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Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Titel: Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Dreißig
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Wunder.
    »Wie, was?«, rief sie. »Ist denn das möglich? Habe ich nicht eben deine einzige Rüschenbluse in den Müll geworfen?«
    »Entschuldigen Sie, Frau Reinicke.« Simsala war echt betreten. »Hier haben Sie Ihr schönes Hemd wieder. Und vielen Dank fürs Ausborgen.« Er wollte schnell weiterlaufen. Aber so einfach ließ ihn die Frau nicht wieder fort. »Wo hast du denn die saubere Bluse her und die Hose ohne Fleck?«
    »Aus meinem Koffer«, flunkerte Simsala. »Stellen Sie sich vor. Mein Vater hatte mir zur Überraschung den ganzen Koffer mit Rüschenblusen und blauen Samthosen vollgepackt. Vielleicht wusste er ja auch, dass man auf dem Teppich so leicht Schmierölflecke bekommt. Schauen Sie nur.«
    Mit diesen Worten öffnete der Junge vor dem misstrauischen Blick der Putzfrau den Deckel seines Koffers. Heraus quollen zahllose Rüschenblusen, und darunter zeigten sich, hübsch ordentlich zusammengelegt, noch mindestens zwei Samthosen. Mit Mühe drückte Simsala den Kofferdeckel wieder zu.
    »Nicht wahr, da staunen Sie«, sagte er freundlich. »Ich habe aber auch gestaunt, das können Sie mir glauben. Ist es nicht wunderbar, einen so fürsorglichen Vater zu haben?« Damit verneigte sich der kleine Zauberer vor Frau Reini-cke und rannte in seine Klasse. Inzwischen war es nämlich allerhöchste Eisenbahn.
    Er ließ eine sehr verwunderte Putzfrau zurück.

Mit Simsala ist nicht viel anzufangen
    Herr Martin merkte gleich, dass heute mit Simsala nicht viel anzufangen war. Seine kleinen Hände zuckten immer wieder verräterisch und brachten fortwährend Dinge zum Erscheinen, die nun wirklich nicht in den Unterricht gehörten. Glücklicherweise verschwanden sie aber auch gleich wieder.
    »Wenn Zaubererkinder froh sind, sind sie nicht zu gebrauchen«, erkannte der Lehrer und versuchte, sich damit zufriedenzugeben.
    Er wusste ja, dass Simsala bei Ruth eingeladen war, und hatte Verständnis für die Freude des Kindes. Dennoch schaute er etwas ratlos auf den Lutscher, den er plötzlich statt der Kreide, mit der er an die Tafel schreiben wollte, in der Hand hielt.
    »Simsala«, knurrte er warnend und drehte sich halb der Klasse zu, und schon war der Lutscher verschwunden »Dies ist das Z«, erklärte der Lehrer nun den Kindern, »der letzte Buchstabe des Alphabets. Woran erinnert er euch?«
    »An einen Zollstock«, rief ein Junge. »An einen Blitz«, rief ein Mädchen. »An einen Zauberer«, sagte Ruth.
    »Richtig«, antwortete Herr Martin und begann, das Z an der Tafel als Blitz zu malen.
    Mit Schwung ließ er den Blitz über die Tafel zucken - und fuhr ebenso erschrocken zusammen wie die übrigen Erstklässler, als es gleich darauf im Klassenzimmer heftig rumpelte.
    »Donnerwetter«, entfuhr es ihm.
    Er sandte Simsala einen Blick zu, der ebenfalls Verwandtschaft mit einem Blitz hatte. Sein Ärger war aber schnell wieder verraucht, als er sah, dass der Junge sich mit ganz erschrockenem Gesicht auf seine Hände gesetzt hatte. Ein weiterer Donner war wohl nicht zu befürchten. Die Erstklässler malten das Z ab.
    Simsala ließ seine Zungenspitze zwischen den Mundwinkeln Spazierengehen und versuchte sich ebenfalls im Abmalen. Dabei konnte er allerdings nicht auf seinen Händen sitzen bleiben, und so gab es plötzlich in der la ein kleines, aber nur ganz leises Nachrumpeln, und es roch ein wenig nach verbranntem Papier. Der Blitz auf Simsa-las Blatt sah wunderbar echt aus.
    Dann durften die Kinder noch den Himmel um ihre Z-Blitze malen. Herr Martin überraschte Ruth dabei, als sie auch einen kleinen Teppich auf das Bild zeichnen wollte. »Was hat der Teppich denn mit unserem Z zu tun?«, fragte er streng.
    »Es ist doch ein Zauberteppich«, musste er sich von dem Mädchen belehren lassen, »der hat auch ein Z.« Eifrig malte das Kind weiter.
    Als dann aber auch noch ein kleiner Blitze schleudernder Zauberer auf dem Teppich Platz nehmen sollte, sagte Herr Martin: »Schluss damit für heute. Sonst müssen gleich auch noch eine Ziege und ein Zebra und vielleicht ein ganzer Zoo mit auf den Teppich, und dann wird es ihm zu schwer, und er schmeißt sie allesamt runter.« Der Gefahr wollte Ruth den kleinen Zauberer doch nicht aussetzen, und sie packte ihr Blatt fort. Das Rechnen ging danach ganz gut. Der Lehrer ließ Simsala träumen, der mit seinen Gedanken offenbar ganz woanders war, kleine Ziegen und Zebras aus seinem Rechensäckchen herauszog, stirnrum-zelnd betrachtete und sie dann achselzuckend wieder in dem Sack verschwinden

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