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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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und stärker als ich, also hab ich ihn in den Arm gebissen. Der Junge hat ziemlich geheult und liess mich fortan in Ruhe.“ – „Hat er geblutet?“ Heiðar konnte sich die Frage nicht verkneifen. „Nein, das nicht, aber er hatte hinterher einen hässlichen Abdruck am Arm.“ Sie grinsten beide verschlagen. „Dann sind wir ja gar nicht so verschieden, was mein Schatz?“ Er schlang die Arme um sie und küsste sie zärtlich.

    Fionn runzelte leicht konsterniert die Stirn. „Erwartet bitte nicht, dass ich etwas darauf erwidere.“ – „Wieso? Wolltest du gerade sagen, dass ich einen tollen Vampir abgeben würde?“, foppte Rúna genüsslich. Seine Antwort kam prompt und eisgekühlt: „Bei deiner Unbeherrschtheit? Wohl lieber nicht, mein Liebes. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass ich auf die Idee kommen könnte, dich zu verwandeln.“ Seine Bemerkung ging Heiðar etwas zu weit, also Themawechsel. „Wollten wir nicht zu der heissen Quelle fahren? Rúna ist schon ganz blau vor Kälte, wir sollten uns beeilen.“ Er legte ihr fürsorglich seine Fleecejacke um die Schultern, dann gingen sie rasch zum Wagen zurück und fuhren eine Weile über Land. Um zu dem natürlichen Hot Pot zu gelangen, mussten sie wieder ein Stück durch die Heide wandern. Rúna schlug ein flottes Tempo an, damit ihr nicht kalt wurde.

    „Du kannst dich jetzt umziehen.“ Heiðar schirmte sie zuvorkommend mit dem Handtuch ab, damit Fionn auch ja nichts mitkriegte. Er hielt sich ein Stück von der Quelle entfernt und war dabei, sich die Badehose anzuziehen. Neugierig spähte Rúna übers Handtuch, sah aber bloss etwas Weisses aufblitzen, als Fionns Kleider davonflogen. Sie beeilte sich, das Bikini-Oberteil einzuhaken und äugte skeptisch in den dampfenden Tümpel: „Ist es auch nicht zu heiss?“ Heiðar legte ihr das Handtuch über die Gänsehaut und bückte sich, um die Wassertemperatur zu prüfen. „Ich würde sagen 38 Grad Celsius.“

    Das klang vielversprechend, also warf sie ihm das Handtuch zu, stieg ins Wasser und tauchte bis zum Hals in die dampfende Wärme. „Herrlich!“ Heiðar zog sich blitzschnell um und stieg zu ihr ins mollig warme Wasser. „Von wegen, Fionn hat seine Kräfte im Griff!“ Sie deutete missbilligend auf ein paar blaue Flecke, die sich über den muskulösen Oberkörper und seine Arme verteilten. „Alles halb so schlimm, mein Schatz. Bis morgen sieht man kaum noch was.“ Der nicht ganz so beherrschte Fionn stand plötzlich am Rand des Tümpels. Die weisse Haut war makellos und fleckenfrei. Ein paar scheue Sonnenstrahlen streiften seine Brust und brachten die spärlichen, hellblonden Härchen zum leuchten. Als er sich mit einem leisen Platschen ins Wasser gleiten liess, sah sie goldblonde Löckchen unter seinen Armen. Sein Gesicht hingegen war tadellos rasiert. Rúna stellte fest, dass er ziemlich gut aussah, um nicht zu sagen, perfekt. Heiðar hatte gerade wieder ein paar kratzige Stoppeln im Gesicht. Er rasierte sich für gewöhnlich einmal die Woche, Brusthaare hatte er zum Glück keine. „Sag mal, musst du dir eigentlich auch die Haare und die Nägel schneiden und dich rasieren? Du bist immer wie aus dem Ei gepellt.“

    Ihre Neugier amüsierte ihn. „Die Tatsache, dass ich eine angenehme Erscheinung bin, verdanke ich zum Teil meinem Schöpfer. Als ich nach der Verwandlung in jenem tiefen Schlaf lag, rasierte er mich sorgfältig und verpasste mir einen anständigen Haarschnitt. Soweit ich mich erinnere, trug ich an jenem Tag einen ungepflegten Anflug von Bartwuchs, und mein Haar war ziemlich lang und zottelig. Undenkbar, so herumzulaufen und nichts daran ändern zu können!“ Rúna versuchte sich ihn vorzustellen, mit wilden Stoppeln am Kinn und fransigem verfilztem Haar. „Schräg! Das hätte ich zu gern gesehen.“ - „Vergiss bitte nicht, dass ich bloss ein armer Schafbauer war. Es war nicht üblich, Wert auf sein Äusseres zu legen. Ich hatte ausserdem rauhe, schwielige Hände und mehrere Narben. Diese Makel verschwanden alle durch die Verwandlung.“ – „Ach so, und ich dachte schon, das kommt vom isländischen Wasser. Du weißt ja, fünf Minuten in einer heissen Quelle, und die Haut ist samtweich wie ein Babypo.“ Fionn stimmte in ihr Kichern ein. Heiðar schüttelte irritiert den Kopf und zog sie an sich. Die beiden wurden ja immer vertrauter!

    Rúna seufzte wohlig und schloss die Augen, während sie in Heiðars Arme geschmiegt im Wasser lag. Sein Körper hatte die Temperatur

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