Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
kläglich versagen würden.«
»Diese Vorwürfe teilen Sie doch gar nicht«, wandte Henry Thompson ein. »Und was wollen Sie eigentlich? Wir mit unseren fünf Mandaten können Tifflors Regierung keineswegs zu Fall bringen.«
Thompson träumte schon lange davon, die terranische Gesellschaft in mehrere gleichberechtigte Dirigentenbereiche aufzuspalten. Dabei wollte er die Figur des Dirigenten teils politisch, teils kulturell definiert wissen. Weil er davon überzeugt war, dass sich nur auf diese Weise der kulturelle Ehrgeiz der unterschiedlichen terranischen Regionen anspornen ließ.
»Doch, wir können!«, behauptete Heigh unerschütterlich. »Wir wissen ohnehin, dass die Opposition bei einem Misstrauensvotum gegen Tifflor stimmen wird.«
»Fehlen immer noch fünf Stimmen - vorausgesetzt, wir stimmen geschlossen gegen Tifflor«, sagte Thompson.
»Lassen Sie mich nur machen«, entgegnete Heigh. »Tifflor muss abgelöst werden. Die Opposition wird ein Minderheitenkabinett bilden, das ohne uns nicht funktionsfähig ist. Das gibt uns die Möglichkeit, in der Regierungsmannschaft mitzuarbeiten. Zwei Ministersessel sind der Mindestpreis für unsere Beteiligung.«
Die anderen blickten ihn verblüfft an. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, dass Heigh die Ziele so hochstecken würde.
»Wenn wir in der Regierung tätig sind, müssen wir an der Lösung des Orbiter-Problems mitwirken«, gab Thompson zu bedenken. »Dann sind wir ebenfalls verantwortlich.«
»Ich scheue die Verantwortung nicht. Im Gegenteil.«
»Und wie stellen Sie sich die Lösung vor?«, fragte Vays.
»Mir wird rechtzeitig das Richtige einfallen.« Heigh lächelte.
Diese Antwort hatten die Vorstandsmitglieder schon oft gehört. Anfangs hatte sie noch ihren Unwillen hervorgerufen, aber fast immer hatte Heigh tatsächlich eine akzeptable Lösung gefunden.
17.
»Der Misstrauensantrag macht mir die geringste Sorge.« Julian Tifflor griff nach der Kaffeetasse, die auf seinem Arbeitstisch stand, und trank mit kurzen Schlucken. »Die Opposition wird scheitem, anders kann es gar nicht ausgehen. Viel dringlicher ist allerdings das Orbiter-Problem.«
Der Kosmopsychologe John Vemba saß dem Ersten Terraner in dessen Büro gegenüber. Vemba war ein erfahrener Mann, er galt als einer der Fähigsten seines Fachs.
»Wir haben alle greifbaren Informationen über den Orbiter Quiryleinen gesammelt«, erklärte Vemba. »Viel kam leider nicht zusammen. Trotzdem lässt sich erkennen, dass Quiryleinen eine unbeugsame Persönlichkeit ist. Das Ultimatum wird er keinesfalls zurücknehmen. Er hält uns für Garbeschianer, und die Zustände auf der Erde sind zurzeit leider so, dass sie ihn in seiner Ansicht bestärken.«
»Ich kann diese Aussage nur bestätigen«, bemerkte der Soziologe Gunn Leiv. Er war erst knapp vierzig Jahre alt, trug das Haar ungewöhnlich kurz, ließ seinen Backenbart aber ungehindert wuchern. Leiv war Tifflor als feinsinniger Denker bekannt, der mehrere wissenschaftliche Auszeichnungen erhalten hatte.
»Sie reden von der Reaktion der Menschen auf das Ultimatum...«, stellte Tifflor klar.
»Allerdings.« Leiv hob beide Hände in einer bestätigenden Geste. »Ein Großteil der Menschheit gibt sich weiterhin, als sei nichts geschehen und als stehe uns eine ungetrübte Zukunft bevor. Ich kann da sogar einige Politiker nicht ausnehmen, die über mehr Informationen verfügen als die breite Öffentlichkeit. Sie arbeiten mit aller Macht an ihren kleinlichen Zielen, ohne daran zu denken, dass die Erde bald eine Wüste sein wird, wenn wir das Orbiter-Problem nicht lösen.«
»Dem kann ich leider nicht widersprechen«, bemerkte Tifflor.
»Die Börsen fallen von einem Tiefststand in den nächsten; in ein paar Tagen werden wir offene Panik haben. In der Wirtschaft herrscht jetzt schon eine Totengräberstimmung, die katastrophale Auswirkungen haben wird. Immer mehr Menschen versuchen alles, um ihr Vermögen zuretten, und ich kann durchaus verstehen, dass es dabei nicht immer legal zugeht.«
»Viele Menschen regeln jetzt auch noch andere Dinge, die sich mit dem Gesetz nicht vereinbaren lassen«, fügte Vemba hinzu.
»Ich weiß.« Julian Tifflor nippte an seinem Kaffee. »Die Kriminalität nimmt in beängstigendem Maß zu.«
»Viele sind offenbar davon überzeugt, dass sie die Erde in wenigen Tagen verlassen müssen«, stellte Leiv fest. »Für einige ist das Grund genug, ethische Zwänge abzuschütteln; wer heute Straftaten begeht, hofft darauf, dass er
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