Sind wir nun gluecklich
man diverse Müllcontainer für unterschiedliche Abfallsorten nebeneinander aufgereiht. Nach kurzer Zeit konnten wir uns allerdings davon überzeugen, dass sie keineswegs zur Dekoration da waren.
Unser Fahrer, Herr Yang, war ein Chinese, der schon seit fast zwanzig Jahren in Japan lebte. An den meisten unserer Reportagen fand er kein besonderes Interesse, aber als wir uns dem Thema Umweltschutz und Mülltrennung zuwandten, blühte er mit einem Mal auf: »Damit hättet ihr euch schon längst befassen sollen, das ist absolut wichtig! Wenn China nur zu 50 Prozent in der Lage wäre, dieses System zu kopieren, ginge es seiner Umwelt besser.« Ob wir es so schnell auf 50 Prozent bringen könnten, ist zu bezweifeln. Allerdings scheint die Müllsortierung für die Japaner bereits ganz selbstverständlich zu ihrem Leben dazuzugehören.
Zur näheren Untersuchung dieses Themas besuchten wir einen Tokioter Vorort namens »Abiko«. Es handelt sich nicht etwa um einen Ort, an dem »Übervorteilte« lebten, wie es die chinesischen Schriftzeichen in unseren Augen nahelegen. 27 »Abiko« ist einer dieser typisch japanischen Namen, die für Chinesen befremdlich aussehen. Das ist eines der Merkmale, an denen man erkennt, wie sich die chinesische und die japanische Kultur unterscheiden.
Wir hatten Abiko nicht zufällig für unseren Bericht zum Thema Abfall ausgewählt. An diesem Ort wurde schon in den achtziger Jahren ein Mülltrennungs- und Wiederverwertungssystem eingeführt. Heute ist dort der Anteil der recycelten Haushaltsabfälle der höchste unter den japanischen Städten über 100 000 Einwohner.
Morgens um 7.00 Uhr besuchten wir einen japanischen Durchschnittshaushalt, in dem die Abfälle für die zweimal wöchentlich stattfindende Müllabfuhr separat aufgereiht waren. Das Zeitungspapier war gebündelt, Flaschen und Dosen waren sauber gespült. Insgesamt wurde der Abfall im Haushalt in etwa zehn verschiedene Kategorien unterteilt. Bei den Flaschen wurden zum Beispiel Flaschen und Deckel separat gesammelt und auch die Papieretiketten von den Flaschen abgetrennt. Alles wurde in getrennten Säcken zu den entsprechenden Müllabladeplätzen gebracht, wo es von unterschiedlichen Müllautos abgeholt wurde. Während wir das filmten, beobachteten wir eine Frau, die ihren Müll zum Abladeplatz brachte, ihn dann aber gleich wieder mitnahm. Wir folgten ihr, um herauszufinden, weshalb. Das Müllauto, das diese Müllsorte abholte, war gerade schon weggefahren, daher nahm sie den Müll wieder mit nach Hause, wo sie ihn bis zur kommenden Woche aufhob, wenn diese Müllsorte wieder entsorgt werde. Das heißt, dass sie wegen der Abfallentsorgungsvorschriften den Müll zu Hause aufbewahren musste. Und so machten es alle Japaner.
In Osaka sprachen wir mit einem Verantwortlichen für die Müllverbrennung und das Abfallrecycling in der riesigen Recyclinganlage Maishima. Von außen betrachtet, wirkte die bunte Fabrik wie ein Disneyland. Da es schon in den japanischen Schulbüchern für die vierte Klasse Texte zum Thema Abfallrecycling gibt, stehen solche Fabriken auch für Schulklassenbesuche offen, für die dort überall Platz vorgesehen ist. Für die Kinder war das spannend, Schule zum Anfassen. Ich hatte den Eindruck, dass für Kinder, die einmal hier waren, das Thema Mülltrennung und -verbrennung etwas ganz Normales war, ein Kinderspiel sozusagen.
Der zur Verbrennung bestimmte Müll kam in das große Loch des Verbrennungsofens, aus dem am Ende eine Art weiße Asche herauskam, die zum Beispiel für die Füllung von künstlichen Dämmen am Meer verwendet wird. Die bei der Verbrennung entstehenden Abgase werden erst durch ein Hightechverfahren gefiltert, bevor sie, für die Umwelt unschädlich, aus den Fabrikschornsteinen kommen. Es ist das gleiche Prinzip wie mit dem Abwasser in den Kläranlagen. Das Wasser wird erst gereinigt, bevor es abgelassen wird.
Danach drehten wir noch in einem Supermarkt, der am Ausgang eine Recyclingstation hatte, an der man Verpackungsmaterial abgeben konnte. Viele Leute bringen die Verpackungen ihrer Lebensmittel wieder zurück in den Supermarkt, denn aus ihnen werden hinterher die Arbeitskittel der Mitarbeiter oder Toilettenpapier fabriziert. Dieses Toilettenpapier war im Supermarkt besonders gekennzeichnet und billiger als andere Sorten, zum einen, um die Kunden zum Kauf des Recyclingprodukts zu bewegen, zum anderen als eine Art Dankeschön an die Leute, die ihre Rohstoffe wiederverwerten ließen.
Die
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