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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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ganz
sicher nicht …« Ihre Zähne klapperten unkontrollierbar. Sie zitterte und
versteckte die unwillkürlichen Zuckungen unter einem wilden Armkreisen, als
wollte sie lediglich etwas Blut in ihre Fingerspitzen bekommen. »… ganz sicher
nicht noch mal allein.«
    »Durst«, sagte Solo.
    Juliette hatte zwar
für den Rest ihres Lebens genug Wasser gesehen, aber sie hatte ebenfalls Durst.
»Noch ein Stockwerk bis zur unteren Farm. Komm schon. Das reicht dann für
heute. Da gibt es Essen und Wasser, und ich finde bestimmt was Trockenes zum
Anziehen. Komm schon, Solo, steh auf. Ist mir völlig egal, ob wir eine Woche
bis nach Hause brauchen, aber wir geben jetzt nicht auf.«
    Sie packte ihn am
Handgelenk. Diesmal zog er die Hand nicht weg.
    Für das nächste
Stockwerk brauchten sie ewig. Solo blieb mehrfach stehen, um sich am Geländer
festzuhalten und mit leerem Blick auf die nächste Stufe zu starren. An seinem
Nacken lief frisches Blut herab. Juliette trat immer wieder von einem Bein aufs
andere und fluchte. Das war alles so vollkommen bescheuert. Sie war so verdammt
bescheuert gewesen.
    Ein paar Schritte
vor dem nächsten Treppenabsatz ließ sie Solo hinter sich zurück und überprüfte
die Tür zur Farm. Die provisorischen Stromkabel, die von der IT heruntergelassen worden waren und sich dort
hineinwanden, stammten aus einer Zeit, als Überlebende wie Solo noch versucht
hatten, ihren Tod ein wenig hinauszuzögern. Juliette sah hinein – die
Pflanzenlampen waren erloschen.
    »Solo? Ich schalte
die Zeitschaltuhren an, damit wir Licht haben. Warte du so lange hier.«
    Juliette hielt die
Tür auf und versuchte, ihr Messer in das Fußbodengitter zu stecken und so die
Tür aufzuhalten. Ihr Arm zitterte jedoch so stark, dass sie sich konzentrieren
musste, um es überhaupt zwischen den Fingern zu halten.
    »Mach ich«, sagte
Solo. Er hielt die Tür auf und ließ sich so daran hinunterrutschen, dass sie
hinten ans Geländer stieß.
    Juliette drückte
sich das Messer an die Brust. »Danke.«
    Er nickte und winkte
ab. Ihm fielen die Augen zu. »Wasser«, sagte er und leckte sich über die
Lippen.
    Sie streichelte ihm
die Schulter. »Ich bin gleich wieder da.«
    * * *
    Die
Notbeleuchtung aus dem Treppenhaus fiel kaum bis in die Eingangshalle der Farm
hinein, das matte Grün verlor sich schnell in der Dunkelheit. In der Ferne
summte eine Pumpe, sie machte dasselbe Geräusch, von dem Juliette vor vielen
Wochen auch auf der oberen Farm begrüßt worden war. Inzwischen wusste sie, was
der Lärm zu bedeuten hatte und dass es Wasser geben würde. Wasser und etwas zu
essen, vielleicht frische Kleidung. Sie würde nur das Licht einschalten müssen,
damit sie überhaupt etwas sah. Sie ärgerte sich über sich selbst, dass sie sich
ihr gesamtes Gepäck hatte stehlen lassen und nicht daran gedacht hatte, eine
zweite Taschenlampe mitzubringen.
    Die Dunkelheit
umschlang sie, als sie über das Sicherheitstor kletterte. Sie kannte den Weg.
Diese Farm hatte sie und Solo wochenlang ernährt, als sie mit der Pumpe für die
Hydrokulturen und den Klempnerarbeiten beschäftigt gewesen waren. Juliette
dachte an die neue Pumpe, die sie verkabelt hatte, sie war neugierig, ob es
geklappt hatte, ob das Ding funktionieren würde. Der Gedanke war irrwitzig,
aber auch wenn sie es selbst nicht mehr erleben würde, ein Teil von ihr wollte,
dass dieser Silo trocken gelegt wurde. Sie wollte, dass die übermenschliche
Anstrengung dort unten in der Tiefe sich wenigstens gelohnt hätte.
    Sie ging mit einer
Hand an der Wand entlang, in der anderen Hand hielt sie das Messer. Sie spürte
bereits die Restwärme der Pflanzenlampen, die von der Zeitschaltuhr in einem
gleichmäßigen Tag-und-Nacht-Rhythmus betrieben wurden, und sie war froh, nicht
mehr im Treppenhaus zu sein. Tatsächlich ging es ihr schon etwas besser. Ihre
Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit. Sie würde Essen und Wasser
suchen und einen sicheren Schlafplatz. Und morgen würden sie versuchen, bis zur
Polizeistation in der Mitte hinaufzusteigen. Dort könnten sie sich bewaffnen
und allmählich wieder zu Kräften kommen. Es würde nicht lange dauern, bis es
Solo wieder besser ging. Es musste ihm einfach schnell wieder besser gehen, sie
konnte unmöglich auf ihn verzichten.
    Am Ende der
Eingangshalle tastete Juliette nach der Tür zum Kontrollraum. Ihre Hand ging
automatisch zum Lichtschalter, der sich jedoch ohne jede Reaktion hin- und
herbewegen ließ. Er funktionierte schon seit

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