Silver Moon
Tränen weg und ging zu ihm. Jetzt war ich diejenige, die ihn zu besänftigen versuchte. »Vielleicht hilft uns ja die Zeit! Vielleicht war es gestern auch nur eine fixe Idee von Brock; er war zudem sehr betrunken und eventuell überlegt er es sich wieder«, faselte ich und die reine Hoffnung sprach aus mir. Ich grübelte laut weiter. »Ich bin überhaupt nicht sein Frauentyp, er hat ja gestern mehrfach an mir herumkritisiert. Er sagte solche Dinge wie: zu wenig dran, kein richtiger Arsch, zu kleine Titten … prüde!« Wie ich die Worte aussprach, sah ich Funken von purem Zorn aus Kais Augen blitzen. Er schnaubte und ich streichelte sanft über seinen Rücken, um ihn zu beruhigen.
»Ich fahre jetzt in die Klinik, ich möchte wenigstens ein bisschen Normalität schnuppern. Nach meinem Dienst werde ich ins Brockhaus gehen, wie ich es Vater versprochen habe, aber nur um dort zu arbeiten, anschließend komme ich sofort nach Hause! Bitte sei so lieb und tue mir einen Gefallen: Wenn du von der Schule kommst, nimm Mia und gehe gleich mit ihr zu den Moores! Sie soll zu ihrem Pony und Anouk freut sich bestimmt, wenn du sie besuchst. Solltest du Yuma oder Sakima sehen, bestelle ihnen die liebsten Grüße von mir! Sage ihnen, ich … vermisse sie sehr und werde versuchen, morgen vorbeizukommen. Erzähle aber auf keinen Fall irgendjemandem etwas von Vaters und Magnus’ Plänen, weder den Moores noch Mia und auch nicht Nino! Versprich es!«
Kai tat sich schwer, doch schließlich schaffte er es, sich ein überzeugendes Nicken abzuringen. »Also gut! Aber, Kira, versprich du mir im Gegenzug, schwöre mir, dass du es nicht zulassen wirst, dass dieser Brock dich …« Jetzt schüttelte ich vehement meinen Kopf.
»Nein, Kai, gewiss nicht! Die Kneipe ist gut besucht, es sind viele Männer dort. Ich glaube nicht, dass … Ich kann es mir nicht denken, außerdem braucht Brock nur eine Arbeitskraft, die umsonst für ihn schuftet. Ich werde sofort, nachdem die Kneipe dichtgemacht hat, nach Hause kommen und dann sehen wir weiter, abgemacht?«
Kais beruhigendes Nicken half mir über den Tag. Ich wusste, dass Mia bei den Moores in Sicherheit war, ihr konnte schon mal nichts geschehen. Allerdings war mir mulmig zumute, als ich mich am Nachmittag auf den Weg zum Brockhaus machte. Der Dienst im Krankenhaus dagegen war ein Segen gewesen. Der freundliche Umgang mit den Menschen, die Gewissheit, dass ich ihnen helfen konnte, schenkte mir stets ein gutes Gefühl, das mir beim Betreten von Magnus’ Kneipe sofort verloren ging. Vater war schon da, er saß wieder an dem großen runden Tisch und sah siegessicher zu Magnus, der noch hinter der Theke stand. Als er mich sah, begann er sofort hämisch zu grinsen, und seine schiefen Zähne stachen mir ins Auge. Ich schaute angewidert auf den Boden und begab mich sogleich hinter den Tresen zu Brock, ohne ihn jedoch eines Blickes zu würdigen. Als hätte ich nie etwas anderes getan, begann ich die Meute Männer mit Bier und anderen alkoholischen Getränken zu versorgen. Ich tat das, was ich musste, versuchte höflich zu bleiben und Magnus, so gut ich konnte, zu ignorieren.
»Hey, Schätzchen, bring mir eine Flasche Rotwein. Und bring auch gleich ein Glas für dich mit, ich möchte mit dir anstoßen!«, sagte ein blonder Mann mittleren Alters und klopfte mir auf den Po.
»Ja, genau! Komm und setz dich zu uns! Rennst hier stundenlang herum, das hat Magnus nie geschafft! Er saß mehr bei uns und soff selber, als dass er uns bewirtete. Machst ’nen guten Umsatz mit der Kleinen, nicht wahr, Brock?«, rief ein anderer.
»Ja, los, ruh dich etwas aus, Süße, und genehmige dir auch einen Schluck!«, forderte ein älterer Mann, der mich sogleich zu sich auf den Schoß zog und festhielt. Mit all meiner Kraft versuchte ich aufzustehen, wurde aber immer wieder zurückgezogen.
»Wie soll ich euch Wein bringen, wenn ich hier sitzen muss?«
»Ja, lass sie gehen und das Gesöff holen! Dann kannst du sie ja wieder hätscheln«, sagte Magnus und ich war schneller hinter dem Tresen wie ein Blitz. Als ich den Wein brachte, reichte ich ihn von der anderen Seite, sodass der ältere Mann keine Chance hatte, mich noch einmal auf seinen Schoß zu ziehen.
»Na, was soll das? Komm und trink mit mir!«, forderte unterdessen der blonde Mann, der den Wein bestellt hatte und offenbar Thomas hieß. »Tut mir leid, aber ich trinke keinen Alkohol!«
Ich wollte gerade wieder gehen, als mich Vater am Arm packte.
»Du tust, was
Weitere Kostenlose Bücher