Silvermind (German Edition)
Dunkelheit vor Augen. Er konnte den Kleinen auf der Zunge spüren, ihn auf den Lippen schmecken. Wusste, welchen intensiven Duft der verströmt hatte, als er sich völlig selbstvergessen ihm hingegeben hatte. Ein heiseres Stöhnen entrang sich Neros Kehle.
Er hatte Ray etwas geben wollen. Das war der einzige Gedanke gewesen, dem Nero gefolgt war. Es war nie um ihn selbst gegangen. Er wusste nicht, wie er es hätte anders ausdrücken können, ohne verletzend zu sein. Abweisung war Abweisung, da gab es nichts dran zu drehen oder zu wenden. Dabei war diese nicht durch mangelndes Wollen erteilt worden, sondern aus Rücksicht. Erst später war ihm aufgegangen, dass Ray diese nicht gebraucht hatte. Dessen Körpersprache war unmissverständlich klar gewesen. Rippenbruch hin oder her.
Aber Nero hatte etwas anderes verlauten lassen, wie ihm seit dem Abgang des Kleinen klar gewesen war. Ausgespuckt hatte er das, was er einst still mit sich ausgemacht hatte. Dass er nicht vorhatte, weiterzugehen, das Ganze zu vertiefen. Es lag nicht daran, dass Nero persönlich nicht wollte. Die Band stand im Weg.
Er wusste von seinem Bruder, wie es ausgehen würde. Beziehungen innerhalb der Band waren zum Scheitern verurteilt, rissen bei einem Aus unweigerlich alle Mitglieder hinunter. Konflikte verursachten dicke Luft, wirkten sich negativ auf das Gruppenklima aus. Nero war nicht naiv, um zu glauben, dass das nicht passieren würde. Ray und er bekamen sich bereits jetzt bei jeder Kleinigkeit in die Haare. Selbst wenn es rein um sexuelle Befriedigung gehen würde, wäre ein Streit vorprogrammiert. Sei es, dass einer von ihnen eifersüchtig wurde.
Nero schalt sich für die Gedanken. Er zerbrach sich über etwas den Kopf, das er nicht einmal in Erwägung zog. Das alles waren reine Spekulationen. Er war nicht der Typ für Beziehungen und wusste sicher, dass er nie eine mit Ray eingehen würde. Die Band war alles. Mit ihr war Nero verheiratet. Es lag im Interesse ihrer Fans, dass sie lange an der Oberfläche blieb und nicht im Untergrund verschwand.
Nero konzentrierte sich wieder auf seine Hand. Immer noch zogen seine Lenden, sein Schwanz stand steif. Er erinnerte sich an das heisere Stöhnen, an die gierigen Lippen, den feuchten Mund. Schneller bewegte er die Faust auf und ab, spürte das Ziehen, das den herannahenden Orgasmus ankündigte. Als er kam und gegen die Fliesen spritzte, stützte er sich mit einer Hand an der Wand ab. Für einen Moment rang er leise um Atem.
Nero beeilte sich danach, aus der Dusche zu kommen. Mittlerweile war seine Haut schrumpelig. Mit einem Handtuch um die Hüften geschlungen, ging er aus dem Bad ins Wohnzimmer. Neo war ausgeflogen, was hieß, dass Nero für mehrere Stunden glücklicherweise Ruhe hatte. Er vermied den Blick zur Couch, setzte sich auf den Schreibtischstuhl und griff nach dem Telefon.
Da Nero mit Dean gesprochen hatte, wusste er über die momentane Situation Rays Bescheid. Die Einraumwohnung war kein Ort für ein dreizehnjähriges Mädchen, das unter der Woche zur Schule musste. Während Dean wahrscheinlich bis in die Puppen aufblieb, würde Lora schlecht schlafen können. Nero hatte es bereits mit Dean abgesprochen, allerdings Ray von ihrem Vorhaben nichts erzählt. Durch die gegebenen Umstände war er nicht mehr dazu gekommen.
Er wählte die Nummer seiner Mutter und wartete darauf, dass am anderen Ende abgenommen wurde.
„Hallo?“
„Hey Mama, hier ist Nero.“
„Ach schön, dass du dich meldest. Wie geht’s euch?“
„Neo ist sauer. Zugegeben mache ich mir langsam Sorgen um seine Gesundheit. Du weißt, wie draufgängerisch er ist.“
„Ja, kommt ganz nach seinem Vater. Und du? Hat sich irgendetwas Neues ereignet?“
„Wenig. Ich brauche allerdings deine Hilfe. Du weißt, dass ich einen Ersatz für Neo gefunden habe, davon hatte ich dir vor ein paar Wochen erzählt. Ray hat familiäre Probleme und kann sich, während wir touren, nicht um seine kleine Schwester kümmern. Gäbe es die Möglichkeit, sie bei euch unterzubringen?“
„Du weißt, wie ich zu Fremden im Haus stehe, Nero.“
„Glaub mir, Ray ist keiner von der üblichen Sorte. Du wirst ihn mögen. Lora ist zudem ein sehr vernünftiges Mädchen.“
„Ich werde mit deinem Vater reden. Aber ich möchte die beiden gerne kennenlernen. Komm doch morgen zum Kaffeetrinken vorbei. Über einen Besuch von dir würde ich mich freuen, bevor du wieder Wochen lang nicht in der Gegend bist.“
Nero verdrehte die
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