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Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
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hab die beiden gewarnt, dass sie den besten Boss verlassen, den sie sich wünschen können«, erwiderte Atiq freundlich. Wie viele Gespräche dieser Art mochte er an dem Abend wohl schon geführt haben?
    »Ja klar, Atiq, das glaube ich Ihnen aufs Wort.«
    »Ich fürchte, ich muss Stephen für ein paar Minuten entführen«, sagte Atiq.
    Der Mann verstand den Hinweis und schüttelte Stephen zum Abschied die Hand. Doch die Verärgerung in seinem Gesicht, die er auch gar nicht zu verhehlen versuchte, hatte sich nicht gelegt.
    »Stephen, ich möchte Sie mit einem guten Freund von uns bekannt machen, Sebastin Munthe.« Atiq deutete auf jemanden, der wie aufs Stichwort mit ausgestreckter Hand auf sie zukam.
    Während Stephen und Sebastin einander die Hand schüttelten, sprach Atiq weiter. »Mr. Munthe ist nicht nur ein erfolgreicher Serienunternehmer, sondern inzwischen auch das moralische Gewissen des Silicon Valley. Er ist Leiter der ACCL – American Coalition for Civil Liberties. Eine Bürgerrechtsorganisation, die, wenn ich mich nicht irre, vor etlichen Jahren hier im Silicon Valley aus der Taufe gehoben wurde. Dieser Mann schützt im Alleingang unsere Bürgerrechte, die Washington anscheinend liebend gern beschneiden will. Ich habe ihm angeboten, für ihn jede Position zu schaffen, die er möchte, damit er für Ubatoo arbeitet, aber er sagt immer nur, er habe Wichtigeres zu tun«, erklärte Atiq mit einem ungezwungenen Lachen. »Ich bin sicher, Sie werden noch von ihm hören, wenn Sie hier anfangen. Geben Sie ihm ja alles, was er braucht.«
    Stephen war offenbar anzusehen, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. Er war von Natur aus schüchtern, wenn er neue Leute kennenlernte, und die Tatsache, dass Atiq dastand und ihn beobachtete, war auch nicht gerade hilfreich. Gott sei Dank half Mr. Munthe ihm aus der Klemme, ehe die Verlegenheit überhandnahm.
    »Erstens, Atiq«, sagte er mit einem starken, würdevollen, möglicherweise deutschen Akzent, »ich möchte Sie nochmals bitten, mich Sebastin zu nennen. ›Mister‹ ist ein bisschen zu steif für eine Party. Und zweitens, Stephen, lassen Sie mich Ihnen versichern, dass Atiq mit seinen freundlichen Worten viel zu verschwenderisch umgeht. Ich hoffe, ich werde die Zeit Ihrer Gruppe nicht über die Maßen beanspruchen, auch wenn meine Kollegen Ihr Team in den höchsten Tönen loben.« Dann senkte er die Stimme. »Ich bin fest davon überzeugt, dass wir dank unserer Zusammenarbeit im letzten Jahr viele arglose Menschen vor Gott weiß was für Schikanen und Verletzungen der Privatsphäre durch gewisse Behörden in DC bewahren konnten. Unser ganzes Team und natürlich die Menschen, denen ihr geholfen habt, schulden Ubatoo unermesslichen Dank.«
    Stephen konnte sich nicht vorstellen, inwiefern seine Gruppe Sebastin, »das moralische Gewissen des Silicon Valley«, behilflich gewesen sein konnte. Aber die Tatsache, dass Atiq sich noch nicht entschuldigt hatte, um mit anderen Gästen zu plaudern, war ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr er Sebastin schätzte.
    »Ich freue mich wirklich, dass wir helfen konnten«, sagte Stephen unsicher und zu zögerlich. »Ich hoffe, ich kann mich genauso nützlich machen wie meine Kollegen letztes Jahr. Es wäre schön, gemeinsam etwas Gutes zu tun.« Er war nicht sicher, ob es angebracht war, es dabei bewenden zu lassen, daher sprach er lieber weiter, wozu er in solchen Situationen leider oft neigte. »Sie müssten mir aber mal genauer erklären, wie wir geholfen haben, die Bürgerrechte zu schützen. Wie unsere Daten dabei von Nutzen sein können, ist mir, ehrlich gesagt, schleierhaft. Ich fände es toll, wenn ich den Sommer über dabei mitwirken könnte, Ihre Arbeit noch weiter zu fördern.« Sebastin wirkte durchaus zufrieden, und Atiq ließ die beiden nun alleine.
    Nachdem sie einander minutenlang vehement darin beigepflichtet hatten, wie schlimm es war, dass Regierungen in aller Welt die Privatsphäre verletzten, war es schwierig, ein neues Thema anzuschneiden. Sebastin kehrte immer wieder zu dem alten zurück.
    Ich hätte mich besser auf den Abend vorbereiten sollen, dachte Stephen. Dennoch, während er Sebastin leidenschaftlich darüber sprechen hörte, was sie bei der ACCL alles unternahmen und was sie mit Ubatoos Hilfe noch alles bewirken könnten, spürte er, dass er sich zum ersten Mal an diesem Abend für ein Thema erwärmte. Die Bedeutung von Sebastins Arbeit begeisterte ihn, erst recht im Vergleich zu der Aufgabe,

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