Sina auf heißer Spur
Hinter dem Stall ist doch noch die Kammer, in der früher der Pferdeknecht gewohnt hat. Gibt sogar ein Waschbecken da. Es ist nicht sehr komfortabel, aber zur Not gehtâs. Und ich bin ganz deiner Meinung, Sina. Wir müssen verhindern, dass dieser Typ weitermacht.â
Sina rutschte von ihrem Pfosten. âDanke, Mikeâ, sagte sie mit belegter Stimme. âVielen, vielen Dank für alles!â
Am liebsten hätte sie den Pferdepfleger umarmt.
âIst schon rechtâ, sagte Mike, ohne sie dabei anzusehen. âIch tuâs ja auch für mich. Wenn Sunshine zumacht, das wäre â¦â Wieder unterbrach er sich mitten im Satz. Auch seine Stimme klang plötzlich belegt.
âGanz genauâ, sagte Sina.
Sie saà schon auf ihrem Fahrrad, als Mike seinen Wuschelkopf noch mal aus der Stalltür streckte. âSina!â
âWas?â
âFast hätt ich es in der ganzen Aufregung vergessen. Aber als ihr ausgeritten seid, war so ein Typ hier und hat nach dir gefragt.â
âDavid?â Wie auf Knopfdruck begann ihr Herz zu rasen.
âKeine Ahnung. Er hat sich nicht vorgestelltâ, meinte Mike. âBlond, mit Sommersprossen, wenn dir das was sagt.â
Schalter wieder auf Aus. Der Puls wurde langsamer, der Herzschlag beruhigte sich. Viktor. Was wollte der denn von ihr?
âWorum gingâs denn?â
âHat er mir nicht verraten. Ich dachte nur, es interessiert dich.â
âDanke!â Sina winkte Mike noch einmal zu, dann radelte sie los. Natürlich interessierte sie das. Sogar sehr. Viktor war also auf der Ranch gewesen. Während ihres Ausrittes. Als die Pforte aufgeschlossen worden war.
Ob das ein Zufall war?
âVielleicht hab ich mich doch in dir getäuscht, Viktorâ, murmelte Sina, während sie den Hügel zu ihrer Siedlung hinunterfuhr.
Aber was immer Viktor vor ihr verbarg, sie würde es rausbekommen.
Wieder im Sattel
âJetzt sind wir genauso weit wie letzte Wocheâ, erklärte Tori. âAlle unsere Verdächtigen sind zurück im Spiel.â
Die Mädchen brachten die Pferde vom Stall zum Roundpen, wo schon eine Horde Kinder mit ihren Müttern wartete. Jeden Mittwochnachmittag war Kinderreiten auf der Sunshine Ranch. Für zwei Euro konnten kleine Mädchen und Jungen ein paar Runden im Kreis reiten, dabei wurden die Tiere von den Pferdemädchen geführt und bei besonders ängstlichen Kindern rannte die Mutter nebenher.
âNicht alleâ, widersprach Ayla. âDie Fischers sind aus dem Rennen.â
âMeinst du?â, fragte Hannah. âVielleicht war das Ganze ja ein besonders abgefeimter Trick von ihnen, um die Ranch zu vernichten.â
âNeeâ, meinte Ayla. âHerr Fischer hätte eher seine eigene Frau erdolcht, als seine Kakteenzucht verwüstet. Der hat mit der Sache nichts zu tun, da bin ich mir sicher. Schade, ich hätte die Fischers zu gerne wegen übler Nachrede und Hausfriedensbruch hinter Gitter gebracht, am liebsten lebenslänglich. Aber die beiden sind unschuldig. Jedenfalls in dieser Beziehung.â
âBleiben Robert und Viktorâ, überlegte Myriam.
Inzwischen hatten sie den Roundpen erreicht. Vor ihnen drängelten sich die Kinder und streckten ihnen die Arme entgegen, damit sie sie auf die Pferde hoben, dahinter wedelten ihre Mütter mit den kleinen roten Tickets, die man im Büro kaufen konnte. Jedes Ticket galt für fünf Runden.
âDas ist viel zu chaotischâ, rief Tori unwirsch. âMacht mal eine ordentliche Schlange und seid vor allem leise, sonst rasten die Pferde aus und beiÃen und treten um sich.â
Sie sagte immer solche Dinge, die die Kinder in Angst und Schrecken versetzten. Dabei wurden zum Kinderreiten nur die lammfrommsten Pferde ausgesucht. Aber Toris Drohungen wirkten jedes Mal. Die Unruhe legte sich. Die Kinder begannen, sich hintereinander aufzustellen.
Hannah setzte einen kleinen blonden Jungen auf Beckys Rücken und führte das Tier in den Roundpen. Sina hob ein Mädchen mit Zöpfen auf Maxim und folgte ihr. Während die Kinder vor Aufregung juchzten und die Pferde gutmütig ihre Runden zogen, konnten sie sich nicht unterhalten. Dabei hätte sich Sina zu gerne mit den anderen beraten, wie sie nun weitermachen sollten.
Der Nachmittag zog sich wie Kaugummi. Sonst war das Kinderreiten immer nach einer Stunde beendet, aber heute wollte die Schlange an
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