Silbernes Band (German Edition)
wollte sowieso noch den Krimi zu Ende lesen.“ Er ging in die Küche und holte die Metallbox aus dem Kühlschrank, stellte sie auf den Tisch, steckte den Schlüssel ins Schloss, gab den Code ein, drehte den Schlüssel und öffnete die Box. Dann entnahm er einen Beutel A-Positiv und gab die Hälfte in ein Glas. Während er das Blut erwärmte, packte er den angebrochenen Blutbeutel zurück in die Box, verschloss diese wieder und legte sie in den Kühlschrank.
„Ping!“ Die Mikrowelle meldete sich. Heiðar nahm das Glas heraus, hielt kurz inne, setzte es an seine Lippen und trank. Natürlich schmeckte es gut, sehr gut sogar. Er fühlte sich seltsam, und irgendwie schuldig, obwohl für dieses Blut niemand gestorben war. Heiðar würde eine Weile brauchen, um sich daran zu gewöhnen. Bevor er zu ihr ins Wohnzimmer ging, putzte er sich gründlich die Zähne.
“Verzeihst du mir, dass ich dich einschlafen liess? Und all die anderen Dinge?” Er rückte vorsichtig näher, Rúna legte ihr Buch zur Seite. “Verrat mir erst, was das für eine seltsame Sprache ist und was diese Worte bedeuten.” – “Es sind gälische Worte, sie bedeuten übersetzt “Finde den Schlaf, mein Herz. Finde die Träume, Geliebte.” Fionn hat sie mir verraten. Gälisch ist seine Muttersprache und mittlerweile so etwas wie meine Zweitsprache, wir sprechen oft Gälisch miteinander.” Sie nickte zufrieden. “Diese Worte schützen mich auch davor, gebissen zu werden.” Ihre Feststellung war ihm sichtlich unangenehm. “Ich hoffe, dass ich niemals in diese Situation gerate. Zu Beginn unserer Beziehung war es ein beruhigendes Gefühl, notfalls darauf zurückgreifen zu können.” Rúna beschloss, ihn nicht weiter zu quälen: “Ich verzeihe dir. Und ich vertraue dir, dass du diesen Trick nur im Notfall anwendest.” Er atmete erleichtert aus. “Ich verspreche dir, dass ich dich niemals ohne guten Grund in irgendeiner Weise beeinflussen werde.”
“Komm her und küss mich“, sie zog ihn an sich, “Lass uns rübergehen. Wie war das nochmal mit diesem silbernen Band?“ – „Ich fürchte, du kannst es nicht fühlen, tut mir leid.“ – „Beschreib es mir, damit ich es mir vorstellen kann.“ – „Es ist unfassbar. Ich war noch nie so glücklich und im Einklang mit mir, wie in jenem Moment. Weil ich bisher nie wie ein Unsterblicher liebte. Das Band kommt aus meinem Herzen, schlingt sich um unsere Körper und verbindet uns. Wir werden Eins – und zwar nicht bloss körperlich. Es ist, als ob wir ineinanderfliessen.“ - „Das klingt wunderschön. Schling dein Band um mich, Heiðar. Ich liebe dich, auch wenn ich nicht dasselbe fühle wie du.“
Er blieb noch lange wach, nachdem sie sich geliebt hatten, und betrachtete die schlafende Gefährtin. Seine Rúna , obwohl er nicht vorhatte, diesen Anspruch auszusprechen.
Unrühmliche Vergangenheit
Als sie ein paar Stunden später beim Frühstück sassen, zeigte er ihr die Schachtel mit Fionns Briefen. “Die habe ich in Kristíns Wohnung gefunden. Fionn hat ihr regelmässig geschrieben und sie dabei jedes Mal darum gebeten, zu ihm zurückzukehren.” Rúna blätterte behutsam durch die Briefumschläge und studierte die Poststempel. “Du meinst, er hat all die Jahre versucht sie zurückzugewinnen?” - “So ist es. Er hat sie immer geliebt. Ich möchte ihm die Briefe gerne wiedergeben.” Ihr schönes Gesicht erhellte sich: “Wir könnten später bei ihm vorbeigehen, er freut sich bestimmt über unseren Besuch.” – “Ich kann ihm die Briefe ein ander Mal bringen“, meinte er arglos. “Ich finde, das können wir sehr gut heute erledigen. Ist doch eine prima Gelegenheit für einen ersten offiziellen Besuch. Ich möchte ihn wirklich gerne näher kennenlernen, er gehört schliesslich zu deinem Leben.” Heiðar gab sich geschlagen. “In Ordnung. Wir besuchen ihn heute Nachmittag, aber erst fahren wir ins Schwimmbad.” – “Unbedingt. Lass uns um die Wette schwimmen!”
Natürlich gewann Rúna das Wettschwimmen. Danach aalten sie sich eine Weile im Hot Pot und fuhren gegen Eins zum Lunch ins Sólon .
Sie setzten sich an einen Zweiertisch am Fenster. Von da konnte man wunderbar die Leute auf der Strasse beobachten, falls man sich nicht gerade verliebt in die Augen sah. „Ich nehm die Pasta mit Spinat und Schafskäse und dazu ein Bier“, entschied Rúna. „Gute Idee, das nehm ich auch. Was meinst du zu den Brownies mit Vanilleeis zum Nachtisch?“ – „Klingt
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