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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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und wach, die mich amüsiert anstarrte.
    »Überrascht?« murmelte sie.
    »Wo ist Miss Boykins?«
    »Mr. Siskins rief, und sie kam. Sie sitzt jetzt in der Konzernleitung, hoffentlich zufrieden, weil sie dem Großen Kleinen so nah sein darf.«
    Ich trat an ihren Schreibtisch.
    »Ist diese Ablösung für die Dauer gedacht?«
    Sie strich eine Locke von der Schläfe zurück. Aber sie kam mir nicht mehr so leichtsinnig und ungeschickt vor wie auf Siskins Party.
    Sie schaute auf ihre Hände hinunter und meinte vielsagend: »Der Wechsel macht Ihnen doch wohl nichts aus, Doug?«
    Aber er machte mir etwas aus. Ich ließ es mir anmerken, als ich mit einem lustlosen ›Ich werd’ mich dran gewöhnen‹ in mein Zimmer ging. Ich hatte nichts mehr dafür übrig, daß Siskin seine Figuren auf dem Schachbrett neu verteilte und daß ich auch zu ihnen gehörte. Immerhin war es klar zu erkennen, daß er seinen Willen durchzusetzen gedachte, wenn es hieß, den Umweltsimulator einzusetzen. Und ich hatte keinen Zweifel daran, daß er meinen Vorschlag, das System für soziologische Forschungsaufgaben einzusetzen, ablehnen würde – genauso, wie er Fuller in derselben Angelegenheit mit einem schroffen ›Nein‹ beschieden hatte.
    In meinem Fall wurde jedoch Beschwichtigungspolitik betrieben – Beschwichtigung und eine bestimmte Form von Ablenkung. Miss Boykins war zugegebenermaßen nicht eben eine Schönheit, aber sie konnte etwas und war freundlich. Die vielseitige Dorothy Ford dagegen konnte eine Vielzahl von Aufgaben erfüllen – wozu nicht als unwichtigste gehörte, im Auftrag des Siskin-Konzerns ein Auge auf mich zu haben.
    Dergleichen Überlegungen beanspruchten meine Aufmerksamkeit jedoch nicht sehr lange, da das Rätsel Lynch wieder seine magnetische Anziehungskraft bewies.
    Ich wählte eine Nummer am Videophon und hatte Sekunden später Leutnant McBain am Bildschirm. Nachdem ich mich vorgestellt hatte, sagte ich:
    »Zu meiner Anzeige in der Sache Morton Lynch …«
    »Mit welcher Abteilung wollten Sie verbunden werden?«
    »Mit dem Vermißtendezernat natürlich. Ich …«
    »Wann haben Sie die Anzeige gemacht? Und um welche Sache handelt es sich?«
    Ich schluckte krampfhaft. Mit dieser Reaktion hatte ich nicht gerechnet.
    »Morton Lynch«, sagte ich stockend. »Auf Siskins Party, das unerklärliche Verschwinden. Sie waren in der TEAG und …«
    »Tut mir leid, Mr. Hall, aber Sie müssen mich mit jemand anderem verwechseln. Unsere Abteilung bearbeitet keinen derartigen Fall.«
    Einige Minuten später starrte ich immer noch den dunklen Bildschirm an. Dann beugte ich mich vor und zog die oberste Schreibtischschublade auf. Das Exemplar der ›Evening Press‹ war noch da. Ich blätterte hastig und überflog den letzten Absatz von Stan Walters Kolumne.
    Er befaßte sich sarkastisch mit dem neuesten Stück des Theaters.
    Kein Wort über Morton Lynch und Siskins Dachgarten-Party.
    Der Summer krächzte sich heiser, bis ich endlich auf die Taste drückte, ohne auf den Bildschirm zu sehen.
    »Ja, Miss Ford?«
    »Mr. Siskin möchte Sie sprechen.«
    Wieder kam er nicht allein.
    Diesmal brachte er einen elegant gekleideten Mann mit, neben dem er noch winziger aussah.
    »Doug«, sagte Siskin aufgeregt, »ich möchte Ihnen jemand vorstellen, der gar nicht da ist! Verstanden? Er ist nie hier gewesen. Sobald wir gegangen sind, hat er für Sie nie existiert.«
    Ich sprang auf, beinahe meinen Stuhl umwerfend, als ich die Parallele zwischen seiner Erklärung und dem Vorfall mit Lynch erkannte.
    »Douglas Hall – Wayne Hartson«, stellte er vor.
    Ich streckte unsicher die Hand aus und glaubte, in einen Schraubstock geraten zu sein.
    »Ich arbeite mit Hall zusammen?« erkundigte sich Hartson.
    »Nur, wenn alles klappt. Nur, wenn Doug begreift, daß wir unser Bestes tun wollen.«
    Hartson runzelte die Stirn.
    »Ich dachte, Sie hätten in Ihrer Organisation alles geklärt?«
    »Oh, gewiß!« versicherte ihm Siskin.
    Dann begriff ich. Wayne Hartson. Eine der mächtigsten politischen Gestalten des Landes.
    »Ohne Hartson«, fuhr Siskin beinahe flüsternd fort, »könnte die Regierung nicht funktionieren. Selbstverständlich laufen seine Drähte alle unterirdisch, weil er scheinbar nur als Verbindungsmann zwischen der Partei und der Regierung fungiert.«
    Dorothy meldete sich mit dem Summer und erschien auf dem Bildschirm.
    »ATI Nr. 3741-C am Videophon für Mr. Hall.«
    Siskins Augen funkelten wütend, als er sich vor den Bildschirm stellte.
    »Sagen

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