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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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auf sie zu warten.

    Sie kam schneller als erwartet. Aber sie war nicht allein, führte die kleine Braune am Halfter. Heiðar ahnte, was sie vorhatte und wollte sich rasch abwenden. „Bitte bleib ganz ruhig stehen und sieh zu Boden.“ Rúna blickte ihn direkt an und kam zielstrebig auf ihn zu. Hnota riss heftig den Kopf hoch, stiess ein erschrockenes Schnauben aus, zerrte am Strick und versuchte rückwärts auszuweichen. Sie hatte das Raubtier gewittert und wollte um keinen Preis zu ihm hingehen. Rúna blieb total gelassen, ignorierte die Angstreaktion des Pferdes und kam noch ein paar Schritte näher, dann blieb sie stehen. Sie liess der Stute etwas Zeit, Heiðar zu mustern und erneut Witterung aufzunehmen. Er tat wie geheissen und blieb reglos mit gesenktem Blick stehen. „Komm, Hnota. Er ist nicht gefährlich.“ Rúna trat wieder an, Hnota folgte ihr zögernd und mit hochgerissenem Kopf, aber sie schien ihr zu vertrauen. Als Rúna noch eine Armlänge von Heiðar entfernt war, blieb sie stehen und hob langsam die rechte Hand, um ihn zu berühren. Hnota schnaubte aufgeregt. Ihr Körper war gespannt wie eine Feder, sie war jederzeit zur Flucht bereit. Rúna strich dem komischen Raubtier über den Arm. Die Stute sog erneut schnorchelnd die Luft ein, trat zögernd einen Schritt näher und reckte tatsächlich den Hals, um ihn zu beschnuppern. Sie war immer noch skeptisch, aber Rúna strahlte. „Jaa, braav“, lobte sie, kramte in der Tasche nach einem Leckerli und gab es ihr. Während Hnota zufrieden kaute, holte Rúna ein weiteres Leckerli hervor und reichte es Heiðar. „Gib es ihr. Das wird das Eis brechen.“ Er runzelte zweifelnd die Stirn. Bestimmt war der Zauber jetzt gleich vorbei. Rúna zuliebe streckte er langsam seine flache Hand mit dem Leckerli aus und wartete. Hnota schnaubte abwägend. Nach kurzem Zögern siegte ihre Verfressenheit. Sie reckte erneut den Hals und nahm ganz vorsichtig die Belohnung aus der Hand des Raubtiers. Heiðar grinste erleichtert – ohne aufzublicken oder die Zähne zu zeigen. Die Stute leckte sogar zweimal mit ihrer rauhen Zunge über seine Handfläche. Dies war seit langem sein erster Kontakt zu einem Tier, bei dem es nicht darum ging es zu töten.

    Das Pferd war jetzt ziemlich entspannt und liess sich von Rúna den Schopf kraulen und die samtweichen Nüstern küssen. „Ich wusste es doch! Du bist das beste Pferd der Welt!“ Sie fasste nach Heiðars Hand, die ziemlich klebrig war, und zog sie zur Stirn der Stute, damit er sie streicheln konnte. Hnota liess sich seine vorsichtigen Berührungen gefallen, sie hatte wohl noch Respekt, aber keine Angst mehr. „Siehst du. Das mag sie.“ Gerührt warf er Rúna einen zärtlichen Blick zu. Zu sprechen wagte er nicht, um diesen besonderen Moment nicht zu zerstören. „Das wäre also auch geklärt“, meinte sie schelmisch. „Ihr seid jetzt Freunde, dann können wir ja nach Hause fahren.“ Heiðar strich der Stute zum Abschied noch einmal über die Stirn, dann führte Rúna sie wieder in den Stall. Er verspürte ein warmes Glücksgefühl. Dank ihrer Hartnäckigkeit hatte Rúna ihm zu einem wunderschönen Erlebnis verholfen. Allmählich kam ihr Herzschlag näher, sie trat aus dem Stallgebäude, rannte auf ihn zu und sprang ihm direkt in die Arme, um ihn leidenschaftlich zu küssen. Sie war erleichtert. Heiðars Geheimnis konnte unmöglich so schrecklich sein!

Kristíns Bitte

    Am selben Abend machte sich Fionn auf den Weg zur Krebsstation. Er ging lautlos den Krankenhausflur entlang, klopfte höflich an die Tür von Kristíns Zimmer und trat leise ein. Die blonde, gut gebaute Krankenschwester kam ihm entgegen und musterte ihn neugierig. „Guten Abend.“ Er hatte sie schon bei seinem letzten Besuch gesehen, sie roch ganz angenehm, nach Mitternachtssonne und Lavasand. Fionn schenkte ihr ein charmantes Lächeln, das sie mit roten Wangen erwiderte, bevor sie rasch das Zimmer verliess.

    Kristín lächelte tatsächlich, als sie ihn sah, was ihn sehr freute. Trotz ihrer Krankheit und der vielen Medikamente, die sie täglich bekam, roch sie immer noch köstlich. Er schloss geniesserisch die Augen und sog den geliebten Duft nach Birke und dem lilafarbenen arktischen Weidenröschen ein. „Guten Abend, mein Herz.“ Sie liess zu, dass er sanft nach ihrer Hand griff und sie zum glühen brachte.

    „Danke, dass du gekommen bist, Fionn.“ Ihre Stimme war schwach, und er sah, dass sie Schmerzen litt. „Hast du deine Meinung

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