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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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war sehr verängstigt und verwirrt.«
Den aufregendsten Teil der Geschichte — ihre Liebesaffäre mit einem Vampir —
hob sie sich lieber für ein anderes Mal auf.
    Bedauernd schaute Wendy auf ihre
Uhr. »So faszinierend das alles ist«, meinte sie, »haben Jason und ich leider
in zehn Minuten Unterricht.« Sie deutete auf das schmale Fenster, durch das
vorübergehende Füße und Schneematsch zu sehen waren. »Ist dir klar, daß wir den
Schneesturm des Jahrhunderts haben? Du solltest besser heute abend in der Stadt
bleiben; die öffentlichen Verkehrsmittel sind gefährlich.«
    Neely nickte abwesend; ein bißchen
Schnee war das geringste ihrer Probleme.
    »Ich würde dich ja einladen, bei mir
zu übernachten, aber ich habe leider nur eine Ausziehcouch«, sagte Wendy, als
sie aufstand. Jason half ihr in den Mantel, bevor er seinen eigenen anzog, und
Neely versetzte es einen Stich. Jason und Wendy lebten ein ganz normales Leben,
verbrachten ihre Tage und ihre Nächte miteinander. Wahrscheinlich würden sie
sogar zusammen alt werden, anders als Neely und Aidan, denn nur Neely würde
altern.
    Neely verabschiedete sich und
versprach, bald anzurufen. Dann waren ihre Freunde fort, und sie fühlte sich,
als hätten sie sie in einer leeren Welt zurückgelassen.
    Nach einer Weile ging sie hinaus in
die abendliche Kälte. In einem alten Hotel auf der anderen Straßenseite mietete
sie das letzte freie Zimmer und rief Mrs. F. an, um ihr zu sagen, daß sie heute
abend nicht nach Hause kommen würde.
    Die mütterliche Haushälterin
forderte sie auf, ihre Füße warm zu halten und mehr Zitrone als sonst zu ihrem
Tee zu trinken, und Neely versprach, ihre Ratschläge zu befolgen.
    Nachdem sie aufgelegt hatte, wagte
sie sich noch einmal ins Foyer des Hotels hinaus, um Zeitungen und ein
Taschenbuch zu kaufen. Wieder zurück in ihrem Zimmer, bestellte sie Tee und
Gebäck und machte es sich im Bett bequem, um den Sturm abzuwarten.
    Die Luft in Valerians engem Versteck
pulsierte förmlich von Lisettes Anwesenheit. Er fühlte ihre Energie und ihren
grenzenlosen Haß, war jedoch halbverhungert und zu geschwächt, um gegen ein so
mächtiges Wesen den Kampf aufzunehmen.
    Sie verkörperlichte sich im ersten
Zwielicht und kauerte sich dicht neben ihn. Valerian starrte sie nur an, zu
schwach, um mit Worten oder durch seinen Geist mit ihr zu sprechen.
    Die Tatsache, daß Lisette so
wunderschön war, machte alles nur noch schlimmer für ihn. Valerian war immer
ein großer Bewunderer von Schönheit gewesen, männlicher oder weiblicher, und
deshalb schmerzte es ihn sehr, eine solch abgrundtiefe Bosheit unter einer so
unvergleichlich schönen Hülle zu wissen.
    Lisette lachte und kitzelte Valerian
spielerisch unter dem Kinn, wo seine Haut dünn war wie Papier und trocken wie
Asche. »Du hältst mich also für böse?« fragte sie amüsiert. »Was für ein
Heuchler du doch bist, Valerian — ausgerechnet du sagst das, der sich stets
sein Vergnügen gesucht hat, wo immer es zu finden war?«
    Langsam und unter großer
Kraftanstrengung schüttelte er den Kopf. »Nein«, krächzte er. »Ich finde keinen
Geschmack an Unschuldigen.«
    Sie lächelte, aber ihre blaugrünen
Augen wurden hart vor Zorn. »Wie nobel von dir, mein Freund! War die schöne
Maeve Tremayne nicht etwa auch unschuldig, als du sie gefunden hast? Und was
ist mit deinen so zahlreichen und so unterschiedlichen Liebhabern, Valerian?
Waren sie alle Vampire, als du sie verführtest, oder waren einige von ihnen
nicht hilflose Menschen, die keine Ahnung hatten, mit welchem Ungeheuer sie
sich einließen?«
    Valerian schloß für einen Moment die
Augen. »Hör auf!« keuchte er dann. »Du wirst nichts damit erreichen, mich zu
quälen.«
    »Ich werde alles erreichen!«
zischte Lisette. »Und deine Qualen haben gerade erst begonnen, Valerian.« Mit
diesen Worten richtete sie den Blick auf die Außenmauer seines engen Verstecks,
und die Steine explodierten, stiegen in die Höhe wie von einer unsichtbaren
Hand geschleudert und prasselten auf den hartgefrorenen Erdboden zurück.
    Einen flüchtigen Moment lang fühlte
Valerian sich versucht, sie um Gnade anzuflehen, um sein Leben zu bitten, doch
dann übermannte ihn wieder Verzweiflung. Was hätte es ihm schon nützen können,
sich zu retten? Welches Recht auf ewiges Leben besaß jemand wie er, der alles
beschmutzt hatte, was geheiligt war?
    Und deshalb rührte er sich nicht und
blieb in seiner Nische hocken.
    Lisette kletterte über ihn

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