Silberband 116 - Der Auserwählte

Titel: Silberband 116 - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan

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erwartet.
    Dass für ein solches Wunderwerk dieser Aufwand getrieben wurde, erschien Kemoauc verständlich. Hatte er die Fabrik gefunden, in der Laire erschaffen worden war? War Kemoauc Zeuge, wie ein neuer, wahrscheinlich verbesserter Roboter erschaffen wurde?
    Es gab nichts mehr zu sehen in diesem Raum. Kemoauc ging den Weg zurück, den er gekommen war, und niemand hinderte ihn daran.
    Immer neue Kleinigkeiten fielen dem Mächtigen auf. Sie erinnerten ihn an seine eigene Burg.
    Ein wenig war der Mächtige bedrückt von dem Gedanken, dass er als Einziger vom Bund der Zeitlosen am Leben geblieben war. Seine Brüder existierten nicht mehr. Ariolc, dem Wahnsinn verfallen, tot; Ganerc, der sich zuletzt Callibso genannt hatte, tot; Murcon, von seinen Gästen auf seiner Burg abgesetzt und getötet; Lorvorc, er lag tot unter den Trümmern seiner Burg; Partoc, der seine Zeitlosigkeit um einer Sterblichen willen geopfert hatte, und schließlich Bardioc, der Verräter...
    Kemoauc verließ die Fabrikhalle, in der es gespenstisch still geworden war. Die Maschinen arbeiteten nicht mehr. Eine große Aufgabe war zum Abschluss gekommen.
    In Kemoauc setzte sich die bohrende Frage fest, ob dies der Anfang war oder das Ende.

20.
    Die Burg war riesig. In gewissen Bereichen ähnelte sie den Kosmischen Burgen der Zeitlosen, in anderen wich sie erheblich davon ab. Sie war eben eine riesenhafte Industrieanlage, deren Zweck Kemoauc allerdings verborgen blieb.
    Der Mächtige bewegte sich noch immer in den äußeren Bezirken. Außer den Vilthanem hatte er kein Lebewesen getroffen, nur Roboter. Es gab Tausende von Maschinen, die ihrer Arbeit nachgingen, ohne sich um Kemoauc zu kümmern.
    So schritt der Mächtige durch ein Reich, das ihm seltsam vertraut und fremd zugleich war.
    Ab und zu blieb er stehen, um Einzelheiten zu betrachten, seltener, um sich bedienen zu lassen. Die Servoautomaten belieferten ihn und sein Gefolge mit allem, was er wünschte. Nicht zuletzt dies gab den Stunden der Suche eine Atmosphäre des Unwirklichen. Kemoauc kam sich vor wie ein Fremder im eigenen Haus.
    Die Vilthaner waren sehr still geworden. Sie achteten sorgsam darauf, einen gewissen Abstand zu Kemoauc einzuhalten, als fürchteten sie, in seinen Bannkreis zu geraten.
    Stunden vergingen ereignislos.
    Kemoauc war schon ein wenig ermüdet, als ein großes Tor den Weg versperrte. Als er endlich einen Öffnungsmechanismus fand und das schwere Portal geräuschlos aufschwang, quoll ihm ein muffiger Geruch entgegen. Es war dunkel.
    Kemoauc machte zwei, drei Schritte vorwärts, und die Beleuchtung flammte auf. Er sah vor sich eine Fabrikhalle ähnlich den Werkstätten, die er bereits betreten hatte. Maschinen, staubbedeckt, reglos.
    »Wie in einer Gruft«, murmelte er.
    Ein aberwitziger Gedanke beschlich den Mächtigen. Er wusste, dass er nicht zur ersten Gruppe der Helfer gehört hatte, die von den Kosmokraten ausgesandt worden waren. Es hatte andere gegeben, an die schon früher der Ruf ergangen war.
    War dies die Behausung eines der alten Mächtigen? Die Gruft für einen, der in den Diensten der Kosmokraten gestanden hatte?
    Vielleicht sogar die Gruft eines Kosmokraten?
    Kemoauc verwarf diesen Gedanken sofort. Seine Informationen über die Herren von jenseits der Materiequellen waren so dürftig, dass sich nicht einmal brauchbar damit spekulieren ließ.
    »Neerad, weißt du, wie alt die Station ist?«, fragte Kemoauc.
    »Ich weiß es nicht, Mächtiger. Die Leute, die mich abgeholt haben mit meiner Sippe, sprachen davon, dass die Station seit Ewigkeiten bestünde.«
    »Wer hat dich abgeholt?«
    »Wesen, die dir ähnlich sehen, Mächtiger. Sie waren aber viel kleiner und zierlicher. Und ihre Gesichter waren anders - wie anders, vermag ich nicht zu sagen.«
    »Androiden«, vermutete Kemoauc.
    Vorsichtig drang er tiefer in den verstaubten Bezirk ein. Es gab hier nicht einmal Roboter. Der Eindruck, sich in einer riesigen Grabkammer zu befinden, wurde stärker. Ebenso wuchs die Beklemmung, die Kemoauc umfing.
    Er fand einen Unterschied zu den Anlagen, die er bisher gesehen hatte. In diesen Werkstätten war kein Metall verarbeitet worden. Überhaupt musste die Zeit weit zurückliegen, in der hier gearbeitet worden war.
    Jahrhunderttausende?
    Jahrmillionen...?
    Der Gedanke fraß sich in Kemoaucs Gehirn fest.
    Waren hier Finger gemacht worden? Hände? Wesen, die in ihren Leibern kein Metall trugen, sondern aus organischer Materie bestanden? Aus Fleisch und Blut, aus Hirn