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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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Heiðar dicht an ihrer Seite. “Weshalb bist du hier? Ich möchte nicht, dass du herkommst, wenn Rúna bei mir ist.” Fionn lächelte ungerührt: “Ich freue mich sehr, dass ihr immer noch verbunden seid, und das stärker denn je. Ihr seid nun liebende Gefährten, also nehme ich an, dass ihr über alles gesprochen habt.”

    Rúna überlegte, ob er womöglich in ihren Sachen gewühlt hatte. Dass sie mit Heiðar geschlafen hatte, schien er jedenfalls schon zu wissen. Im Umgang mit Vampiren wurde Privatsphäre zum Fremdwort. Aber sie war schrecklich neugierig auf Heiðars Vater. Der wunderschöne, blonde Vampir – nein, der wunderschöne, blonde Unsterbliche übte eine starke Faszination auf sie aus.

    Fionn blickte sie wohlwollend an. “Ich hoffe, du hast dich von deinem Schreck erholt. Ich sah keine andere Möglichkeit, euch zu helfen. In Zukunft benehme ich mich wie ein Gentleman.” So wirkte er im Moment auch gerade: Perfekte Umgangsformen, dieses freundliche Lächeln, seine angenehme Stimme. Man konnte sich leicht täuschen lassen. Wie oft hatte er wohl schon ahnungslose Opfer auf diese Weise eingelullt, bis sie ihm vertrauten, um sie dann in einem günstigen Moment zu töten?

    Rúna erwiderte trotzdem sein Lächeln. “Danke, es geht mir ziemlich gut, ich brauche aber noch Zeit, mich an alles zu gewöhnen. Ich habe nichts verraten und werde auch in Zukunft nichts verraten. Und natürlich bleibe ich bei deinem Sohn.” Heiðar strahlte verliebt.

    “Sehr schön”, meinte Fionn erfreut, wandte sich dann mit ernster Miene an seinen Sohn: “Du ziehst nicht in Erwägung, deinen Anspruch zu erklären?” Heiðar seufzte und warf ihr einen besorgten Blick zu. “Wir haben darüber gesprochen. Rúna ist dagegen, sie will dich besser kennenlernen.”

    Fionn gab sich beeindruckt: “Du bist sehr mutig, mein Liebes, ich fühle mich geschmeichelt. Vergiss bitte nie, dass es riskant ist, wenn du mir zu sehr vertraust.” Seine Augen blitzten für einen kurzen Moment gefährlich auf, gerade lange genug, damit sie es bemerkte. Rúna wusste selbst nicht, woher sie den Mut nahm, als sie seinen eindringlichen Blick erwiderte: “Mir ist bewusst, dass du mich töten kannst, ohne dass ich es merken würde. Aber du bist Heiðars Vater, und ihr seid dabei, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Du kannst nicht riskieren, ihn zu verlieren, indem du mir etwas antust. Darum glaube ich, dass du Wort hältst und mich verschonst. In gewisser Weise bin ich jetzt auch ein Teil dieser Familie, immerhin kenne ich euer Geheimnis. Ihr seid die Einzigen, mit denen ich darüber sprechen darf. Ich glaube, es ist sinnvoll, wenn ich zu dir kommen kann, falls Heiðar und ich einmal Probleme haben sollten. Wenn er seinen Anspruch auf mich erklärt, ist das nicht möglich, du dürftest dann ja nicht mit mir allein sein.” Sie hielt den Blickkontakt noch einen Moment aufrecht, dann wandte sie den Kopf und lächelte Heiðar um Verständnis heischend an. Er wirkte nachdenklich. Sie hatte schon Recht, wenn es Probleme gab, stand sie ganz allein da. An wen sollte sie sich wenden? Möglicherweise ging es ihr dann wie Kristín, die nur noch den einen Ausweg gesehen hatte – Fionn zu verlassen.

    Heiðar fixierte ihn streng: “Versprichst du, ihr nichts anzutun? Kann ich mich darauf verlassen? Wenn ja, verzichte ich gerne auf die Anspruchserklärung.” Fionn nickte feierlich. “Ich gebe dir mein Wort, Heiðar.” Rúna war noch etwas eingefallen. “Und vor allem wirst du mich nicht mehr in deinen Bann ziehen”, machte sie klar. „Du gefällst mir. Wir werden bestimmt ein gutes Verhältnis haben“, meinte er amüsiert. “Ich verspreche es, behalte mir aber vor, es in Notfällen anzuwenden, sofern es für dich von Vorteil ist. Vielleicht solltest du Heiðar dieses Versprechen ebenfalls abnehmen, er verfügt auch über diese Fähigkeit.” Nun war es an Rúna, Heiðar erstaunt und durchaus etwas misstrauisch anzusehen. “Wann wolltest du mir davon erzählen? Hast du etwa...?”

    Fionn hatte ihm einmal mehr einen schönen Bärendienst erwiesen! Heiðar wollte es ihr natürlich irgendwann erzählen, war aber der Meinung, dass sie im Moment schon genug zu verdauen hatte. Zudem plagte ihn das schlechte Gewissen, wegen des Einschlaf-Tricks. Rúna blickte ihn erwartungsvoll an, also konnte er dieses Gespräch nicht auf später verschieben. “Ich habe dich nie auf diese Weise beeinflusst. Ich wollte, dass du dich freiwillig für mich entscheidest.

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