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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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Decke, Schwesterherz!« Ich sah Kai irritiert an und schüttelte den Kopf.
    »Du weißt es echt nicht, oder? Also beginne ich mal am Anfang. Wir wollten ja eigentlich gestern Abend wieder nach Hause, doch unsere Schwester – die Fahrerin – fehlte! Nino war sauer und Mia sehr müde, aber du warst verschollen. Bob sagte uns, du seist bei Yuma und wir sollten euch ein bisschen Ruhe gönnen, ihr hättet viel miteinander zu bereden. Da die meisten, die eine Fahrerlaubnis hatten, angetrunken waren und im Camp blieben, mussten wir zwischen Nach-Hause-Laufen oder Übernachten wählen.
    Wir entschieden uns für’s Bleiben und ich bin nicht böse drum! Ich brachte mit Anouk die Kinder in das größte Zelt; Mia war begeistert, sie wollte sowieso in dem Tipi schlafen, und ich glaube, sogar Nino hat es gefallen. Nachdem alle Kids untergebracht waren, suchte ich mit Anouk nach einem freien Schlafplatz. Uns blieb nur das kleinste Zelt, alle anderen waren schon besetzt. In dem Mini-Tipi war es eng und ich konnte die Nacht kaum schlafen; zudem saß Bob nah bei uns am Feuer. Gegen Morgen hörte ich dann Stimmen, Anouk wurde ebenfalls wach und wir sahen draußen nach. Du warst da und Yuma! Ihr beide wart zusammen eingewickelt in eine Decke und Bob war weg. Ich wollte zu euch, aber Anouk hielt mich zurück. Sie sagte, ich dürfe nicht stören! Es sei ein bedeutendes Ritual in ihrem Stamm. Ich weiß inzwischen so viel: Wenn ein Mann einer Frau anbietet, sich gemeinsam mit ihm in eine Decke zu hüllen, um vor den Blicken anderer ungestört zu sein, und die Frau annimmt, gleicht das in etwa einer Verlobung. Nur einander Versprochene teilen sich eine Decke. Anouk meinte noch, es sei eine sehr intime Geste, und weshalb sollte sie das erfinden? Darum habe ich mich auch wieder hingelegt und euch machen lassen!«
    »Wir haben aber nichts gemacht, außer – geredet! Sicherlich irrt sich Anouk!«, rechtfertigte ich mich. Dennoch hatten Kais Worte eine nachhaltige Wirkung. Ich wünschte mir so sehr, sie würden wahr sein! »Vielleicht ist es eine Geste einiger indianischer Stämme. Ein sehr schönes Ritual, um ehrlich zu sein, aber Bob reichte uns die Decke nur, da es kalt war und ich gefroren habe«, sagte ich mehr zu mir als zu meinem Bruder. Kai lächelte nur schelmisch und fing mit einem anderen Thema an. »Wann seht ihr euch eigentlich wieder?«
    Ich zuckte mit den Schultern, ich hatte keine Ahnung. Traurigkeit übermannte mich plötzlich, als ich an Yuma dachte, der mir so sehr fehlte. Kai bemerkte, wie bedrückt ich wurde, und er rückte näher zu mir. »Hey, Schwesterchen. Das sah heute Morgen ganz schön vertraut zwischen euch aus. Du siehst ihn bestimmt bald wieder!«
    »Ich hoffe es; er hat’s versprochen! Aber wann, weiß ich nicht!«
    »Ich treffe mich heute Nachmittag wieder mit Anouk. Wenn ich ihren Bruder sehe, dann frage ich ihn und mache einen Termin für dich klar, okay?«, bot Kai an und stieß mir neckisch in die Seite.
    Ich musste schmunzeln, obwohl mir eine innere Stimme sagte, dass er Yuma heute nicht begegnen würde.
    »Von mir aus. Aber solltest du ihn nicht antreffen, dann bestelle wenigstens Sakima liebe Grüße, den habe ich gestern nämlich gar nicht zu Gesicht bekommen. Richte ihm aus, dass ich ihn morgen Nachmittag besuchen werde. Ich muss ja heute zu dem grässlichen Brock und ich schätze, dass ich vor der Sperrstunde nicht gehen darf, sonst wäre ich liebend gerne mit dir zu den Moores gegangen. Grüß mir auch Anouk. Ich wünsche euch beiden viel Spaß!«
    »Ich wünschte, ich könnte dir dasselbe mit auf den Weg geben! Tut mir echt leid, Kira, wirklich!« Ich wusste, dass seine Worte ehrlich gemeint waren, und ich wusste auch, als ich mich an diesem Sonntagnachmittag alleine auf den Weg zum Brockhaus machte, dass Kai und Mia bei den Moores in Sicherheit waren.
    Mit den Gedanken bei ihnen schaffte ich den schweren Gang zu einem Menschen, den ich noch mehr hasste als meinen Vater. Ich ging zu demjenigen, der Sakima angeschossen hatte – einem Mann, der mir zuwider war und dessen hämischer Blick mich frohlockend begrüßte, als ich in seine voll besetzte Kneipe trat. Vater war auch schon da, er saß mit einigen anderen Männern gleich neben der Theke und sah mich grimmig an. Ich fühlte mich eingeschüchtert und ging zaghaft zu Magnus, der auf einem Barhocker saß und dessen boshaftes Grinsen immer stärker wurde. Ich atmete tief durch, hob meinen gesenkten Kopf und sah ihm standhaft in seine trüben,

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