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Silberlicht

Silberlicht

Titel: Silberlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Whitcomb
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sie ungläubig. »Was ist denn in dich gefahren?«
    Dan stellte einen Krug mit Wasser auf den Tisch und holte drei blaue rechteckige Stoffstücke aus der Küchenschrankschublade. »Es sind doch nur Sets«, sagte er, doch Cathy sah immer noch irritiert aus. Sorgfältig arrangierte ich das Geschirr auf den Platzdeckchen und war überaus erleichtert, dass ich offensichtlich nicht mehr falsch gemacht hatte.
    Als die beiden an den einander gegenüberliegenden Tischenden Platz genommen hatten, schmerzte mir vor Anspannung der Kopf.
    »Deine Mutter hat mir erzählt, dass du in der Schule mit einem fremden Jungen geredet hast.« Dans Stimme klang zu kontrolliert, um beiläufig zu sein.
    »Es war kein fremder Junge«, erwiderte ich.
    »Du hast also vorher schon mit ihm gesprochen?«, fragte er. Beide sahen mich an.
    Ich hatte keine Ahnung, ob Jenny vor dem heutigen Tag schon mal ein Wort mit Billy gewechselt hatte. »Ich sehe ihn öfter in der Eingangshalle.«
    »Er ist also nicht aus der Gemeinde?«, fragte Dan weiter.
    »Nein«, antwortete ich.
    »Besucht er überhaupt eine Kirche?«, wollte Cathy wissen.
    »Danach habe ich ihn nicht gefragt«, gab ich zurück, doch insgeheim wusste ich natürlich, dass Mitch und Billy noch nie Mitglied in irgendeiner Gemeinde gewesen waren. »Er möchte vielleicht mit mir ausgehen.« Ich hatte gehofft, es beiläufig klingen zu lassen, doch beide hörten abrupt mit dem Essen auf.
    »Sei nicht albern«, sagte Cathy schockiert.
    »Ich dachte, wir wären uns einig, dass sie noch zu jung ist, um mit Jungs auszugehen«, sagte Dan.
    »Aber …« Mein Herz klopfte so stark, dass meine Augen zu flimmern begannen. »Mutter hatte doch erwähnt, dass mich jemand um eine Verabredung bitten würde.«
    Cathy legte ihr Besteck zur Seite. »Brad Smith. Aus der Jugendgruppe. Und das wäre für eine Kirchenparty gewesen, um Himmels willen.«
    Sie blickte ihren Mann an, als wolle sie ihre Unschuld demonstrieren.
    »Ich könnte ihn in die Kirche einladen«, schlug ich vor.
    »Nein«, sagte Cathy kopfschüttelnd. »Das kommt überhaupt nicht in Frage.«
    Ich hatte das surreale Gefühl, dass ich gerade ohne Verhandlung verurteilt worden war. »Aber warum denn nicht?«
    »Ich dachte, ihr zwei hättet darüber gesprochen.« Dan blickte Cathy vorwurfsvoll an.
    »Das haben wir auch, bis ins letzte Detail. Sie weiß, dass sie mit niemandem ausgehen darf, der nicht zur Kirche gehört«, erwiderte sie. Sie wandte sich mir zu und schüttelte entschieden den Kopf. »Triff dich nie mit einem Jungen in der Hoffnung, ihn zum Konvertieren zu bringen.«
    »Die Frage erübrigt sich sowieso«, unterbrach sie Dan. »Sie wird sich erst in einem Jahr verabreden dürfen, darauf hatten wir uns doch geeinigt.«
    Ich kann nur sagen: Diejenigen, die darum beten, wieder jung zu sein, sollten noch einmal gut darüber nachdenken. Ich fürchtete, dass ich das bisschen, was ich bisher zu mir genommen hatte, gleich wieder von mir geben würde.
    »Sind Menschen für euch nur etwas wert, wenn sie Mitglieder unserer Gemeinde sind?«, platzte ich heraus, bevor mir klarwurde, was ich da gesagt hatte. Zu spät.
    Der Schock warf Cathy wie ein Gewehrschuss gegen ihre Stuhllehne. »Jennifer Ann.«
    Dan legte den Kopf schief und sah mich an, als wolle er mich ins Visier nehmen. »Du weißt doch ganz genau, dass ich geschäftliche Beziehungen zu Juden und Katholiken unterhalte. Wir sind froh, dass du mit Kindern anderen Glaubens zur Schule gehst. Doch wenn man dir dort beibringt, so mit Erwachsenen zu sprechen, nehmen wir dich morgen sofort herunter.«
    »Es tut mir leid«, beeilte ich mich zu sagen. »Das heißt also, dass ich Freunde haben darf, die keine Christen sind? Wir könnten zusammen lernen …«
    »Exkommunizierte Highschool-Jungen«, unterbrach mich Cathy, »wollen nicht mit Highschool-Mädchen
befreundet
sein.«
    »Wovor habt ihr Angst?«, fragte ich.
    »Das reicht.« Dan schob meinen Teller in die Mitte des Tischs, und Cathy brachte ihn wortlos in die Küche. Sie kam mit einem Glas Wasser zurück, das sie vor mich hinstellte. Ein Zitronenschnitzer dümpelte wie ein toter Fisch darin herum.
    Ich wusste, dass der Essensentzug eine Strafe sein sollte, doch für mich war es eine Erleichterung, da ich viel zu angespannt war, um nur einen weiteren Bissen zu mir zu nehmen. Für den Rest der Mahlzeit schwieg ich, reichte das Brot weiter und trank mein Wasser so langsam wie eine Blume. Ich musste nachdenken. Wie konnte ich dieser Hölle hier

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