Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume
man befürchtet, trifft auch ein.
Doch Pelikan war sichtlich geübt im Reifenwechseln. Zwanzig Minuten später war alles erledigt, und sie konnten weiterfahren.
Annit hätte am liebsten mit Mannitos Vater über den Natari-Park gesprochen. Schließlich hat er mir ja angeboten, dass ich zu ihm kommen kann, wenn mich was bedrückt, dachte sie und betrachtete ihn verstohlen von der Seite.
Pelikan wirkte angespannt, seine Hakennase klebte fast an der Windschutzscheibe. Er konzentrierte sich auf der engen, kurvenreichen Bergstraße voll und ganz aufs Fahren. Nein, Pelikan hat jetzt anderes zu tun, als mit mir über den Natari-Park zu diskutieren, entschied sie.
Es kam Annit wie eine Ewigkeit vor, bis sie endlich vor dem Haus in Kischila anhielten. Rasch sattelte sie ihren schwarzen Hengst und machte sich auf den Weg in den Naturschutzpark.
„Wie bitte? Hör ich richtig? ...Jemand ist gegen mich? ... Dr. Klara wer? ... Ach, diese langhaarige Biologin und Naturschützerin. Hahaa, hahaa! ... Und die hat dem Ge meinderat einen Alternativplan vorgelegt?“
Wenn Gabriel Druda in seinem Büro saß, lagen seine Beine meist übereinander geschlagen auf der Schreibtischplatte. Das Telefon hatte er dabei mit hochgezogener Schulter ans Ohr geklemmt. „Was steht denn in diesem Alternativplan drin?“, fragte er nach.
Aufmerksam hörte Druda seinem Gesprächspartner Ion zu. „Es geht um die Erhaltung des Naturschutzgebietes. Sie planen einen umweltverträglichen Tourismus und behaupten, dass damit etliche neue Arbeitsplätze geschaffen werden können.“
„Ökotourismus! So ein Quatsch! Hahaha! ...“, unterbrach Druda ihn. Schlagartig fuhr er seine Beine ein und beugte sich nach vorn. „Sollen sie doch ruhig kommen, diese weltfremden Spinner!“
Drudas Gesprächspartner Ion pfiff leise in den Hörer. „Vorsichtig, Chef, vorsichtig! Blöd sind die auch nicht.“
„Ach was, dass ich nicht lache. Damit haben die doch nie eine Chance. Außerdem hab ich den Bürgermeister auf meiner Seite.“
„Schon klar, Chef. Aber der Gemeinderat wird den Vorschlag der Gegenseite prüfen müssen, und das kostet auf jeden Fall Zeit. Wir müssen also damit rechnen, dass dies unsere Arbeiten verzögern wird und ...“
Mit einem Satz war Druda von seinem Stuhl aufgesprungen und ließ seine Faust krachend auf den Schreibtisch donnern. „Was hast du gesagt? ... Verzögern? Unser Projekt verzögert sich? Bevor es das tut ..."
Druda schnappte wütend nach Luft. „Unser Projekt wird sich nicht verzögern, noch nicht einmal um eine Minute. Ist das klar?“ Erneut krachte seine Faust auf den Tisch. „Keine Minute, hast du verstanden? Ich hab schon die beiden Vampirplastiken und den Riesendrachen bestellt, die unsere Besucher am Eingang zum Dracula-Park begrüßen werden. Die Dinger werden pünktlich ankommen. Und sie werden dort auch pünktlich aufgestellt. Der Kran steht schon bereit.“
Nachdem am späten Nachmittag die letzten Touristen den Natari-Park verlassen hatten, gingen Annit und Mannito gemeinsam in Karla Holms Büro.
Die junge Leiterin wollte ihnen ihr Konzept nochmals eingehend erläutern. Mit Hugo hatte sie schon öfters darüber diskutiert. „Ökotourismus ist eine verantwortungsvolle Form des Reisens in naturnahe Gebiete“ erklärte sie, während Annit und Mannito interessiert zuhörten. „Dabei wird nicht nur der Umwelt geholfen und in unserem Fall den Bären, Luchsen und Wölfen“, fuhr sie fort, „sondern auch der Bevölkerung, die mit den Touristen Geld verdienen kann. Die Leute, die bisher hierher kommen, haben eher zufällig von uns gehört. Wenn wir aber anfangen, für unseren Naturpark Werbung zu machen und hier richtige Übernachtungsmöglich keiten und so anbieten, dann haben wir eine Chance, dass uns bald schon sehr viel mehr Leute besuchen werden. Und diese bringen Geld in die Region.“
Annit dachte über die Worte Karla Holms nach. „Aber werden die Tiere nicht in ihrer Ruhe gestört, ich meine, wenn immer mehr Menschen kpmmen?“
„Dein Einwand ist berechtigt“, entgegnete Karla Holm. „Du und Mannito, ihr fahrt ja nun fast regelmäßig Touristen hier herum. Ranja und Silberstern vorneweg, vier bis sechs interessierte Besucher hinten in der Kutsche. Wie ist es? Habt ihr schon einmal bemerkt, dass sich Bären und Wölfe gestört fühlen?“
Annit überlegte kurz. „Nun, wir zeigen den Touristen ja nur die schöne Natur, wo die Tiere leben
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