Sina auf heißer Spur
auch zu kosten.â Sie grinste.
âEr hat Herrn Fischers Kakteenzucht vernichtetâ, erklärte Ayla kichernd. âRatzekahl. Den gröÃten Teil hat er aufgefressen, den Rest kurz und klein getrampelt.â
âAber das ist doch â¦â, stammelte Sina.
âUnbegreiflich, ich weiÃâ, nickte Ayla. âIhr hättet mal die Stacheln sehen sollen, mit denen diese Dinger ausgestattet sind. Zentimeterlange Dolche. Und unser Fritz frisst sie einfach auf, als wären es Gänseblümchen. Mein kleiner Terminator.â Ihre Stimme klang sehr stolz und zärtlich. âEin Wunder, dass Fischer noch lebt. Ich hätte erwartet, dass ihn sofort ein Herzinfarkt ereilt, wenn einer seiner Kakteen auch nur ein Trieb gekrümmt wird. Die Kakteensammlung ist das Herzblut meines Mannes, hat seine Frau mir gestern noch erklärt. Und das nicht nur einmal, sondern gefühlte zweihundertmal.â
âWie konnte das geschehen?â, fragte Juliana. âDie Pforte ist doch seit Jahren nicht mehr geöffnet worden. Ich hatte fast vergessen, dass es sie überhaupt gibt.â
âIrgendjemand hat sie aufgeschlossenâ, sagte Tori, ânachdem er Fritz aus seinem Stall geholt hat.â
âAber wer?â, fragte Myriam.
âIrgendjemandâ, wiederholte Tori. âJeder von uns weiÃ, wo der Schlüssel zu der Pforte hängt.â
Der Schlüssel, natürlich! Jetzt erinnerte sich auch Sina. Er hing in Sues Büro am Brett hinter der Tür, ein groÃer, verschnörkelter, schwerer Schlüssel. Er fiel jedem Besucher sofort auf, weil er so ganz anders aussah als die modernen Haustür-, Zimmer- und Schrankschlüssel.
âIrgendjemand hat ihn sich genommen und die Verbindungstür geöffnet. Den Rest hat Fritz erledigtâ, murmelte Myriam.
âBraves Tierâ, sagte Ayla zärtlich.
âSag das nichtâ, bemerkte Myriam düster. âVielleicht hat Fritz heute Nachmittag nicht nur Fischers Kakteenzucht vernichtet. Sondern gleich die ganze Sunshine Ranch.â
âSue ist total fertigâ, erklärte Hannah.
Die vier Reiterinnen hatten ihre Sättel und das Zaumzeug in die Sattelkammer gebracht, jetzt lehnten sie zu sechst am Gatter von Fritzâ und Beckys Stall. Fritz zerrte gerade ein groÃes Heubüschel aus der Raufe und verschlang es mit gutem Appetit. Becky betrachtete ihn voller Stolz, wie eine Mutter ein besonders wohlgeratenes Kind betrachtet.
âSeid froh, dass ihr nicht dabei wart, als sie erfahren hat, was passiert ist.â
âWer hat es denn als Erstes bemerkt?â, fragte Sina.
âHerr Fischer natürlichâ, meinte Myriam. âEr wollte seinen Kakteen eine gute Nacht wünschen und das Gewächshaus schlieÃen. Dabei hat er Fritz auf frischer Tat ertappt. Inmitten der gemetzelten Kakteen, das Maul noch voller Dornen. Alles Leugnen zwecklos.â
âEin Glück, dass er ihn nicht gleich erschlagen hatâ, bemerkte Tori.
âEin Glück, dass er mich nicht erschlagen hatâ, korrigierte Hannah sie. âFischer kam nämlich wie von Sinnen hier auf die Ranch gestürmt, und wer läuft ihm da als Erstes über den Weg? Ich natürlich. Es fehlte nicht viel und er hätte mich gewürgt. Nur weil ich ihn gebeten habe, nicht so fürchterlich zu brüllen. Glücklicherweise war Mike ziemlich schnell zur Stelle. Und dann kam auch Sue.â
âUnd ichâ, ergänzte Myriam. âDas Geschrei von Fischer war ja auf der ganzen Ranch zu hören.â
âWie hat Sue reagiert?â, erkundigte sich Tori. âIst sie ausgeflippt?â
âNee, im Gegenteil. Sie war ganz cool. Sie hat Fischer erst mal stehen lassen und Fritz in den Stall gebracht. In der Zwischenzeit ist auch noch Frau Fischer aufgekreuzt. Sie war genauso auÃer sich wie ihr Mann.â
âMike hat es irgendwie geschafft, die beiden abzuwimmelnâ, fuhr Hannah fort. âSie sind mit wilden Verwünschungen wieder abgezogen. Und dann ist Sue zusammengebrochen.â
âWie â zusammengebrochen?â, fragte Sina. âWurde sie ohnmächtig?â
âNee. Aber sie fing ganz furchtbar an zu heulenâ, erklärte Myriam. âSie weinte, so als ob ⦠die Ranch abgebrannt wäre oder alle Pferde vergiftet worden wären oder so was.â
âEs wurde immer schlimmer. Als ihr von eurem Ausritt zurückgekommen seid, war sie
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