Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.
sich.
»Hast du denn gefrühstückt?«, erkundigte sich Abra Ka~ dabra Bim.
»Mach ich unterwegs«, versprach der kleine Zauberer. »Modischer Schnickschnack«, brummte Herr Bim. »Warum bist du denn so in Eile? Fangt ihr heute mit der Schule früher an?«
Simsala wusste keine Antwort. »Ich dachte -, ich wollte -«, stotterte er.
»Du dachtest, du wolltest deinem Vater nicht zur Last sein, wenn er sich auf die weite Reise nach Indien begibt. Ist es so, Simsala?«, fragte der alte Zauberer lächelnd. »Genauso«, rief der Junge, indem er aufsprang und seinem Vater einen Abschiedskuss auf die Nase drückte. »Darf ich jetzt fliegen?«
»Flieg du nur«, erlaubte Herr Bim, »aber pass auf, dass du Ruths Mutter nicht auf die Nerven fällst. Und denk daran: Gezaubert wird bei gewöhnlichen Leuten nicht. Halt also die Hände still, oder setz dich drauf, wenn's zu arg in ihnen zwickt, und mach mir keine Schande. Sonst bist du bei meiner nächsten Geschäftsreise doch wieder das Dornröschen«, warnte er.
Simsala warf sich auf seinen Teppich und machte eine schwungvolle Wegwerfbewegung mit der Rechten. Der Teppich machte einen Riesensatz. Abra Kadabra Bim erblasste.
»Ob es klug von mir war, nach Indien zu fahren und den wilden Jungen allein zu lassen?«, meldete sich sein väterliches Gewissen.
Besorgt schaute er auf den kleinen schwarzen Punkt, der bedenklich schnell in der Ferne entschwand.
Aber auch Abra Kadabra Bim liebte das Reisen und die Zaubererkongresse in fernen Ländern. »Es wird ihm gut tun, mal in der Obhut einer Mutter zu sein«, beruhigte er sich und machte sich ebenfalls reisefertig.
Er war schon fast unterwegs, als ihm Miau einfiel, der ganz allein auf Feste Hokuspokus in Simsalas Bett lag und nicht ahnte, welch schwierigen Zeiten er entgegenschlief. »Man wird mit den Jahren immer vergesslicher«, brummte der alte Zauberer und kehrte noch einmal um. Er schloss die sieben Schlösser, mit denen er den Eingang zur Feste verriegelt hatte, wieder auf und öffnete leise die Tür zu Simsalas Schlafzimmer, damit der Kater nicht gefangen wäre, wenn er ausgeschlafen hätte. Dann ging er in das Zimmer, in dem der Tisch mit der dunkelblauen Samttischdecke stand, und zauberte sieben große Näpfe voll Katzenfutter und eine Schüssel mit Wasser auf den Boden.
»Es ist Trockenfutter, Großvater«, entschuldigte er sich still bei dem schlafenden Kater, »aber sonst wird das Fressen schlecht, und dann magst du es gar nicht mehr.« Dann schloss Abra Kadabra Bim die sieben Schlösser wieder ab und nahm auf seinem Teppich Platz. Der schnelle Start seines Sohnes kam ihm in den Sinn. »Das solltest du auch noch schaffen, alter Kadaver«, lachte Herr Bim.
Er machte eine noch flinkere Wegwerfbewegung mit der Rechten, als es Simsala gekonnt hatte, und klammerte sich dann blitzschnell mit beiden Händen an seinem Teppich fest - sonst wäre der einfach unter ihm durchgesaust und hätte ihn glatt sitzen gelassen. Im nächsten Augenblick war von dem alten Zauberer nichts mehr zu sehen. Wer weiß: vielleicht tauchte er eben schon am indischen Himmel auf. Zuzutrauen wäre es ihm.
Frau Reinicke will helfen
Simsala war schon fast bei der Schule angekommen, als er sich daran erinnerte, dass er seinem Vater versprochen hatte, unterwegs zu frühstücken. Schnell zauberte er sich eine Tasse Kakao und ein Brötchen herbei. Aber als er das Brötchen in den Kakao tunken wollte, warf er den Becher um, und die ganze Herrlichkeit ergoss sich über seine weiße Bluse und die Samthose. Vor Aufregung ließ Simsala den Becher da einfach fallen, statt ihn über die linke Schulter ins Nichts zu werfen. Dann konnte er nur noch hoffen, dass er nicht irgendeinem freundlichen Menschen auf den Kopf regnete. (Der Becher tat es nicht, sondern er landete in der Nähe eines Tümpels, und ein Frosch, der eben auf Wohnungssuche war, dankte dem Himmel, dass er ihn so fürsorglich bedacht hatte.) Danach vergaß Simsala, dass er selbst ganz bekleckert war, und landete darum wenig ansehnlich, aber dafür eine ganze Stunde zu früh vor der Schule.
Die Erste, die ihm begegnete, war Frau Reinicke, und Frau Reinicke sah sogleich, wie übel zugerichtet der Junge war. »Nee, Kleiner, so kannst du aber nicht in deine Klasse«, stellte sie kopfschüttelnd fest. Die Putzfrau hatte selbst eine Schar Kinder großgezogen und kannte sich aus.
»Ich werde schon selbst damit fertig«, rief Simsala und wollte eben an den Flecken herumwischen. Aber da ergriff Frau
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