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Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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und einer Dame, die er schon mal gesehen zu haben glaubte. Zumindest die Physiognomie kam ihm sattsam bekannt vor. Umgekehrt schien es sich ähnlich zu verhalten, denn die Dame hatte sich von Karin abgewandt und glotzte Simon Schweitzer an.
    „Hallo Simon, da kommst du ja gerade recht“, begrüßte ihn Bertha lauter als nötig, und bei der Dame mit dem irren Blick fiel der Groschen.
    „Simon. Simon Schweitzer. Du hast dich ja überhaupt nicht verändert.“
    Wie war das denn jetzt zu verstehen? Hieß das vielleicht, daß er schon früher zur Korpulenz neigte oder daß er dank dem Ausbleiben von speziestypischen Haarausfall noch immer juvenile Gesichtszüge besaß und leicht wiederzuerkennen war? Und seit wann hatte er sich nicht verändert? Wer war die Dame überhaupt, die ihm so bekannt vorkam?
    Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Haaren: „Hannelore. Mensch, Hannelore. Ich hätte dich fast nicht wiedererkannt. Wie lange ist das her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben? Zwanzig Jahre? Nein, länger.“
    In diesem Augenblick war ein weiteres Aufflammen des Karinschen Geflennes zu vernehmen. Der Aufwand hatte sich gelohnt, die Aufmerksamkeit ihrer zwei Jahre älteren Schwester Hannelore war ihr wieder sicher.
    Doch die Schankwirtin Bertha war aus einem robusteren Holze geschnitzt. Weibliches Geheule ging ihr seit jeher auf die Nerven, und so war sie froh, als Simon Schweitzer die Bühne des Weinfaßes betreten hatte. „Was magst du trinken?“
    „Ach, irgendwas halt“, entgegnete er leichthin. Herr Schweitzer hatte von seiner Postkopulationseuphorie noch nichts eingebüßt. „Am besten etwas mit Trauben drin.“
    Bertha schüttelte den Kopf. „Meint der Herr vielleicht Wein?“
    Der Herr nickte.
    „Ich hab gehört, du hast Maria jetzt flachgelegt“, deklamierte Bertha und sah Herrn Schweitzer herausfordernd an.
    Dieser war in der Tat schockiert. Nicht über der Wirtin Ausdrucksweise, sondern über den Umstand, daß sie darüber Bescheid wußte. Wie war das möglich? Hatte sie jemand beim Spa-ziergang zum Königsbrünnchen beobachtet? Gottlob waren keine weiteren Gäste anwesend.
    „Der Guntram kann doch keiner Fliege was zuleide tun“, jammerte Karin Schwarzbach. Dann schneuzte sie in das Taschentuch, das ihre Schwester ihr unter die Nase hielt.
    Herr Schweitzer war eben noch mit dem Phänomen Bertha beschäftigt, und schon mußte er sich fragen, welcher Guntram welcher Fliege nichts zuleide tun kann. Die Dinge standen kopf und er mußte sich mit einer nicht unbedeutenden Desorientierung herumschlagen. Er räusperte sich und nahm sich vor, dem Chaos die Stirn zu bieten. Als erstes nahm er das Glas entgegen, welches Bertha ihm reichte. Damit war schon mal die Verköstigungsfrage für die nächste halbe Stunde geklärt. So.
    Die Frage, wem oder was er sich als nächstes zuwenden sollte, erübrigte sich, als Bertha nachhakte: „Was ist jetzt, hast du Maria flachgelegt oder was?“
    „Logisch. Du kennst mich doch. Ich leg immer alles flach, was bei Drei nicht auf den Bäumen ist“, ging Herr Schweitzer beherzt in die Offensive.
    „Mich noch nicht“, meinte Bertha, und Simon Schweitzer schien es, als würde eine Spur Resignation in ihrer Stimme mitschwingen.
    „Der Guntram doch nicht. Ein so lieber Kerl.“ Es war wieder Karin, die den unzusammenhängenden Blödsinn von sich gab.
    Doch so ganz unzusammenhängend und unsinnig war es nun doch wieder nicht, denn der Schweitzer-Simon erinnerte sich der Nachricht von Daniel Fürchtegott auf seinem Anrufbeantworter, die da lautete, daß man Apostel Guntram Hollerbusch verhaftet habe. Er hätte jetzt fragen können, ja eigentlich lag die Frage quasi auf der Hand, ob es denn stimme, daß man den Hollerbusch verhaftet habe, und dann konstatieren müssen, daß dies, falls es wahr sei, eine himmelschreiende Schande wäre. Doch statt dessen fragte er, ohne recht zu wissen warum: „Sag mal Karin, Maria hat mir erzählt, Daniel Fürchtegott wäre in letzter Zeit ein paarmal bei euch gewesen. Stimmt das?“
    Karin wischte sich die Tränen mit einer Papierserviette ab und sagte: „Ja, ein paarmal. Nachmittags. Er wollte Klaus-Dieter sprechen, der war natürlich nie da. Ich hab ihm immer was zu essen gegeben. Er sah ja fürchterlich aus. Aber Guntram haben sie verhaftet. Nicht den Daniel. Ihr versteht nicht. Guntram soll Klaus-Dieter umgebracht haben. Aus Eifersucht. Wegen mir. Das kann doch nicht wahr sein. Wir hatten doch nie was miteinander, Guntram und

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