Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume
„Wir müssen die Bären retten!“, schrie Annit aus Leibeskräften. Silberstern drehte den Kopf und schien zu nicken. Dann tauchte er durch die Luft hinab zu den Bären. Annit wollte ihnen zurufen, dass sie sich nicht fürchten müssen. Doch sie brachte keinen Ton heraus. Plötzlich griff die Hand nach den Bären, legte sich immer enger um sie ...
Annit schlug die Augen auf und blinzelte in die Morgensonne.
Anama lag wach auf dem Bauch in ihrem Bett, hatte das Kinn in die Hände gestützt und blickte neugierig zu ihr herüber.
Annit war zuerst etwas verwirrt. Sie wusste nicht, ob sie im Schlaf vielleicht gesprochen hatte. Schließlich durfte sie auf gar keinen Fall das Geheimnis preisgeben, das Silberstern umgab. „Du darfst niemandem verraten, dass Silberstern ein magisches Pferd ist. Denn das bringt Unglück“, hatte Carolin ihr eingebläut. Und tatsächlich waren es auch nur ganz wenige, die über Silbersterns außergewöhnliche Gabe Bescheid wussten.
„Hab ich im Schlaf gesprochen?“, fragte Annit vorsichtig.
Anama kicherte. „Du hast ganz komisch die Augen verdreht. Es war nur noch das Weiße zu sehen.“ Sie hielt sich eine Hand vor den Mund und kicherte hinein.
Annit schlug die Bettdecke zurück und setzte sich auf.
„Aber gesprochen hast du auch ein bisschen“, fügte Anama hinzu.
Annit fuhr erschrocken zusammen. Ich hab doch nicht etwa im Schlaf ein Geheimnis verraten?, schoss es ihr durch den Kopf. „Warum? Was hab ich denn gesagt?“
Anama kicherte wieder. „Wir müssen die Bären retten!, hast du gesagt. Wir müssen die Bären retten!“
Annit war erleichtert. Mehr hab ich zum Glück also nicht verraten. Sie seufzte.
„Und dann hast du geschrien“, plapperte Anama weiter und schaute Annit mit großen Augen an. „Hast du was Böses geträumt?“
Annit schüttelte rasch den Kopf und stand auf. „Nein, es ist alles in Ordnung“, beruhigte sie die Kleine rasch. Doch Annit wusste, dass es nicht so war.
Ihre Gedanken schwirrten um den Traum. Nichts ist in Ordnung, dachte sie. Silberstern hat mir wieder einmal eine Botschaft übermittelt. Doch diesmal war die Botschaft für Annit einfach zu verstehen gewesen. Silberstern will mir mitteilen, dass es bald losgehen wird mit dem Freizeitpark.
Dass wir uns beeilen müssen mit unserer Bürgerinitiative, wenn wir die Bären noch retten wollen. „Du musst ihnen helfen!“, lautet die Botschaft. „Und zwar schnell!“
Die hölzernen Bodendielen knarrten ein wenig unter ihren nackten Füßen, als Annit zum Schrank ging. Aber daran hatte sie sich inzwischen gewöhnt. Sie holte sich ein frisches T-Shirt heraus, dann schlüpfte sie schnell in ihre Jeans. Ich will unbedingt sofort los in den Naturpark, beschloss sie. Wir müssen was unternehmen, bevor es zu spät ist.
Als sie nach unten in die große Küche kam, stand das Frühstück schon auf dem Tisch. Niculina lächelte ihr zu. „Setz dich. Die anderen kommen bestimmt auch gleich“, sagte sie und stellte ein großes Glas Milch vor Annit auf den Tisch.
Kurze Zeit später erschienen auch Pelikan und Anama zum Frühstück und gesellten sich zu ihr. Nur Mannito fehlte als Einziger noch.
Ausgerechnet heute muss er länger schlafen!, dachte Annit ungehalten. Wir müssen doch so schnell wie möglich los. Ungeduldig schaute sie immer wieder auf die Küchenuhr, während sie mit wenig Appetit ihr Brot vertilgte. Endlich tauchte Mannito auf und setzte sich neben sie auf die Bank. „Wir müssen unbedingt gleich los“, raunte Annit ihm zu. Sie wollte nicht, dass die anderen mithörten. Denn wie hätte sie auch erklären sollen, was passiert war?
Mannito sah sie verwundert an, doch er sagte kein Wort. Erst als sie auf dem Weg zum Stall waren, um die Pferde zu holen, fragte er grinsend: „Was ist denn los? Hast du über einen Geheimsender erfahren, dass es im Naturschutzgebiet brennt? Oder was?“
Annit schluckte. Ja, stimmt! Ich hab einen Geheimsender - und der heißt Silberstern. Aber das kann ich Mannito nicht verraten. Silbersterns magische Gabe würde ihr Geheimnis bleiben. „Ich hab einfach nur das Gefühl, dass es höchste Zeit ist für unsere Bürgerinitiative und wir dringend etwas gegen diesen Freizeitpark unternehmen müssen“, erwiderte sie. „Mein Bauch sagt mir, dass Druda schon weiter ist, als wir denken. Du willst doch auch, dass der Natari-Park nicht zerstört wird, oder?"
So schnell wie an diesem Morgen
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