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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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halb Eins, ihren Arbeitsplatz in einem renommierten Restaurant in Bülach verlassen und sich vermutlich auf den Heimweg nach Winterthur gemacht. Sie war nie zu Hause angekommen. Sachdienliche Hinweise nahm jede Polizeidienststelle entgegen.

    Falls Angelika Zingg jemals gefunden wurde – was sehr unwahrscheinlich war -, würde Simon Furrer vermutlich ein Licht aufgehen.

Erdbeer-Skyr

    Sie drückte leise die Klinke und öffnete die Tür zum Arbeitszimmer. Er empfing sie mit diesem besonderen Lächeln, das ihr sagte, dass er sie vermisst hatte. „Darf ich reinkommen?“ – „Du darfst mich jederzeit stören.“ Er klappte den Laptop zu und schob ihn von sich. Heiðar sass am Schreibtisch und war dabei, Unterrichtsmaterial zusammenzustellen. Auf dem Tisch herrschte ein riesiges Durcheinander: Überall hohe Papierstapel, Bücher und Hefte. Dazu zwei leere Kaffeetassen und ein geöffneter Becher mit Erdbeer-Skyr. Ihn störte die Unordnung nicht im Geringsten, er hatte sein Chaos im Griff.

    „Schau mal.“ Rúna hielt ihm einen nagelneuen Kappzaum aus schwarzem Leder vor die Nase. Der Nasenriemen war dick gepolstert und hatte massive Metallbeschläge mit Ringen, um die Longe darin einzuklinken. „So was willst du deinem Pony überziehen? Sieht ganz schön schwer aus.“ Sie verdrehte die Augen. „Pfe-erd. Hnota ist ein Pferd! Es gibt keine Ponys auf Island! Und ja, ich werde ihr das überziehen. Longieren ist eine sinnvolle Trainingsmethode.“ Er zuckte bloss die Schultern, ihm war das herzlich egal. Rúna wedelte noch immer mit dem ledernen Ding. „Christian hat gesagt, man muss die Beschläge am Nasenriemen biegen, damit der Kappzaum optimal anliegt. Kannst du das für mich machen?“ – „Klar, gib her.“ Sie reichte ihm den Kappzaum, schnappte sich dafür den Skyr und begann zu löffeln. Er brachte behutsam die Messingbeschläge, die auf der Aussenseite des Nasenriemens angebracht waren, in die richtige Form. Es sah so leicht aus, als würde er Knetmasse bearbeiten. „Wow! Du bist wirklich ein starker Kerl! Danke!“ Rúna stellte den leeren Becher auf den Tisch zurück, beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn zum Dank auf den Mund. Ihr Kuss schmeckte nach Erdbeer-Skyr. „Du solltest das Ding gründlich abwischen. Solange es nach mir riecht, wird sich dein Pferdchen nur schwer daran gewöhnen.“ Er reichte ihr den Kappzaum. „Mach ich. Obwohl ich nicht verstehe, wie man deinen Geruch fürchterlich finden kann. Ich mag ihn...“ Er kriegte gleich noch einen Kuss.

    „Fängst du schon bald mit dem Kappzaum-Unterricht an?“, erkundigte er sich so beiläufig wie möglich. Sie sollte auf keinen Fall merken, dass er nicht begeistert war von ihrer Idee. „Jep. Ich habe Hjalti gestern angerufen. Er hat sich bereit erklärt, mich zu unterrichten. Am Donnerstag geht’s los.“ - „Donnerstag. Fährst du abends zum Stall? Ich kann dich begleiten.“ Rúna schüttelte den Kopf. „Donnerstag hab ich Spätschicht. Wir haben uns für neun Uhr verabredet.“ – „Neun Uhr. Dann bin ich in der Schule.“ Es entstand eine unangenehme Pause. Sie spürte deutlich, dass es ihn störte, wenn sie mit Hjalti allein war. „Kennst du diesen Hjalti gut? Was ist er für ein Typ?“ Sie blies genervt die Luft aus den Backen. Das musste ja kommen! „Wir haben uns ein paar Mal im Stalldorf gesehen. Er scheint ganz okay zu sein, auf keinen Fall so wie Gunnar.“ – „Sei trotzdem vorsichtig.“ – „Du machst dir schon wieder viel zu viele Sorgen. Er wird mich wohl nicht beissen...“ - „Das ist nicht witzig, Rúna!“ Sein empörter Blick sagte alles. „Tut mir leid. Das ist mir so rausgerutscht...“ Sie schwiegen beide, Heiðar schob geschäftig einen Stapel Hefte zur Seite. „Bist du sauer?“ Er lächelte schwach. „Nein, ich bin nicht sauer. Ich liebe dich, Rúna.“ – „Ich liebe dich auch, Heiðar. Und deshalb brauchst du keine Angst zu haben. Ich habe nicht vor, dich gegen einen Menschen einzutauschen.“ Er grinste. „Wie klug von dir. Wer sollte sonst diese komischen Dinger in Form bringen?“ Er nahm ihr den Kappzaum aus der Hand und legte ihn zwischen Papierstapeln und Heften auf den Schreibtisch, zog Rúna auf seinen Schoss und küsste sie innig. „Wir sollten noch ein bisschen rausgehen, wenn du mit deiner Arbeit fertig bist“, schlug sie zwischen zwei Küssen vor. „Gute Idee. Dann werd’ ich mich mal beeilen. Sofern du mich lässt...“

Kalte Scherze, heisse Quellen

    „Halt dich

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