mitgebracht.« Sie bedeutete James, ihr die Einkaufstasche zu bringen.
»Ich habe einen Ehemaligen-Newsletter, einen Brief von Belle und ein Rezept, das dir bestimmt gefallen wird.« Verna kramte in ihrer Tasche und förderte ein dünnes Heft zutage. »Und die Jungs haben dir Blumen mitgebracht. Rosa, deine Lieblingsfarbe.«
James warf Mitch einen Blick zu, doch der starrte gedankenverloren vor sich hin. Sein Ärger pulsierte so stark, dass der Raum vibrierte.
»Warum liest du deiner Mutter nicht etwas vor?« Verna erhob sich, drückte James das Magazin in die Hand und schob ihn in Richtung des Stuhls. »Ich stelle die hier mal ins Wasser.«
Sie ging mit den Blumen in das kleine angrenzende Badezimmer, und James betrachtete die Vorderseite der
Alumni News,
ohne die Zeitung zu öffnen. Sanft berührte er Sarahs Hand.
»Abschlussklasse 1970 «, sagte Mitch leise.
James blätterte durch die Seiten, bis er das richtige Jahr gefunden hatte. »Bekanntmachungen«, las er vor. »Das Planungskomitee für das fünfunddreißigjährige Klassentreffen trifft sich im Februar für ein Wochenende in Lake Florence. Bitte nehmt Kontakt mit Vicky Hanson auf, wenn ihr daran teilnehmen möchtet.
[email protected].« James warf einen Blick auf die Frau, die immer noch wie eine Puppe dalag.
Ich bewegte mich langsam auf die andere Seite des Bettes und betrachtete Billys Mutter. Wäre sie nicht krank gewesen, sie hätte wunderschön ausgesehen. Ich wollte ihren Arm berühren, doch Verna drängte sich durch meinen Körper, um eine weiße Plastikvase auf dem Nachttisch abzustellen. Ich zog mich zur Tür zurück.
»Todesfälle«, fuhr James fort zu lesen. »David Wong ist am ersten August in Livingston, Vermont, an Herzversagen gestorben. Er hinterlässt seine Frau Greta Zenner Wong, zwei Kinder und vier …« James unterbrach sich, als Verna eine Hand auf seine Schulter legte und sich an seiner Stelle auf den Stuhl setzte.
»Danke«, flüsterte sie. Betont fröhlich fuhr sie fort: »Dann schauen wir mal. Unternehmen. Mark Hogan hat seine dritte BMW -Niederlassung in Seattle eröffnet und freut sich über Bewerbungen aus Colfax, ganz besonders von denjenigen, die sich über seinen 65 er Ford Pick-up lustig gemacht haben.«
Durch die Bettdecke berührte James sacht Sarahs Fuß. Ihre Augen waren offen und starr.
»Erinnerst du dich an Mark Hogan?«, fragte Verna ihre Freundin. »Wegen seiner großen Ohren haben sie ihn immer ›Dumbo‹ genannt.« Sie las einen Brief von einer Freundin namens Belle vor, die über die Scheidung ihrer Tochter von einem Spielsüchtigen berichtete, und über die Beinamputation ihres Hundes Chloe. James hatte auf der gegenüberliegenden Bettseite auf einem Stuhl Platz genommen und schien mich vollkommen vergessen zu haben. Auch an Mitch schien der Krankenbesuch zunehmend zu zehren. Er hatte die Ellbogen auf den Knien abgelegt, rieb die Fäuste aneinander und starrte auf den Boden, als warte er auf seine Verurteilung.
Nach einer Stunde erschien eine Krankenschwester in der Tür, die Besuchszeit war vorüber. Mittlerweile hatte Mitch eine beinahe liegende Position eingenommen, eine Hand über den Augen, als versuche er zu schlafen. Verna packte ihre Tasche.
»Nächstes Mal bringe ich die Geschichte über den Garagenflohmarkt mit«, versprach sie. »Die war so lustig!«
Mitch stand auf, abgekämpft und von der Last seiner Rüstung niedergedrückt.
»Auf Wiedersehen, Liebes.« Verna gab Sarah noch einen Kuss.
»Bye, Mom«, sagte Mitch, ohne sie anzusehen. Und schon war er zur Tür hinaus.
James winkte der stummen Frau zu, eine kleine jungenhafte Geste. »Bye, Mom.« Er ging neben Verna her und trug ihre Tasche. Das Laufen schien ihr jetzt noch größere Schwierigkeiten zu bereiten. Während die beiden sich aus der Besucherliste austrugen, wartete Mitch schon im Wagen. Ich folgte ihnen gemächlich und wie hypnotisiert von Vernas schlingerndem Gang.
»Setz dich nach vorn«, sagte James, als er ihr die Autotür öffnete.
Auf dem Rücksitz sah mich James zum ersten Mal wieder an. Ich wusste, dass er etwas sagen wollte, doch nach einem kurzen Blick in den Rückspiegel schwieg er.
»Sie hat die Blumen geliebt«, sagte Verna zu Mitch.
Mitch schaltete das Radio ein und ließ es die ganze Fahrt bis zu Vernas Apartmentgebäude laufen. James lehnte sich zu mir und flüsterte: »Sie hat nicht geklingelt.« Als er meinen verwirrten Blick sah, fügte er hinzu: »Sie ist nicht leer. Ihre Mutter ist immer noch in