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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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Safe. Die Box hält den Inhalt für mehrere Stunden kühl.“

    Sobald sie ihr Eis hatten, gab Fionn ein paar Eiswürfel in zwei Whiskey-Gläser und holte den Beutel AB Negativ aus der Minibar, riss ihn mit dem Daumennagel auf und verteilte das Blut auf die beiden Gläser. „Skál!“ Sie hoben die Gläser und tranken. Heiðar liess das Blut einen Moment im Gaumen verweilen, als koste er einen besonderen Wein. „Das schmeckt echt lecker. Ist aber ganz schön teuer, deshalb muss ich mich mit A Positiv und 0 Positiv begnügen, davon gibt es ja reichlich.“ – „Die seltenen Blutgruppen gönne ich mir auch bloss ab und zu. Es wäre dekadent, sich allein davon zu ernähren.“

    Heiðar versuchte, das besondere Blut zu geniessen. Eigentlich hatte er es eilig, zu Rúna in die Buchhandlung zu kommen. Sie musste heute bis Zehn arbeiten, weshalb er unbedingt noch eine Weile in ihrer Nähe sein wollte, bevor er sich ums Einkaufen und den Haushalt kümmerte.

Reise nach London

    Irgendwo über dem Atlantik, 24. Dezember 2010

    „Champagner?“ Die zuvorkommende Flugbegleiterin reichte ihnen je ein Glas des fein perlenden Getränks. Der kleine Privatjet hatte bereits die Reiseflughöhe erreicht und war in Richtung der Britischen Inseln unterwegs. Rúna kuschelte sich in den komfortablen hellgrauen Ledersitz. Sie fühlte sich schon wie ein Profi, was diese Art des Reisens anging. „Mein Leben im Luxus, an der Seite von Vampiren“, dachte sie amüsiert, als sie ihre Champagnerkelche klirren liessen.

    Heiðar sass ihr gegenüber, während Fionn es sich auf der anderen Seite des Ganges gemütlich gemacht hatte. Die Blende am Fenster hatte er runtergezogen und den Sessel ein Stück nach hinten geklappt. Er gab vor zu schlafen, damit man ihm weder Champagner noch irgendwelche Häppchen aufdrängen konnte. Ob er tatsächlich schlief? Seine Augen waren geschlossen, der Brustkorb hob und senkte sich ganz leicht, als ob er atmete. Rúna beobachtete ihn mit unverhohlener Neugier, während sie an dem köstlichen Champagner nippte. Was für seidige, lange Wimpern er doch hatte, man könnte glatt neidisch werden! Hatte sie, von Heiðar abgesehen, jemals einen schöneren Mann gesehen? Vermutlich nicht. Fionns Augenlider waren bläulich, Gesichtsfarbe und Lippen noch eine Spur blasser als die von Heiðar, dafür hatten sie aber genau dieselbe Nase, die ihr Gefährte gerade im Reiseführer vergrub.

    „Buh!“ Dass Fionn wunderschöne Augen hatte, wusste sie bereits und die perlweissen Zähne wollte sie eigentlich nicht so genau betrachten, das weckte unschöne Erinnerungen. Hätte Heiðar sich nicht blitzschnell vorgebeugt, um rechtzeitig nach ihrem Glas zu greifen, wäre der schöne Champagner über ihre Hose gekippt. „Habe ich dich erschreckt?“ Sie wandte sich rasch ab und blickte knallrot zum Fenster hinaus. Wie peinlich, dass Fionn sie dabei erwischt hatte, wie sie ihn so schamlos anstarrte.

    „Lass das bitte, Fionn. Du willst doch nicht, dass wir ins Hotel ziehen?“, warnte Heiðar. Sein ärgerlicher Blick provozierte ein breites Grinsen, das nochmals deutlich Fionns schöne Eckzähne aufblitzen liess. Rúna fühlte ein sanftes Tätscheln am Arm und sah deshalb kurz rüber. „Verzeih bitte Rúna. Ich konnte nicht widerstehen, es ist einfach zu putzig, wenn du mich so neugierig ansiehst.“

    „Gibst du mir den Reiseführer?“ Sie brauchte etwas, um ihre schamroten Wangen darin zu verstecken. Heiðar überliess ihn ihr grosszügig, und sie begann hektisch darin zu blättern. „Das British Museum müssen wir uns auf jeden Fall ansehen, und natürlich das Dickens House“, schlug sie im Plauderton vor. „Die British Library ist ebenfalls sehenswert. Tower, Tower Bridge, Hyde Park, Madame Tussauds...“ Rúnas Liste wurde immer länger, dafür wich die Röte aus ihrem Gesicht. Sich bewusst abzulenken half für gewöhnlich, um über peinliche Momente hinwegzukommen. „Was ist mit Einkaufen? Du willst doch bestimmt zu Harrods und an die Kings Road?“, schaltete sich Heiðar ein. „Fragst du mich gerade, ob ich mit dir bummeln gehe?“ – „Ja, so ähnlich. Ich möchte dich glücklich machen.“ – „Sag bloss, du willst schon wieder freiwillig shoppen.“ Sie rutschten beide an die Kante der bequemen Sitze, damit er sich einen liebevollen Schmatzer abholen konnte. „Wenn wir nach dem Besuch bei Harrods in diesem Second-Hand-Buchladen vorbeigehen, auf jeden Fall.“ Er deutete grinsend auf einen Hinweis im

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