Silberband 109 - Das Loch im Universum
einige Zeit, bis sie sicher war, dass sie den Shift vor den Bäumen erreichen konnte, falls diese umkehren sollten. Sie lief los. Dabei behielt sie den Wald ständig im Auge. Doch die Pflanzen schienen das Interesse an ihr verloren zu haben.
Verna erreichte den Panzer, als der Wald schon gut siebenhundert Meter entfernt war.
Laire verharrte etwa eine Stunde neben der Raketenspitze und beobachtete die Insel, auf der er den Quellmeister wusste. Während dieser Zeit stellte er zahllose Berechnungen an. Er wollte die Insel und mit ihr den Loower vernichten, keineswegs aber die anderen bewohnten Inseln in der Umgebung. Es galt, die Rakete punktgenau ins Ziel zu lenken.
Schließlich verließ Laire den hohen Aussichtspunkt und fing an, »seine« Insel zu untersuchen. Die Rakete allein half ihm nichts. Er musste ihre Leitzentrale finden.
Er ging vorsichtig vor. Oft verharrte er minutenlang an einfachen Schlössern, um sie zu überprüfen. Er öffnete sie erst, wenn er festgestellt hatte, dass er damit keine automatischen Abwehranlagen in Betrieb setzte.
Endlich gelangte er über eine abwärts führende Treppe in einen Rechnerraum. Er hielt sich hier jedoch nicht lange auf, weil er feststellte, dass die Geräte nicht mehr arbeiteten. Über einen Gang kam er in einen quadratischen Raum von erheblichen Ausmaßen. Auch hier waren viele Anlagen nicht mehr in Betrieb, weil die Kraftstationen ausgefallen waren.
Ein Kleinstreaktor arbeitete noch. Er diente als Reserve-Energiequelle für das eigentliche Herz der Anlage.
Laire prüfte die noch funktionierenden Teile der Anlage. Nach etwa einer Stunde stand für ihn fest, dass die Insel über siebzehn abschussbereite Raketen verfügte, die alle mit Atomsprengköpfen versehen waren. Er stellte noch einige Berechnungen an, dann entschied er sich dafür, die benachbarten Inseln von ihren Bewohnern zu räumen, bevor er mit dem eigentlichen Kampf begann. Dafür wählte er ein stationäres Waffensystem aus, das sich an der Oberfläche befand.
Vergeblich versuchte er, die stählerne Schutzkuppel über dem System zurückzufahren. Daraufhin stieg er wieder nach oben und brach die Kuppel auf. Unter ihr stand eine Schnellfeuerkanone, mit der Stahlplastikprojektile abgeschossen werden konnten.
Laire schwenkte die Vierlingsrohre einige Male hin und her, dann nahm er die benachbarte Insel unter Feuer.
Die Projektile jagten heulend auf die Gebäude zu und schlugen dicht neben ihnen ein. Stichflammen schossen hoch. Die Explosionen rissen die Stahlplatten der Insel auf. Laire hatte jedoch so sorgfältig gezielt, dass er keinen der Inselbewohner gefährdete.
Endlich setzte die Fluchtbewegung ein. In heilloser Panik rannten die zwergenhaften Bewohner zur nächsten Insel hinüber.
Dort waren sie keineswegs willkommen.
Laire sah, dass sich die Verteidiger formierten. Das änderte sich jedoch schnell, nachdem das erste Geschoss in ihrer Nähe explodiert war. Die Flucht ging landwärts.
Laire bestrich alle Inseln in seiner Reichweite, bis sich dort niemand mehr aufhielt. Dann kehrte er in die Leitzentrale zurück und richtete die Großrakete auf Pankha-Skrins Insel aus. Die ballistischen Berechnungen waren beendet. Laire hatte ermittelt, dass er die Rakete nahezu senkrecht abschießen musste. Sie würde eine Höhe von etwa zehn Kilometern erreichen, bevor sie zurückstürzte.
Ein letztes Mal überprüfte er die Systeme. Sekunden später fauchte die Rakete in den Himmel. Sie zog einen langen Feuerschweif hinter sich her.
Laire beobachtete sie mithilfe der Ortungssysteme weiter. Dabei verglich er die eingeschlagene Flugbahn unablässig mit den errechneten Daten. Heftiger Höhenwind veränderte die Flugbahn, er musste Korrekturen vornehmen.
Laire gelang es, die Rakete so zu steuern, dass sie die berechnete Flugbahn einhielt. Mit robotischer Akribie beobachtete er das Projektil, bis es auf der benachbarten Insel einschlug. Das Geschoss durchbohrte die obere Stahlplatte, als bestünde diese aus weichem Material. Der Sprengkopf explodierte, eine weiße Stichflamme jagte in den Himmel hinauf.
Die Insel flog auseinander. Trümmerstücke wirbelten nach allen Seiten davon, ein Pilz aus rötlichem Rauch erhob sich über der Einschlagstelle.
Verna Theran stellte beunruhigt fest, dass der Shift Unregelmäßigkeiten im Flugverhalten zeigte. Sorgfältig ging sie alles durch, was sie verändert hatte, doch sie fand keinen Defekt. Schließlich sagte sie sich, dass sie sich wohl oder übel damit
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