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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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war sie heute da! Und hoffentlich durfte er mit ihr sprechen, nachdem er sie so unfreundlich abgewiesen hatte. So schnell er es sich erlauben konnte, verliess er das Einkaufszentrum, flitzte zum Auto, klemmte sich hinters Steuer und brauste los, in Richtung Innenstadt. Am Skólavörðustígur war kein Parkfeld frei, also stellte er seinen Wagen in eine Seitenstrasse. Parken verboten. Ihm war es egal.
     
    Durchs Schaufenster sah er gerade noch die honigblonden Locken hinter einer zufallenden Tür verschwinden. Womöglich hatte sie Feierabend. Heiðar postierte sich vorm Personaleingang. Er hörte Schritte und einen bekannten Herzschlag näherkommen. Sólveig trat ins Treppenhaus, stiess die gläserne Eingangstür auf, drückte sich hindurch und hetzte davon. „Eier, Milch, Weichspüler, Karotten...“ Den Mann auf dem Gehsteig bemerkte sie gar nicht, murmelte weiter ihr Einkaufsmantra und steuerte den Parkplatz hinterm Gebäude an, wo ihr silberner Polo parkte.
     
    Heiðar lauschte angestrengt. Er konnte Rúnas Herzschlag hören! Die Tür öffnete sich erneut, und da war sie auch schon, verwandelte das muffige Treppenhaus in einen schillernden Glaspalast: Das lange Haar hatte sie zusammengebunden, sie trug ihre schwarzen Hosen und den hellbraunen Parka. Rúna öffnete die Glastür, trat in den kalten Herbstabend hinaus und ging mit flotten Schritten los. Im Halbdunkel bemerkte sie einen Schatten. Die grün-goldenen Augen weiteten sich alarmiert, der schlanke Körper spannte sich an, war zur Flucht bereit.
     
    „Hallo Rúna, ich möchte gern mit dir reden.“ Sie kannte die sanfte Stimme des Schattens. Ihr Körper entspannte sich etwas, der alarmierte Blick wurde kalt und abweisend. „Ich möchte aber nicht mit dir reden, also lass mich in Frieden!“ Fest entschlossen, ihn zu ignorieren, straffte sie die Schultern und ging weiter. Der Schatten schob sich ihr in den Weg und hob beschwichtigend die Hände. „Bitte warte! Es tut mir unendlich leid wegen Samstagabend... ...Was ich zu dir gesagt habe.“ Sie blickte stur geradeaus und wollte sich an ihm vorbeidrücken. Er folgte ihrer Bewegung und stoppte sie. „Ich dachte... ich hab dich am Freitag mit deinem Freund gesehen...“ Sie brauchte ja nicht unbedingt zu wissen, wann und wo, und dass er bereits wusste, dass ihr Freund, gar nicht ihr Freund, sondern schwul war, quasi ihr schwuler Freund also...
     
    Sie stutzte, packte ihre Abweisung weg - und lächelte. Heiðars Herz fühlte sich plötzlich ganz warm an. Da stand sie vor ihm und liess glatt die Sonne aufgehen, an diesem trüben Oktoberabend! „Du meinst Snorri, meinen Mitbewohner?“ Er nickte vage und versuchte ein schiefes Grinsen. „Snorri ist mein bester Freund, so eine Art grosser Bruder. Ich mag ihn wirklich sehr. Und er ist schwul.“
     
    Es entstand eine kurze Pause, in der sie sich bloss anschauten. Ihn zog es tief hinab, in das warme Goldgrün ihrer Augen. „Sag endlich was!“, forderte die Stimme in seinem Kopf. Er räusperte sich. Jetzt bloss keinen Stuss erzählen! „Ich habe es übrigens ernst gemeint, als ich sagte, dass ich dich gerne kennenlernen möchte. Vielleicht gibst du mir noch eine Chance?“ Er blickte immer noch in diese warmen Augen und fühlte, wie sie ihn bannte.
     
    Rúna wurde beinahe schwindlig, als Heiðar sie so eindringlich ansah. Wie durch Watte drangen seine Worte an ihr Ohr. Sie musste einen Augenblick darüber nachdenken, worum er sie gebeten hatte, bevor sie ihre Sprache wiederfand: „Okay. Ich schlage vor, wir gehen zurück auf Anfang und du lädst mich zum Kaffee ein.“ Allzu gern drückte er die „Reset“-Taste und knipste gleichzeitig sein umwerfendstes Lächeln an: “Darf ich dich auf einen Kaffee einladen?“ - „Worauf warten wir!“
     
    Nie zuvor war es bedeutender gewesen, dass eine Frau seine Einladung annahm. Ehrfürchtig ging er neben ihr her zum Kaffi Mokka , das bloss ein kurzes Stück von der Buchhandlung entfernt lag. Das kleine Lokal mit dem angestaubten, eigentümlichen Charme war in die Jahre gekommen, der verblichene rote Teppichboden mit braunem Muster und die dunkelroten Polster liessen es etwas düster wirken.
     
    Rúna ging ihm voran zu einer Nische, streifte ihren Parka ab und schmiss ihn auf die gepolsterte Bank. „Was möchtest du?“ - „Einen Cappuccino und eine Marzipanstange“, bat sie mit einem Lächeln und setzte sich. „Kommt sofort!“ Er beeilte sich, seine Bestellung aufzugeben, um so bald wie möglich wieder

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