Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
schließlich.
    Ein Ach so war nicht sonderlich viel. Da hatte Herr Schweitzer in Anbetracht der Fährnisse, die nun auf sie zukommen könnten, deutlich mehr erwartet. Oder waren Mörder von Natur aus wortkarg? Er startete einen neuen Versuch: „Ich hab nicht viel er-zählt.“
    „Da gibt’s auch nicht viel zu erzählen.“
    Na also, das war doch schon mal was. Darauf ließ sich doch aufbauen. „Das mit Karin war also nicht so ...“, Simon Schweitzer grübelte, „so ernst.“
    „Na hör mal. Da war rein gar nichts. Wir haben uns nur gut verstanden, die Karin und ich. Mehr nicht. Das habe ich auch der Polizei erzählt. Ich glaube aber, die wollen mir einen Strick daraus drehen.“
    Na prima. Herr Schweitzer hatte es doch schon immer gewußt. Ein Apostel konnte nicht gleichzeitig ein Mörder sein, das verbot sich per se. Und wenn Guntram nichts mit Karin hatte, gab es selbstredend auch keinen Grund für eine forcierte Lebensbeendigung Klaus-Dieter Schwarzbachs durch den Apostel.
    „Trotzdem. Ich glaube, wir sollten auf der Hut sein. Die haben immerhin einen Mord an einem Politiker aufzuklären. Da ist man etwas hartnäckiger als wenn ein Wermutbruder dem anderen wegen einer Flasche Schnaps eins über die Rübe gibt.“
    „Apropos Wermutbruder“, sagte Guntram, „Ich habe Daniel getroffen.“
    Simon Schweitzer schüttelte den Kopf. „Daniel?“
    „Daniel Fürchtegott Meister. Unser Freund. Jahrelang im Ausland oder sonstwo verschollen. Ich hätte ihn fast nicht wiedererkannt, wie er da als Bettler in der Schweizer Straße auf dem Boden saß. Armer Kerl. Ich habe ihm angeboten, hier im Geräteschuppen zu schlafen, dort steht noch ein altes Bett von meinem Vorgänger. Ich bin mal gespannt, ob er das Angebot annimmt.“
    „Daniel Fürchtegott, daß der noch mal auftaucht, kaum zu glauben.“
    „Ja, so ist das Leben. Nichts ist berechenbar. Wir können höchstens versuchen, unseren Mitmenschen mehr Liebe entgegenzubringen und vielleicht ein wenig politische Basisarbeit zu betreiben. Magst du nicht wieder bei uns mitarbeiten?“ Er stieß Herrn Schweitzer auf den Oberarm. „Komm schon. Die Flugzeuge donnern auch über deinen Kopf hinweg.“
    Wie er seinen alten Weggefährten so sah, mit all seinem Vertrauen in das Hehre im Menschen, wurde Simon Schweitzer ganz melancholisch zumute. Er stand kurz vor einer Kapitulation, letztendlich reichte es aber nur für ein: „Vielleicht. Ich überleg’s mir“.
    „Das ist schön, Simon. Weißt du, die Welt verdient es gerettet zu werden.“
    Das war schon richtig, aber welche Rolle der Zerstörer Mensch dabei spielen sollte, war dem Herrn Schweitzer mehr als schleierhaft. „Ja. Ich überlege es mir“, wiederholte er.
    „Magst du ein Glas Meßwein. Wir haben da dieses Mal einen besseren als das Gepansche der letzten Jahre.“
    „Gerne.“
    Aus dem einen Glas wurden derer drei, und die Sonne hatte das Himmelsgewölbe schon verlassen, als Simon Schweitzer den Nachhauseweg antrat, ohne daß Daniel Fürchtegott Meister noch erschienen wäre. Einzig das Weinfaß lag noch so ungefähr des Weges, wohin er auch auf ein Schwätzchen mit Bertha noch einkehrte. An Neuigkeiten gab es aber wenige. Lediglich die Information, daß ein Ermittler selbst bei Bertha Erkundigungen über die am Tatort gefundenen Protestplakate einzuholen versucht hatte, besaß einen gewissen übergeordneten Nachrichtenwert. Maria von der Heide war den ganzen Abend nicht aufgekreuzt.
    Laura Roth saß seltsam verknotet auf dem Boden ihres Zimmers. Ein Geruch nach Himalaja-Zeder lag in der Luft. Auf Simon Schweitzers fragenden Blick sagte sie: „Ganzheitliches Yoga. Eignet sich vorzüglich zur Entspannung.“
    Herr Schweitzer fragte sich, inwiefern bei solch komplizierter Akrobatik eine Entspannung möglich war. Der linke Fuß war hinter das rechte Ohr geklemmt, das rechte Bein flach nach vorne ausgestreckt, und seitlich horizontal ausgestreckte Arme dienten der Stabilisation des Gefüges. Er sagte: „Wenn es hilft ...“, und ging in die Küche Lindenblütentee kochen.
    Mit entrücktem Blick gesellte sich Laura zwanzig Minuten später zu ihm. Offensichtlich hatte das Entspannungsgetue gewirkt. „Nur noch fünf Minuten.“
    Simon Schweitzer blickte auf die porzellanene Küchenuhr von der Firma Junghans, ein Erbstück seiner Mutter. Fünf vor zwölf. Da war es schier unmöglich, die Jugendlichkeit seiner Mitbewohnerin über die Zeit zu retten. „Magst du auch einen Tee?“
    „Oh ja.“
    „Ich dachte,

Weitere Kostenlose Bücher