttelte den Kopf, grinste sich im Spiegel an und verließ den Raum. Sie und ihr Vater lebten in einer ehemaligen Schaltstation des Wasserkraftwerks. Die Turbinen und Pumpen waren vor siebenundzwanzig Jahren ausgefallen, drei Jahre vor ihrer Geburt. Seitdem lief das Wasser in einem imposanten Katarakt über die Staumauer. Aus diesem Stausee bewässerte ihr Vater seine Felder und Gemüsekulturen.
    »Ich könnte weinen, wenn ich an unsere ungenutzten Chancen denke«, sagte sie, als sie den großen Wohnraum betrat. Ihr Vater saß in einem Sessel, der hundertfünfzig Jahre alt war. Die zusammengenähten Felle von gefangenen Kleintieren lagen über dem ruinierten Bezug. So oder ähnlich war es überall auf dem Planeten: Jeder verwertete, so gut es ging, die Reste einer bedeutungslos gewordenen Vorzeit.
    »Lass es bleiben, Tobby«, antwortete der Vater. »Iss etwas, und dann werden wir versuchen, den Dampfpflug anzuwerfen.«
    Er grinste sie breit an, ein anscheinend stets gutgelaunter, bärtiger Mann mit riesigen Händen und vielen Lachfältchen um die Augen. Er hatte durchgesetzt, dass Tobby an zwei verschiedenen Universitäten studiert hatte, auf ehemals terranischen Schulplaneten. Vor knapp einem Wirgier-Jahr war sie mit dem Diplom eines abgeschlossenen Maschinenbau-Ingenieur-Studiums zurückgekommen. Ihr Fachgebiet war robotgesteuerte Landwirtschaftstechnologie. Und dann verbrachte sie das halbe Jahr damit, im Führerstand der spuckenden, fauchenden Maschine zu sitzen und riesige Äcker umzubrechen?
    »Schon gut. Hin und wieder überfallen mich eben solche Überlegungen.« Tobby setzte sich an den Tisch. Das Frühstück war einfach, aber nahrhaft, Luxusartikel waren kaum mehr bekannt.
    »Ich kann's verstehen«, sagte David Beugner kauend.
    Der Tag war gut für die Feldarbeit. Früher einmal hatte es genügend Roboter hier gegeben, die perfektere Furchen zogen, als jeder Mensch es konnte. Heute funktionierten nur noch wenige, meist stationäre Positroniken. Auf Wirgier gab es eben keine Ersatzteile mehr.
    David trank den letzten Schluck aus dem Tonbecher und blickte seine Tochter kritisch an. »Du scheinst heute wirklich deinen nachdenklichen Tag zu haben«, murmelte er verdrießlich.
    »So ähnlich«, antwortete Tobby leise. »Ich weiß zufällig sehr genau, dass wir auf Wirgier sogar relativ gut dran sind.«
    »In Bezug auf Laren und Überschwere, meinst du?«
    Sie nickte. »Sie lassen uns in Ruhe. Immerhin. Aber fünf Schiffsladungen

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