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Silvermind (German Edition)

Silvermind (German Edition)

Titel: Silvermind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Nightsoul
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allem das seiner Schwester. Es war überfällig gewesen, dass Ray die Koffer packte. Die Umstände hatte er sich anders vorgestellt, allerdings war er froh, überwiegend mit ein paar Kratzern weggekommen zu sein. Länger hätte er es dort definitiv nicht ausgehalten.

    Ray wurde aus den Gedanken gerissen, als etwas gegen sein Gesicht flog. Er sah auf seinen Schoss, erkannte eine Papierkugel und blickte auf. Dean stand vor ihm, die Arme verschränkt.

    „Er ist es nicht wert, dass du dir den Kopf zerbrichst.“ Ray seufzte schwer und strich die Haare nach hinten.

    „Wo ist Lora?“

    „Im Bad.“ Ray nickte. Sein Kumpel hockte sich neben ihn und legte ihm einen Arm um die Schulter.

    „Du schaffst das. Ich helfe dir, wo ich kann. Irgendwas wird sich finden lassen. Während du weg bist, bleibt deine Schwester bei mir. Ich komme klar mit der Kleinen.“

    „Daran zweifle ich nicht.“

    „Hast du mal einen aus der Band gefragt?“

    Ray stieß einen spöttischen Laut aus, dann nahm er einen Schluck vom Bier. Dean wusste nichts von der Auseinandersetzung, die er mit Nero gehabt hatte. Sein Kumpel wusste auch nichts von dem, was zwischen ihnen gelaufen war. Aber selbst wenn das nicht passiert wäre, hätte Ray sich in den Hintern treten können, dass er zugelassen hatte, dass ein Mensch etwas über sein Privatleben wusste. Die Rechnung dafür hatte er unweigerlich bekommen. Ray würde sich keinem anderen anvertrauen. Ein Arschtritt reichte ihm.

    „Ja, habe ich.“

    „Und?“

    „Nichts ´und`. Jeder hat seine eigenen Probleme.“

    „Mann, du bist echt verkniffen geworden. Brichst du dir einen Arm ab, wenn du um Hilfe bittest?“

    „Dean, halt die Schnauze. Du hast keine Ahnung, was in mir vorgeht.“

    „Wie denn, wenn du es mir nicht erzählst? Wie lange kennen wir uns?“

    „Das spielt keine Rolle.“

    „Sicher? Für mich schon. Wir sind Freunde, verdammt noch mal!“

    „Was nicht heißt, dass ich dir alles sagen muss!“, stieß Ray aus. Seine Rippen schmerzten, der Kopf dröhnte. In den letzten Tagen war ihm alles zu viel geworden. Er brauchte eine Pause, keinen ständigen Streit. Wohl oder übel wusste er, dass einzig er der Grund dafür war, dass er mit sämtlichen Leuten aneinandergeriet. Ray wollte Dean nicht vor den Kopf stoßen, doch momentan war das alles, was er konnte. Menschen, die ihn mochten, auf Abstand halten.

    „Nein, aber ich dachte, du vertraust mir“, meinte Dean gekränkt und stand auf. Viele Fluchtmöglichkeiten hatte der nicht. Statt aus dem Zimmer zu gehen, legte er sich ins Bett und starrte an die Decke. Ray presste die Lippen für einen Moment zusammen.

    „Dean …“

    „Ist okay. Mach dein Ding.“

    „Scheiße, Alter. Ich kann keinen Streit mit dir gebrauchen.“

    „Du hast dich verändert, Ray. Denk mal drüber nach.“

    Ray sagte nichts mehr, denn genau in dem Moment kam Lora aus dem Bad zurück. Mit einem Blick durch den Raum erfasste sie, dass etwas nicht stimmte. Ehe sie die Frage stellen konnte, schüttelte Ray den Kopf. Schwerfällig erhob er sich. Er musste raus, brauchte Luft zum Atmen. Die Jacke greifend machte er sich auf den Weg zur Tür.

    „Ich komme nachher wieder, Handy habe ich bei, falls was ist.“

    „Klar“, meinte Dean kurz angebunden. Ray sah Lora an, die fragend drein blickte. „Benimm dich, okay?“

    „Wohin gehst du?“

    „Ein bisschen raus.“

    „Aber es regnet.“

    „Ich weiß“, meinte Ray leise. Nicht nur der Himmel verlor Tränen, auch flossen Tropfen auf die Freundschaft, die ihn seit Kindertagen mit Dean verband. Ray schloss die Tür vorsichtig hinter sich.

    ***

    Ziellos streifte Ray durch die Dämmerung. Regen ging auf ihn nieder, wie ein Schleier aus Nebel. Neben vereinzelten Autos, die an ihm vorbeifuhren, war er die einzige Menschenseele, die durch die Straße lief. Die Hände in den Hosentaschen vergraben, den Blick nach vorn gerichtet, nahm er die Kälte um sich herum nicht wahr. Seine Gedanken schweiften zwischen Erinnerungen und der Gegenwart. Es hatte sich viel verändert, da hatte Dean recht. Ray war nicht derselbe wie damals. Aber wie hätte er das bleiben können?

    Die Erfahrungen hatten ihn geprägt, aus ihm das gemacht, was er heute war. Durch jeden Kampf war er ein Stück reifer geworden, hatte gelernt, das Beste aus den gegebenen Umständen zu machen. Was nicht hieß, dass er manchmal nicht drauf und dran gewesen wäre, alles hinzuschmeißen. Irgendwie hatte es Ray immer geschafft, vom Boden

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