Silberband 102 - Aufbruch der Basis
Koßjarta zu begleiten. Die Frage, die ihn nun am meisten beschäftigte, war die, ob die Priester damit einverstanden sein würden. Es war durchaus möglich, dass die Angehörigen der verschiedenen Wynger-Stämme, die diesmal die Berufung erhalten hatten, sich auf einem anderen Mond für die Reise nach Välgerspäre vorbereiteten, Plondfair war fast sicher, dass dies so war, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass man die Berufenen und die Sterbenden auf einem Mond gemeinsam absetzen würde.
Seine ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten waren begrenzt, er würde sich im Ernstfall den Wünschen der Kryn beugen müssen. Plondfair fand keine Ruhe mehr, er fieberte der Ankunft entgegen.
Als die Besatzung endlich über Bordfunk davon unterrichtet wurde, dass das Schiff ins Torgnisch-System einflog und sich Wallzu näherte, war noch niemand zu Plondfair gekommen, um ihm zu sagen, was geschehen sollte. Der junge Lufke glaubte nicht, dass man ihn vergessen hatte. Wallzu war nach Ansicht der Kryn nicht die Station, wo Plondfair das Schiff verlassen sollte – das war der Grund, warum sich niemand um ihn kümmerte. Er war entschlossen, sich nicht auf diese Weise von Koßjarta trennen zu lassen.
Als er seine Kabine verließ, wurde er von Trotz und Entschlossenheit beherrscht. Er bezweifelte, dass es ihm gelingen würde, Gainth zu finden, denn dieser hielt sich bestimmt an einem Platz auf, von dem aus er den Transport der Kranken überblicken konnte.
Plondfair sprach deshalb den ersten Priester an, dem er auf dem Korridor begegnete. Er sah diesen Kryn zum ersten Mal. »Sie wissen, wer ich bin?«, fragte er.
»Plondfair.« Der Mann seufzte, »ich habe keine Zeit für Sie. Wir müssen uns um die Überführung der Hilfesuchenden nach Wallzu kümmern. Es ist wichtig, dass sie gut vorbereitet und voll innerem Frieden dort eintreffen.«
Plondfair hielt ihn einfach fest und lockerte seinen Griff auch nicht, als der Kryn sich zu entfernen versuchte.
»Sind sie verrückt geworden?«, rief der Priester. »Wissen Sie, was es bedeutet, einen Kryn anzugreifen? Das ist wie ein Angriff auf das Alles-Rad.«
»Ich wüsste nicht, was das mit dem Alles-Rad zu tun haben soll«, versetzte Plondfair trocken. »Außerdem bin ich bereit, Sie sofort loszulassen, wenn Sie mir sagen, was mit mir geschehen wird.«
»Das wissen Sie doch! Sie kommen zum Treffpunkt. Von dort aus wird man Sie später zusammen mit den anderen Berufenen nach Välgerspäre bringen.« Er sah Plondfair abschätzend an. »Allerdings bezweifele ich, ob Sie die richtige Wahl sind.«
»Ich will nach Wallzu!«, sagte Plondfair grimmig.
»Mit den Kranken?« Der Kryn lachte geringschätzig. »Das wird man Ihnen auf keinen Fall gestatten.«
»Das befürchte ich auch«, sagte Plondfair wütend und stieß den Mann von sich.
»Ich melde Sie!«, zischte der Kryn.
Plondfair rannte davon. Sein erster Impuls war, Gainth zu suchen und ihn zu überreden, doch die Sinnlosigkeit eines solchen Unterfangens wurde ihm schnell bewusst. Wenn er Pech hatte, ließ Gainth ihn in der Kabine einsperren, dann verlor er jede Hoffnung, Koßjarta noch einmal zu sehen.
Aber warum sollte er nicht versuchen, heimlich an Bord eines der Beiboote zu gelangen? Die Besatzung der 4-BIRSCHOR war mit dem Anflug auf Wallzu beschäftigt, während sich Priester und Ärzte um die Kranken kümmern mussten. Das bedeutete, dass niemand ein Augenmerk auf Plondfair haben würde, abgesehen davon, dass ihm sicher keiner einen Fluchtversuch zutraute.
Die Beiboothangars lagen in einem anderen Bereich des Schiffes. Plondfair musste unbemerkt dorthin gelangen. Damit stand er von Anfang an unter einem gewissen Zeitdruck, denn die Beiboote wurden wahrscheinlich bereits besetzt, bevor das Schiff in den Orbit ging und mit ihrer Ausschleusung begonnen wurde. Nun kam ihm seine Schulung an Bord von wyngerischen Raumschiffen zustatten. Er wusste, wohin er sich zu wenden hatte, und kannte die Gänge und Räume, in denen sich nur selten Besatzungsmitglieder oder Passagiere aufhielten. In Antigravschächten und Durchgängen zu den Zwischendecks war die Gefahr einer Entdeckung jedoch groß. Dort musste er sich auf sein Gehör und sein Glück verlassen. Sollte jemand ihn trotzdem entdecken, würde er versuchen, sich herauszureden.
Plondfair war sich darüber im Klaren, dass die eigentlichen Schwierigkeiten erst innerhalb eines Hangars begannen, denn dann stand er vor dem Problem, in eines der Beiboote zu gelangen. Er hatte noch
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