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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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sandigen Wegen. Sie hielten einander an den Händen und schwiegen gemeinsam. An einer windgeschützten Stelle am Ufer rasteten sie. Liessen sich im weichen Gras nieder, wärmten sich mit heissem Tee und assen ihre Toast-Sandwiches.

    Heiðar hatte sich so neben sie gesetzt, dass sie vor den kalten Windböen geschützt war. Rúna betrachtete ihn fasziniert. Er blickte aufs strömende Wasser, zu der schlafenden Hekla hinüber, die ein Kleid aus Schnee trug. Der frische Herbstwind spielte mit seinen Locken, zerzauste sie und blies sie immer wieder in sein schönes Gesicht. Sie sah diese ungezähmte Wildheit darin, die einen grossen Teil seiner Anziehungskraft ausmachte. Heiðar gehörte hier her, in die Ursprünglichkeit Islands. Hier fühlte er sich wohl und war im Gleichgewicht. Ihr wurde schlagartig bewusst, wie sehr sie ihn liebte. Sie steckte schon viel zu tief in dieser Geschichte drin und wollte auf keinen Fall, dass dieser Traum irgendwann endete. Wenn diese Liebe eine Zukunft haben sollte, musste sie sich der Tatsache stellen, dass Heiðar ein Geheimnis trug, musste bereit sein, es mit ihm zu teilen. Auch wenn sie sich davor fürchtete und lieber ausweichen wollte.

    Sie schraubte den Deckel der Thermosflasche zu und verstaute sie im Rucksack. „Lass uns weitergehen, wir wollten doch noch zu Kristín.“ Es hatte aufgehört zu regnen, dafür kam plötzlich Nebel auf, kroch vom breiten Band des Flusses herauf und hüllte sie ein. Rúna wusste, wie gefährlich dichter Nebel sein konnte. „Keine Angst, wir können uns nicht verirren. Ich bringe dich sicher zurück“, beruhigte Heiðar. „Man sieht kaum den Weg vor Augen. Ich hab Angst!“ Verkrampft klammerte sie sich an seine Hand. „Ich trage dich, dann sind wir ganz schnell raus aus dem Nebel.“ - „Nein! Ich kann selber gehen. Lass mich!“ Sie konnte nicht noch mehr ertragen, fürchtete er würde mit ihr durch die Luft fliegen. Er spürte, dass er sie überfordert hatte, mehr durfte er ihr im Moment nicht zumuten. Also hielt er einfach weiter ihre Hand und führte sie durch den schrecklichen Nebel zurück zum Wagen.

    Rúna beruhigte sich schnell wieder, als sie sicher im Auto sass. „Lass uns zum Schwimmbad in Hella fahren, dort kannst du dich im Hot Pot etwas aufwärmen“, schlug er vor. „In Ordnung.“ Schwimmbad, das klang nach Normalität, das war etwas, was normale Menschen machten.

    Im Schwimmbad angekommen liehen sie sich Badeanzüge und Handtücher und gingen zu den getrennten Umkleideräumen. Rúna zog ihre vielen Schichten Kleidung aus und stellte sich nackt unter die Dusche. Sie seifte sich gründlich ein und genoss das warme Wasser eine ganze Weile, bevor sie sich den Badeanzug überstreifte, ihr Handtuch schnappte und nach draussen ging. Um diese Zeit war nicht viel los. Zwei Schwimmer zogen ihre Bahnen in dem kleinen Schwimmbecken, ein munteres Damenkränzchen plauderte angeregt in einem der Hot Pots.

    Rúna setzte sich zu Heiðar ins mittelwarme Becken. „Geht es dir besser?“, fragte er, zog sie an sich und küsste ihr Haar. „Ja, danke. Das war ein bisschen viel heute. Erst mein Alptraum, dann die Elfen und der fürchterliche Nebel.“ – „Versuch nicht länger daran zu denken. Ich bin bei dir und pass auf dich auf. Versprochen.“

    Es tat gut, sich an ihn geschmiegt im herrlich warmen Wasser zu aalen und an gar nichts zu denken. 27 Minuten später knurrte ihr Magen. „Lass uns ins Café um die Ecke fahren, damit du was zwischen die Zähne kriegst“, schlug er vor. Er stieg zuerst aus dem Hot Pot und hielt fürsorglich ihr Handtuch bereit. „Hui, ist das kalt!“ Sie schlang das Tuch eng um den Körper und floh in die warme Umkleidekabine.

Besuch bei Kristín

    „Du brauchst nicht nervös zu sein.“ Ihr Herzschlag verriet ihm, dass sie es trotzdem war. Er drückte leicht ihre Hand, als sie auf die hellgrüne Tür am Ende des Krankenhausflurs zugingen. Birnas Schritte und ihr Herzschlag waren deutlich zu hören, sie würde gleich aus einem der Krankenzimmer herauskommen. Heiðar beschleunigte seinen Schritt, um eine Begegnung zu vermeiden. Sobald sie an der betreffenden Tür vorbei waren, beugte er sich zu Rúna hinab, um sie zärtlich zu küssen. Er liess seine Lippen einen Moment verweilen. Das Timing war perfekt, besagte Tür öffnete sich, und Birna trat auf den Flur. Es versetzte ihr einen heftigen Stich, als sie Heiðar und seine hübsche Begleitung erblickte. Wie toll diese Frau aussah, obwohl sie bloss von

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