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Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Titel: Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Dreißig
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gesagt, er brauche nur drei Wörter aufzuschreiben.)
    »Wo sind nur die goldenen Sternchen?« fragte er ratlos. »Borg mir mal deinen goldenen Stift«, bat der Lehrer. Simsala schaute ihn erstaunt an, griff dann unter die Bank und brachte den Stift zum Vorschein. Mit Herzklopfen sah er zu, wie Herr Martin über fast jeden Buchstaben in seinem Heft sorgfältig ein Goldsternchen malte. Endlich blickte der Lehrer wieder auf und erklärte: »Die anderen bekommen ihre Sternchen für jedes richtige Wort. Dir habe ich eins für jeden richtigen Buchstaben gemalt. Das ist, finde ich, nur gerecht.« Die Erstklässler fanden das auch.
    Herr Martin reichte Simsala den Goldstift zurück. Der aber wollte ihn nicht annehmen.
    »Sie können ihn besser gebrauchen als ich«, meinte er, »sonst können Sie doch gar nicht allein verbessern.«
    »Das hättet ihr wohl gern«, lachte der Lehrer. »Nun gut, wir wollen es versuchen. Also: alle Wörter, die kein Sternchen haben, schreibt ihr dreimal richtig in euer Heft.«
    »Bekommen wir dann drei Sterne dafür?«, wollte Ruth wissen.
    »Ihr seid wirklich unersättlich, scheint mir«, seufzte Herr Martin. »Ja, also dann bekommt ihr drei goldene Sternchen dafür. Zur Not muss Simsala mir wieder ein bisschen helfen.«
    Als der kleine Zauberer an diesem Tag auf der Feste Hokuspokus landete, hatte er die Goldsternchen längst wieder vergessen.
    »Ich darf zu Ruth«, rief er, noch ehe er richtig gelandet war. »Wann fährst du nach Indien, Papa?«
    »Morgen«, lachte Abra Kadabra Bim, »wenn du mir noch solange Zeit lässt.«
    Dann zog er sich in ein Turmstübchen zurück, um noch einmal die Zaubereien zu üben, die er auf dem Kongress der Zauberer vorführen wollte.
    Simsala aber ging in sein Zimmer, setzte sich auf das einsame Bett, das dort stand, und begann ebenfalls zu zaubern. Er zauberte sich einen hübschen kleinen Koffer, einen warmen Schlafanzug und ein Paar Wollstrümpfe für die Nacht.
    Dann überlegte er. Was brauchten gewöhnliche Kinder wohl sonst noch, wenn sie jemanden besuchten? Endlich fiel es ihm ein: Waschlappen, Handtücher und Seife und eine Zahnbürste.
    Wie aber sah so eine Zahnbürste nur aus ? Alles, was sich der kleine Zauberer vorstellen konnte, befriedigte ihn nicht. Entweder war der Griff zu lang, oder die Bürste hatte zu wenig oder zu kurze oder zu harte Borsten. Endlich entschloss sich Simsala, Ruth einfach zu sagen, er hätte seine Zahnbürste vergessen. (Er wusste gar nicht, wie ähnlich er damit den gewöhnlichen Kindern war.) Eine Zahnpastatube aber gelang ihm auf Anhieb. Zufrieden nahm er sie zur Hand, schraubte sie auf und roch daran: Es duftete herrlich. Simsala hatte Himbeermarmelade hineingezaubert.
    Plötzlich sprang der kleine Zauberer auf und rannte auf den höchsten Balkon der Feste Hokuspokus. Wenig später hörte es Abra Kadabra Bim draußen laut zischen und krachen. Er eilte ins Freie. Da sah er Simsala ein Feuerwerk abschießen, indem er in rascher Folge beide Hände in die Luft warf. Knallend stiegen zahllose Raketen in die Luft und versprühten in gelben und blauen Funkenfontänen,

    ein Schauspiel, das die einsamen Adler mit mächtigen Flügelschlägen das Weite suchen ließ. »Der freut sich wohl gar, dass ich verreise«, brummte der alte Zauberer zufrieden, »ach ja, Kinder werden groß.« Und vergnügt machte er sich wieder an seine Reisevorbereitungen.

Abra Kadabra Bim geht auf Reisen
    Simsala freute sich, das war unverkennbar. Abra Kadabra Bim merkte es daran, dass der Junge schon aus den Federn war, als er ihn mit Gesang wecken wollte. Im Bett saß nur Miau, der schwarze Kater, und fauchte ungnädig, weil er sich durch den alten Zauberer in seinen Morgenträumen gestört fühlte.
    Herr Bim sagte höflich: »Nichts für ungut, Großvater«, und zog sich leise zurück. Wo aber mochte Simsala nur stecken? Da hörte er es vom oberen Balkon rufen: »Auf Wiedersehen, Vater, und schöne Zeit in Indien. Wenn du willst, bleib ruhig ein paar Wochen länger. Mach mir Rauchzeichen, wenn du wieder da bist. Ade.«
    »Nicht ohne Handschlag, Schlawiner«, hielt der alte Zauberer Simsala zurück, der auf seinem kleinen Teppich eben starten wollte, »wo bleiben denn die Sitten?« So rasch er konnte, stieg er die Stufen zum oberen Balkon hinauf. Er fand Simsala in blütenweißer Rüschenbluse, dunkelblausamtener Kniebundhose und den schwarzen Schuhen mit goldenen Schnallen abreisebereit auf dem Teppich sitzen. Den kleinen Koffer hatte er dicht neben

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