Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
Vom Netzwerk:
ohne jegliche Panne, packte rasch ihre Einkäufe in eine Tüte und verliess mit langen Schritten den Laden.

    Heiðar grinste schelmisch, als sie zu ihm in den Wagen stieg. „Mmm, Schokolade! Wie lieb, dass du an mich gedacht hast.“ Seine Hand fuhr in die Tüte, um sich die Tafel zu schnappen, Rúna haute ihm kräftig auf die Finger. „Wirst du wohl! Das ist meine Schokolade, du hattest gestern schon genug!“ Wie ihre Augen blitzten, fehlte bloss noch, dass sie knurrte. „Sei nicht so böse Schätzeli! Ich nehm dir deine Schoggi schon nicht weg, du bist doch viel süsser. Sei lieb, und gib mir einen Kuss!“ Er spitzte die Lippen und warf ihr einen schmachtenden Blick zu. „Hör bloss auf mit deiner Geheimsprache!“ Sie boxte ihn mit ganzer Kraft in die Rippen, worauf er noch verschlagener grinste. „Sieh dich vor, oder ich bleib den ganzen Tag bei den Pferden!“ Ihre Drohung zeigte Wirkung, schliesslich konnte er sie schlecht in den Stall begleiten.

    Sie brauchten bloss noch ein kurzes Stück weiterzufahren, bis sie am Ziel waren. Heiðar hielt vor einem mehrstöckigen Wohnhaus, das zum Pferdehof gehörte. Auf der Anlage tummelten sich mehrere Islandpferde, es gab zwei Hunde und einige Katzen, im Garten war ein Freilaufgehege für Kaninchen angelegt. Jede Menge Tiere, die er in Angst und Schrecken versetzen konnte. „Ich warte hier beim Auto auf dich.“ Sie stiegen beide aus, er lauschte angestrengt. „Im Haus hält sich niemand auf, aber im Stall sind mehrere Leute.“ Sie gab ihm einen langen Kuss, „Ich bin bald wieder da“, löste sich von ihm und ging dann einfach mal in Richtung Stall.

    „Ja wen haben wir denn da? Du bist bestimmt Rúna. Herzlich Willkommen!“ Die sympathische blonde Frau in Reitklamotten sprach zum Glück ganz normales Deutsch. Sie kam direkt auf sie zu und umarmte sie spontan. „Ich bin Susanne.“ Rúna nickte etwas schüchtern. Diese Schweizer waren überhaupt nicht zurückhaltend, fand sie. „Und das ist mein Mann Christian.“ Ein rotblonder Mann mit Brille trat hinzu. „Hallo Rúna. Schön dich kennenzulernen.“ Er schüttelte ihr höflich die Hand. „Hast du dich gut zurechtgefunden auf den Schweizer Strassen?“ – „Kein Problem. Mein Freund kann sich prima orientieren, er hat so was wie ein eingebautes GPS“, witzelte Rúna. „Ach, ihr seid zu zweit hier? Und wo hast du deinen Freund versteckt?“, wunderte sich Susanne. „Er wartet beim Wagen auf mich. Heiðar macht sich nicht viel aus Pferden, zudem ist er allergisch auf Tierhaare.“ Was für eine hübsche kleine Notlüge. „Dann sollten wir gleich einen Rundgang machen, damit dein Freund nicht unnötig lange warten muss. Wenn du Lust hast, kannst du Fengur später bei der Arbeit zusehen. Er macht sich wirklich sehr gut“, schlug Christian vor. „Einverstanden.“ Rúna folgte den beiden ins Stallgebäude.

    Es begann leise zu schneien. Heiðar mochte die kalte Schneeluft, es machte ihm nichts aus, hier draussen zu warten. Die Pferde verhielten sich ruhig, der Abstand zu ihnen war also gross genug. Hunde und Katzen liessen sich nicht blicken und die Kaninchen jagten nicht panikartig durchs Gehege. Neugierig lauschte er dem angeregten Gespräch, das Rúna mit den Hofbesitzern führte. Natürlich ging es dabei im Wesentlichen um Pferde. Rúna war begeistert von der gepflegten Anlage und den schönen Tieren, die sich im Offenstall tummelten. „Fengur!“ Sie schien dem Pferd geradezu um den Hals zu fallen. Das Tier schnaubte skeptisch, es hatte wohl den leichten Raubtiergeruch wahrgenommen. Heiðar grinste. Solange sie bloss ein Pferd umarmte, hatte er absolut nichts dagegen. Besagter Fengur wurde aus dem Stall geführt und angebunden. Rúna sprach leise mit dem Wallach, flüsterte ihm isländische Koseworte ins plüschige Ohr und fuhr mit einer groben Bürste übers dichte Fell.

    Heiðar liess seinen Blick schweifen. Ein gutes Stück vom Wohnhaus entfernt, getrennt durch die Strasse, lag ein weiteres Stallgebäude. Ein Mann mit einem dunklen Pferd hatte eben den Stall verlassen und bewegte sich zügig in seine Richtung. Heiðar musterte das Tier. Die hässliche Kaltbrand-Nummer auf dem Rücken liess keinen Zweifel zu - er kannte diese Stute. Sie weckte Erinnerungen an seine ersten Jagdversuche. Kurz nach seinem 18. Geburtstag tötete er ein paar Schafe, was zwar den Durst stillte, aber nicht wirklich Spass machte. Für seinen zweiten Jagdausflug fuhr er ins nördliche Hochland, wo er sich ein Pferd

Weitere Kostenlose Bücher