Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
mithilfe eines starken Schlafmittels außer Gefecht.
28.
Tao-Tans spärliche Erkenntnisse sowie alle Beobachtungen im Zusammenhang mit dem Ende der Station UNKAS wurden noch während des Fluges nach Terra weitergeleitet. Die rätselhafte Strahlung war von der TERNIGAL aus ebenfalls angemessen worden. Sie war inzwischen schwächer als unmittelbar nach den Weltraumbeben, aber trotzdem deutlich feststellbar.
Der Schock für die Besatzung kam erst während des Rückflugs. Was immer auf der TERNIGAL aus Arkonstahl bestand, zeigte - ziemlich genau zwanzig Stunden nach der Ankunft des Schiffes im Bereich der Station UNKAS - die fatale Neigung, weich und nachgiebig zu werden.
Unter Beachtung höchster Vorsichtsmaßnahmen wurden sofort nach der Landung auf Terra Materialproben in die Laboratorien von Imperium-Alpha gebracht. Natürlich hatte es während des Anflugs die üblichen Schwierigkeiten mit den Orbitern gegeben, die jedes anfliegende Schiff argwöhnisch betrachteten. Doch das Argument der Terraner, dass die Vorbereitungen für die Evakuierung nun einmal Unruhe mit sich brachten, war einsichtig genug.
»Ich weiß nicht, was ich von der Sache halten soll«, sagte Julian Tifflor etwas später und sah Mutoghmann Scerp ratlos an. »Es hat zahlreiche Beben gegeben, aber nur von UNKAS wurden solche Erscheinungen gemeldet.«
Scerp war schon zum Monatswechsel mit dem Ersten Terraner zusammengetroffen, danach aber sofort zu Gesprächen mit weiteren Mitgliedsvölkem der GAVÖK abgeflogen. Die Verlängerung des Orbiter-Ultimatums kam seiner Verhandlungsmission entgegen und verschaffte ihm ein wenig mehr Freiraum. Aktuell hatte Tifflor den Vorsitzenden der Galaktischen-Völkerwürde-Koalition jedoch wegen der neuen Weltraumbeben zurückgerufen. Offiziell diente diese zweite Zusammenkunft allerdings Beratungen, wie der Exodus der Menschheit bis zum 20. Oktober reibungslos vollzogen werden könne.
»Wir dürfen nicht vorschnell urteilen«, gab der Neu-Arkonide zubedenken. »UNKAS mag ein Sonderfall sein, aber wohl vor allem mit Blick darauf, dass die Station von mehreren Bebenfronten getroffen wurde und dementsprechend der unbekannten Strahlung sehr intensiv ausgesetzt war. Die TERNIGAL dagegen hielt sich nur für kurze Zeit in dem betroffenen Gebiet auf und hat deutlich weniger Strahlung abbekommen.« Nachdenklich massierte er sich das Kinn. »Trotzdem sind die Folgeerscheinungen verheerend. Ich fürchte, wir werden bald aus vielen Bereichen der Galaxis Meldungen über Konsistenzveränderungen von Arkonstahl erhalten.«
»Genau das befürchte ich ebenfalls«, sagte Tifflor. »Und die Experten sehen es nicht anders. Trotzdem hoffe ich, dass wir alle uns irren.«
Scerp nickte zögernd.
»Sollte das Geschehen auf UNKAS keine Ausnahme gewesen sein, dann sind wir schneller als befürchtet zur Evakuierung gezwungen.« Der Erste Terraner stützte den Kopf auf die Handballen und massierte mit Zeige- und Mittelfinger beider Hände seine Stirn. »Es spielt dann keine Rolle mehr, ob die Orbiter uns als Garbeschianer ansehen oder nicht. Im schlimmsten Fall waren diese neuen Beben erst der Anfang, und wenn sie überall in der Milchstraße diese Strahlung mit sich bringen ... Arkonstahl wurde sehr lange als das am besten geeignete Material verwendet, bis heute ist er aus vielen Produktionsabläufen nicht wegzudenken.«
»Ein Exodus im Sinne von umfassend ist keineswegs durchführbar«, erinnerte Scerp.
»Natürlich nicht. Wir haben zu wenig Raumschiffe. Und falls diese Arkonstahl-Seuche um sich greift, werden es noch weniger werden.«
»Kein Volk kann seine Planeten vollständig räumen«, bestätigte Scerp bitter. »Schon deshalb: Wer entscheidet darüber, welche Gruppen der Bevölkerung gerettet und welche ihrem Schicksal überlassen werden?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Tifflor. »Aber es muss eine Lösung geben! Vielleicht wüsste ich sogar jemanden, der uns weiterhelfen könnte.«
»Wer?«, fragte Sceip. »Jen Salik?« Er war über die Ereignisse informiert, die zur Verlängerung des Ultimatums geführt hatten.
»Ja, Salik«, bestätigte der Erste Terraner. »Ich wollte, er wäre jetzt hier. Aber wir haben ihn aus den Augen verloren, so dumm das auch klingt.«
»Ich fürchte, in diesem Fall wäre er ebenso ratlos.«
Tifflor nickte zögernd. »Auch Saliks Genialität werden Grenzen gesetzt sein«, bestätigte er leise, als scheute er sich davor, sogar diese Hoffnung aufzugeben.
Ronald Tekener betrat den Raum.
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