Silberband 116 - Der Auserwählte
andere Dinge von mir verlangt.«
»Es fehlte gerade noch, dass du uns einreden willst, uns vor Schlimmerem bewahrt zu haben, Joker«, sagte Gucky verbittert.
»Das hat er bestimmt«, behauptete Baya. Ich war dem terranischen Mädchen für diesen Zuspruch unsagbar dankbar. Sie ließ mich hoffen, dass ich das Vertrauen der BASIS-Besatzung vielleicht doch noch zurückgewinnen konnte. Wenn ich Kemoauc nach diesem letzten Dienst nicht mehr verpflichtet war, dann würde ich alles daransetzen, um diese Scharte wieder auszuwetzen.
»Ist es wahr, dass Kemoauc nicht in Laires Auftrag gehandelt hat?«, wollte Rhodan plötzlich wissen.
»Es stimmt«, erwiderte ich. »Laire wäre mit den Plänen des Zeitlosen überhaupt nicht einverstanden.«
»Ab wann hat die GRENIT die Rolle der TARTUS übernommen?«, fragte Rhodan weiter.
»Während der Umkreisung des neunten Planeten.« Ich erzählte ihm, wie ich mit dem Schnüffelsinn die Ortung der beiden Raumsonden störte und die Peilung von der TARTUS auf die GRENIT lenkte.
Der Terraner nickte. »Das bedeutet, dass Laire auch vor Kemoauc, der sich mit uns aufgehalten hat, einen gewaltigen Vörsprung hat. Wie will dein Herr den aufholen?«,i
»Kemoauc weiß, wo Laires Ziel liegt«, sagte ich unbehaglich. »Ich habe das für ihn herausgefunden.«
»Dann könntest du, sobald du Kemoauc nicht mehr verpflichtet bist, uns diese Koordinaten ebenfalls nennen?«
»Nein«, wehrte ich ab. »Kemoauc hat mir befohlen, diese Koordinaten aus meinem Gedächtnis zu streichen.«
»Das sind alles nur Ausflüchte« behauptete Gucky. Er war wirklich unerbittlich.
Endlich hatte ich keine Witterung mehr von Kemoauc und konnte
meine Gefangenen freigeben. Sie merkten es, als ich den Druck von ihnen nahm.
Ohne auf Rhodans Anweisung zu warten, startete Kosum die HUR-VO. »Soll ich versuchen, der GRENIT auf gut Glück zu folgen?«, fragte or erst danach.
Rhodan blickte mich forschend an. »Hätte das überhaupt einen Sinn, Joker?«
»Hat es nicht«, antwortete ich. »Selbst wenn ihr durch Zufall Ketnoauc aufspüren würdet, müsste ich mich einschalten. Diesbezüglich hin ich ihm noch verpflichtet.«
»Dann fliegen wir zur BASIS zurück.« Wenn Rhodan meine Haltung auch nicht ganz verstand, so versuchte er wenigstens, sich in meine Situation hineinzu versetzen. Auch die anderen nahmen das nicht persönlich. Nur Gucky war zu keinen Zugeständnissen bereit.
Aber gerade das schmerzte mich besonders. Der Verlust eines Freundes wog schwerer als die Bereitschaft aller anderen, mir zu verzeihen.
I is geschah mir ganz recht, dass Gucky mir die kalte Schulter zeigte. Ich hätte es sogar erduldet, wäre ich nach der Rückkehr zur BASIS in irgendein ausbruchssicheres finsteres Loch gesperrt worden. Dass Perry Rhodan - ganz im Gegensatz zu mir selbst - allerdings nicht daran ilachte, mich zu isolieren, tat gut. Erst recht, dass ich mich weiterhin frei und ungehindert bewegen durfte.
Vielleicht unterließ Rhodan es, mich einzusperren, weil er zu viel Respekt vor meinem Schnüffelsinn hatte. Dabei hatte ich mir vorgenommen, ihn nie wieder zu gebrauchen.
Und das war vermutlich der Grund dafür, dass ich die Veränderung überhaupt nicht wahmahm, die mit mir geschah.
Baya machte mich zuerst darauf aufmerksam.
»Joker, wie siehst du denn aus!«, rief sie entsetzt, als sie mir in der Nähe der Loower-Kolonie begegnete.
»Ich habe Kummer«, erwiderte ich. »Du weißt, warum.«
»Deswegen brauchst du deinen Bohnenkörper nicht gleich hängen /u lassen.« Sie lachte sogar, aber dieses Lachen wirkte nicht ansteckend auf mich. »Ich kenne Gucky, er kann niemandem wirklich böse sein. Bestimmt verzeiht er dir früher oder später.«
»Das wird er nicht!«, sagte ich. »Ich bin es nicht einmal wert, dass er mich ansieht.«
»Joker«, sagte Baya argwöhnisch, »hast du etwa vor, dich durch Selbstzerstörung zu bestrafen?« Sie betrachtete mich so seltsam, aber ich dachte gar nicht daran, meinen Schnüffelsinn einzusetzen, um ihren Blick zu deuten. Ich wollte leiden.
»Komm mit mir!«
Sie brachte mich zur Krankenabteilung und führte mich sogar zu einem Spiegel. Ich war von meinem Anblick entsetzt. Meine Bohnengestalt sah aus wie eine vertrocknete Wurzel, und ich hatte ein verrunzeltes Greisengesicht.
»Das habe ich nicht gewollt«, entfuhr es mir.
»Dann hoffe ich, dass das deinen Lebenswillen wieder aufiichtet«, sagte Baya.
»Aber ...«, begann ich und schwieg sofort wieder. Ich wollte dem Mädchen
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