Silberband 107 - Murcons Vermächtnis
besiegt werden, wenn es genügend fachlich qualifizierte Einwohner gibt, die nicht infiziert werden. Ich danke für das Verständnis. Ich bin stets an Bord des Leichten Kreuzers NAJA zu erreichen.«
Die Schallfelder erloschen.
Nistors Kugelsegment stieg wieder auf. Es schwebte durch dunklere Stadtbereiche und erreichte schließlich den Wald und bald darauf auch wieder die Schlucht, in der der Helk bei seiner Ankunft hart gelandet war.
26.
Bagno Cavarett und seine Gefährten begruben Study Broders Leichnam am Rand der Schlucht und häuften Steine auf das kleine Grab.
Sie hielten verblüfft inne, als in wenigen Metern Entfernung etwas Riesiges, Blinkendes aus der Schlucht herausschoss und hinter den Baumwipfeln verschwand.
»Was war das?«, stieß Slagger verwirrt hervor.
»Zweifellos ein Beiboot des fremden Raumschiffs«, erklärte Mudies, der sich in seinem Element fühlte. »Das Mutterschiff liegt am Grund der Schlucht, während das Beiboot Informationen und verschiedenste Proben einholt, damit sich die Besatzung ein Bild von den Verhältnissen auf diesem Planeten machen kann.«
»Das sehen wir uns an!«, rief Cavarett. »Jetzt haben wir noch die Gelegenheit dazu …«
Er sprang mit den Gefährten vom Rand der Schlucht ins Ungewisse und atmete auf, als sie in der Tiefe sanft landeten und keiner fehlte.
Vom fahlen Licht des Beta-Tages war nur dann, wenn man angestrengt in die Höhe blickte, eine verwaschene rote Linie zu sehen. In der Finsternis plätscherte Wasser.
»Was ist das?«, fragte Fogel unvermittelt.
»Was?«
»Da, wo ich hinzei… oh, Verzeihung! Kommen Sie hierher zu mir, Premier. So, jetzt nehme ich Ihre Hand und bewege sie so, bis die Fingerkuppen genau in die Richtung zeigen.«
»Ja, ich sehe es!«, bestätigte Mudies. »Es ist ein flackernder Lichtschein. Das kann hier in der Wildnis nur ein offenes Feuer sein.«
»Das Licht kommt aus einer Höhle. Vielleicht ist das Schiff dort untergestellt, und die Besatzung hat davor ein Feuer entzündet.«
»Ich gehe mit einer Begleitperson auf Erkundung«, sagte Cavarett. »Sirke, du hast den Lichtschein entdeckt. Also hast du das Vorrecht, mich zu begleiten.«
Nachdem geklärt war, wie sie sich verständigen und bis wann sie zurück sein wollten, starteten Cavarett und Fogel. Sie hielten sich nicht allzu nahe an der beinahe senkrecht aufragenden Felswand, um nicht unverhofft auftauchende Vorsprünge zu rammen. Ihre Brustscheinwerfer hatten sie notgedrungen einschalten müssen, aber die Lichtabgabe so gedrosselt, dass der Schein nicht weiter als einen halben Meter reichte.
Nach einiger Zeit konnten sie den aus der Höhle fallenden Lichtschein als Orientierungshilfe nutzen. Sie schalteten ihre Scheinwerfer aus. Minuten später landeten sie auf einem schmalen Felsband vor der Höhle.
»Eine junge Ertruserin!«, stellte Fogel überrascht fest.
Obwohl er wusste, dass ein Ertruser ihn nur hören konnte, wenn er aus wenigen Zentimetern Entfernung direkt in dessen Ohr schrie, wagte Cavarett kaum zu atmen.
Die junge Ertruserin lief hinter einem kleinen Holzfeuer hin und her, erhitzte Wasser in einem Kessel und schüttete es irgendwo im Hintergrund der Höhle aus, nur um dann frisches Wasser aufzusetzen.
»Was hat eine Ertruserin mit einem fremden Raumschiff zu tun?«, fragte Fogel.
»Es handelt sich um ein Kind«, korrigierte der Kybernetiker. »Höchstens zwei Jahre, nach meinen Erfahrungswerten. Nur das Gesicht sieht mir nicht wie das einer Zweijährigen aus – und überhaupt … Sirke, das ist keine Ertruserin!«
»Nein? Aber …«
»Es ist eine Terranerin!«, schrie Cavarett erregt. »Ein terranisches Mädchen von schätzungsweise fünf Jahren. Weißt du, was das bedeuten kann?«
Fogel schüttelte stumm den Kopf.
»Sie ist eine Gefangene der fremden Raumfahrer«, erklärte Cavarett. »Vielleicht wollen die Fremden sie bei den Ertrusern gegen irgendwas eintauschen.«
»Das wäre ein Verbrechen. Wir dürfen das nicht zulassen, Bagno! Bist du einverstanden, dass ich eine Kontaktaufnahme mit der Terranerin versuche?«
Cavarett dachte nach, dann nickte er und reichte Fogel die Hand. »Einverstanden, Sirke. Pass auf dich auf!«
»Mach ich!«, versprach Fogel und flog davon.
Cavarett verlor den Freund schnell aus den Augen. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Terranerin. Sie hatte sich gesetzt, hielt einen seltsamen Gegenstand zwischen den Fingern und spielte anscheinend damit. Unvermittelt drehte sie den Gegenstand so, dass ein
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