Silvermoon - Jaegerin der Nacht
Mira?“, fragte er.
„ Ja“, gab sie heiser zurück und fuhr fort: „Ich fürchte, ich habe mich erkältet.“
„ Ich werde Deine Mutter unterrichten und auch den Herrn“, entgegnete Esra und verschwand wieder.
Wenige Minuten später kam er, gefolgt von Margret und James, zurück und alle blickte sie auf sie nieder. Ihre Augen leuchteten, als sie den Grafen erblickte und er erwiderte es mit einem finsteren Blick. Die Mutter nahm auf der Bettkante Platz und legte ihre Hand auf die Stirn ihrer Tochter, die nun glühte.
„ Sie hat Fieber“, sagte Margret leise und ihr Tonfall verriet Mira, dass sie sich an James gewandt hatte.
„ Dann sollte sie bleiben, bis sie genesen ist. Ich bin kein Unflat, dass ich sie nun den langen Weg auf sich nehmen lasse“, erwiderte er und wandte sich zum Gehen ab.
„ Danke Herr“, krächzte Mira und ihr Unterbewusstsein machte einen Freudentanz.
„ Ich werde Dir eine Suppe kochen und sie später herbringen, doch wirst Du einige Stunden darauf warten müssen. Ich muss das Frühstück für den Herrn und seinen Gast machen“, sagte Margret sanft.
Eine Herzogen Tochter war sie also, es dämmerte Mira, warum Cassandra von James bevorzugt wurde. Sie war eine Dame von Adel und Mira bloß eine Magd. Gemeinsam mit Esra, der nun auch seinem Tagewerk nachgehen musste, verließ Margret die kleine Kammer in der Mira schlief.
Es verging eine gute Stunde bis Mira aus dem Bett kroch und auf einen Holzscheit blickte. Eigentlich blickte sie auf eine Menge Scheit, denn sie waren neben dem Kamin aufgestapelt, damit man ein wärmendes Feuer machen konnte. Sie ging hinüber zu den sauber gestapelten Holzscheiten und suchte sich einen besonders großen und schweren heraus. Dieser würde ihr helfen, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Sie wog das große Stück in ihren Händen und verließ mit einem teuflischen Grinsen ihre Kammer.
Leichtfüßig, wie sie war, schlenderte Mira durch die Korridore James‘ Anwesens. Zielstrebig steuerte sie Cassandras Gemach an und klopfte an die Tür, keine Reaktion. Noch einmal und wieder reagierte niemand. Nicht mal ein Raunen drang an ihr Ohr. Dann dämmerte es Mira, wenn Cassandra nicht hier war, dann konnte sie nur in Räumen des Herrn sein und der Graf war in seinem Arbeitszimmer, sie hatte ihn dort gehört. Mira legte den Weg zum Schlafzimmer des Grafen zurück. Gerade wollte sie klopfen, als sie sah, wie der Türknauf sich bewegte. Sie nahm den Scheit hoch über ihren Kopf. Gefasst darauf, dass Cassandra es war, die die Tür öffnete wartete sie. Sie sah die dunkelbraunen Haare der jungen Dame, die blauen Augen vor Schreck weit aufgerissen und sie ließ den Holzscheit niedersausen. Mit einem dumpfen Aufprall traf sie ihre Nebenbuhlerin, die danach bewusstlos auf den Boden aufschlug.
Kapitel 7
James bekam in seinem Arbeitszimmer nicht mit, was auf den Korridoren vor sich ging. Er war zu sehr mit Briefen beschäftigt, die ihm von den Dorfbewohnern geschickt wurden. Bittgesuche ihnen zu helfen, weil die Familien nicht ernährt werden konnten oder landwirtschaftliche Geräte zu Bruch gegangen waren. Gemeinsam mit Esra beriet er sich, wie sie am besten vorgehen sollten. Margret kam und brachte ihnen Kaffee an den Schreibtisch und James dachte an Cassandra, die immer noch selig schlafen musste, sonst hätte er sie längst durch die Korridore schleichen hören.
„ Margret, seid doch bitte so gut und seht nach meinem Gast. Cassandra schläft in meinem Gemach“, sprach er seine Bitte bedächtig aus.
„ Sehr wohl Herr“, erwiderte die Magd und verließ geschwind das Schreibzimmer.
James beriet sich weiter mit seinem Diener. Esra war sein Butler, doch in erster Linie war er sein Freund geworden in den vielen Jahren, die er nun schon in James‘ Diensten stand.
„ Was denkt, Ihr soll ich tun, Esra?“, fragte er seinen Butler.
„ Ich denke, dass Ihr den Bauern die Reparatur der Geräte ermöglichen solltet. Und diesen anderen ärmeren Menschen Brot und Obhut verschaffen solltet, Herr“, erwiderte Esra ruhig und darum bemüht James auf dem richtigen Fuß zu erwischen.
Eine ganze Weile ging es so, bis Margret mit gehetztem Ausdruck wieder erschien.
„ Euer Besuch, Herr“, begann sie atemlos.
„ Was ist mit meinem Gast?“, fragte James besorgt, als er den Gesichtsausdruck seiner Magd sah.
„ Sie ist weg, ich kann sie nirgendwo finden. Weder in Eurem noch in ihrem eigenen Schlafzimmer“, fuhr Margret fort, als sie zu Atem gekommen
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