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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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graublauen Augen, aus denen mir Arglist entgegenstrahlte.
    »Guten Tag, Herr Brock. Ich komme, um wie gewünscht die Arbeit aufzunehmen. Womit soll ich beginnen?«, fragte ich höflich, während ich von einigen angetrunkenen Gästen unschöne Kommentare zu meiner Person entgegengeworfen bekam.
    »Schaut euch die Kleine an! Wenn die uns das Gesöff bringt, schmeckt’s gleich doppelt so gut!«
    »Mann, Thoralf, wir wussten gar nicht, was du für einen süßen Käfer zu Hause hast! Neckisches Ding!«
    »Ja, ein schönes Weibsbild! Die solltest du dir öfter ins Haus holen, Magnus!«, hallte es um mich herum. Ich versuchte wegzuhören und sah Brock weiterhin fordernd an, schließlich wollte ich wissen, was ich zu tun hatte.
    Er saß auf dem Barhocker, sein ungepflegtes langes Haar war wirsch und er trug es offen. An seinem Dreitagebart klebte Bierschaum und er leckte sich gerade über seine bräunlichen Lippen, wobei seine hässlichen gelben Zähne zum Vorschein kamen.
    »Du könntest gleich bei mir anfangen, Süße! Zapf mir ein schönes Blondes; und wenn du einmal dabei bist, mach gleich ein paar mehr – meine Jungs hier haben alle Durst, nicht wahr Männer?«
    Unter dem bejahenden Johlen der Gäste begab ich mich hinter den Tresen. Ich musste Vater oft bewirten und hatte ihm auch schon hin und wieder Bier vom Fass abgezapft, was mir heute zugutekam. Magnus blickte mich erwartungsvoll an, verfolgte jeden Handgriff, den ich tat, und veränderte ganz abrupt seine Miene, als er mein Können bemerkte. Selbstbewusst setzte ich ihm wie gewünscht sein Bier mit einer perfekten Krone vor.
    »Nicht schlecht, die kleine Dirne!«, sagte er abfällig und wendete sich an mich. »Dann kannst du ja heute den Laden alleine schmeißen, und ich mach es mir mal richtig gemütlich!« So kam es dann auch. Während Brock mit meinem Vater und einigen anderen Männern an einem runden Zwölfertisch saß und eine Runde nach der anderen orderte, hatte ich alle Hände voll zu tun und kam gegen Abend kaum noch den Bestellungen hinterher. Ich rannte mit überfüllten Tabletts von einem Tisch zum anderen; die Kneipe war inzwischen brechend voll. Lediglich in der Küche gab es einen Mann, Tom, der die bestellten Speisen zubereitete, aber alles andere hatte ich alleine zu erledigen: den Ausschank, das Bewirten und sogar die Abrechnungen, was mir viel Trinkgeld einbrachte.
    Aber gewiss würde es Vater einfordern, also blieb mir im Endeffekt gar nichts. All die unschönen Dinge, die mir entgegengebracht wurden, die hämischen Witze, die verletzenden Äußerungen, alles musste ich klaglos einstecken. Einzig die Erinnerung an Yuma ließ mich diesen schwierigen Tag überstehen. Dass ich vor wenigen Stunden noch mit ihm zusammen war, erschien mir inzwischen wie ein Traum, dessen Farbe im Brockhaus verblasste, mir aber dennoch die Kraft schenkte, trotz meiner enormen Müdigkeit durchzuhalten und die Niederträchtigkeiten der Männer zu ertragen.
    Mit steigendem Alkoholpegel wurde ihre Hemmschwelle immer geringer. Waren es am Nachmittag ihre Worte gewesen, die mir zusetzten, so waren es jetzt ihre Tätlichkeiten, denen ich wie Freiwild ausgeliefert war.
    Es folgte ein Klaps auf den Po nach dem anderen, ich wurde unsanft beim Bewirten zu ihnen in die Arme gezogen und gedrückt, einige küssten mich gar auf die Wange. All das wollte ich nicht, ich ekelte mich vor diesen Annäherungen. Dennoch versuchte ich so gut wie möglich meinen Job zu erfüllen, was immer schwieriger wurde. Nur gut, dass es auf Mitternacht zuging und das Brockhaus gleich schließen würde, dachte ich mir, als mich ein fülliger alter Mann so fest an sich zog, dass mir beinahe die Luft wegblieb.
    Ich befreite mich mit einem Stoß aus seiner Umarmung und wurde von Vater zurechtgewiesen: »Jetzt stell dich nicht so an!«, tadelte er mich. Magnus lachte lauthals und zeigte seine schiefen, gelben Zähne. »Ja, du flotte Biene, hab dich nicht so! Du solltest dich besser an unsere Zeichen der Dankbarkeit gewöhnen, und höflich wäre es, diese auch zu erwidern, oder was hat dir dein Vater beigebracht?«, fragte er mich und sah zu meinem Vater, der mir einen bösen Blick zuwarf.
    Am liebsten hätte ich laut losgeweint, aber ich wollte mir diese Blöße vor den Männern nicht geben, daher blieb ich stumm und ging wieder hinter den Tresen, um weitere Bestellungen auszuführen. Als die Uhr um Mitternacht schlug, fiel mir ein Stein vom Herzen. Leider musste ich lernen, dass die Öffnungszeiten einer

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