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Silberband 112 - Die Energiejäger

Silberband 112 - Die Energiejäger

Titel: Silberband 112 - Die Energiejäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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und abgestorbene Teile der riesigen Pflanze ergänzten einander und bildeten tragende Elemente des Heiligtums.
    Aus dem Innern erklang ein dunkles, ruhiges Summen.
    »Wir haben jahrhundertelang die Natur manipuliert, bis sie diese Form hervorgebracht hat«, erklärte Junaca wie beiläufig.
    Felsen und Ziegel waren nur Füllmaterial und höchst zurückhaltend eingesetzt worden. Wir betraten eine sanft schwingende Terrasse und erkannten erst in dem Moment, dass sie aus einer dicken Bodenschicht, Gras und leuchtenden Blüten bestand.
    In wachsender Verwirrung folgten wir Junaca. Schlingpflanzen umrankten die natürlich gewachsenen Pfeiler, mit ihren Blättern und vielfarbigen Blüten verschönten sie Bögen und Durchgänge.
    »Der gesamte Tempel scheint eher gewachsen als erbaut worden zu sein«, stellte Laudnahr fest.
    Das Summen wurde intensiver – eine Melodie von zwingender Eintönigkeit.
    »Die Steine bilden Verstrebungen«, erläuterte unsere Begleiterin. »Und die Ziegel schirmen dort ab, wo nichts wachsen kann. Aber alle Wände bestehen aus natürlichen Substanzen, die sich immer wieder erneuern. Zu jeder Jahreszeit hat das Sydra ein anderes Aussehen.«
    Meine Empfindungen ließen mich die pflanzlichen Strukturen keineswegs als liebliche Architektur sehen. Ich glaubte zu fühlen, dass sich dieser Komplex schnell in eine Falle verwandeln konnte – eine gigantische Pflanze, die sich ruckartig zusammenkrampfte und uns mit Lianen und Ästen erdrosselte. Aber trotz dieses Eindrucks folgte ich Junaca weiter. Sie glitt barfüßig über den Rasen und näherte sich einem blütenumkränzten großen Tor.
    »Wohin führst du uns?«, fragte Hillfahr, nachdem wir drei Terrassen und flache Treppen hinter uns gelassen hatten. Ich drehte mich um und sah hinunter auf die freie Rasenfläche mit ihren Bäumen. Die Sonne strahlte hell, doch aus dem Sydra kam zugleich mit dem dumpfen Gesang ein modriger Hauch.
    »Ich bringe euch ins Zentrum, zu Toorl, dem Wächter des Sydra«, antwortete die Einheimische. »Toorl wird entscheiden, wie weit ihr in die inneren Räume eindringen dürft. Aber ich bin sicher, er erteilt euch jede Erlaubnis.«
    Der Gegensatz zwischen der beruhigenden Helligkeit draußen und dem feuchten Halbdunkel des Tempelinneren war bedrückend. Meine Unruhe wuchs.
    Wir erreichten eine kleine, natürliche Halle. Sonnenlicht fiel durch das Blätterdach. In der Mitte der Rasenfläche erhob sich eine Plattform aus fein bearbeiteten Blöcken, im Hintergrund schimmerten die Metalladern des Felsens, an den sich das Sydra anlehnte. Oder sollte ich besser sagen, um den herum es gezüchtet und kultiviert worden war?
    Ich duckte mich, als ein Zweig meine Stirn streifte und mich mit Blütenstaub überschüttete. Augenblicklich fürchtete ich eine Dosis Gift, die über mich gestreut wurde. Ich musste mich zusammennehmen, um den anderen zu folgen, die sich fasziniert umsahen.
    In der Mitte der Plattform stand ein Mann. Er war nicht alt und nicht jung. Seine Kleidung war einfach, und er trug auch keine Schuhe. Er schien einen Kopf größer zu sein als die Sydraner, denen wir bisher begegnet waren. Junaca ging auf ihn zu.
    »Das sind die fünf Fremden, Toorl«, sagte sie. »Sie suchen etwas, das sie Auge nennen, und glauben, dass das Auge unseres Tempels ihnen einen Hinweis darauf geben kann.«
    »Das mag sein«, erwiderte Toorl. »Kommt bitte näher. Fragt mich. Ich sage euch, was ich weiß.«
    Meine Unruhe nahm weiter zu. Hinter meinen Schläfen war plötzlich ein stechender Schmerz. Ich schwieg dazu, aber ich sah mich um. Schließlich war ich diejenige, die alle Verantwortung trug.
    Toorl winkte uns, ihm zu folgen.
    Junaca, Caudmer, Laudnahr und Hillfahr waren dicht bei ihm. Karst-Vlad und ich folgten ihnen mit einigen Schritten Abstand. Der Aufruhr, der immer stärker in mir tobte, gewann allmählich Macht über mich. Meine Gedanken verwirrten sich, wurden aber sehr schnell wieder klar; offensichtlich wirkten die mentalen Impulse der Meditierenden ebenso auf mich ein wie die Hyperstrahlung des Planeten. Erleichtert atmete ich auf, als wir die Höhle verließen. Sie wirkte auf mich mittlerweile wie ein riesiger Rachen, der jeden Moment zuklappen konnte.
    Ich stolperte. Karst-Vlad hielt mich am Arm fest und bedachte mich mit einem besorgten Blick. »Ist dir nicht gut, Demeter?«, fragte er leise.
    »Ich fürchte allmählich, dass Junaca und Toorl uns in eine Falle locken wollen.«
    »Du irrst«, entgegnete er leichthin. »Alles

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