Sind wir nun gluecklich
bei der Produktion dieser Folge von »Was China bewegt« zwischen den Preisverleihungen jeweils ein Unterhaltungsprogramm vorgesehen, bei dem unter anderem als Hauptattraktion der Pianist Liu Shikun auftrat. Das war der Überlegung geschuldet, dass wir dem Ambiente der Sendung durch eine kleines Unterhaltungsprogramm noch mehr Profil verleihen wollten, und auch der Angst, dass vielleicht Interviews und Bilder allein nicht genug Anziehungskraft auf die Zuschauer ausüben könnten.
Nach der erfolgreichen Aufzeichnung der Sendung entschied unser Intendant Zhao Huayong, nachdem er die Aufzeichnung inspiziert hatte, das Unterhaltungsprogramm herauszuschneiden, das Ganze schlichter und einfacher zu gestalten.
Das erwies sich im Nachhinein als genau die richtige Entscheidung. Das schlichte Moment der Rührung, auf das wir setzten, genügte den Leuten vollauf.
Am Tag der Ausstrahlung gingen im Anschluss zahlreiche Kurznachrichten bei mir ein, die alle von großer Rührung zeugten. Gewundert habe ich mich darüber nicht, denn schon die Reaktion der Zuschauer im Studio bei der Aufzeichnung der Sendung war sehr emotional.
Als ich am darauffolgenden Abend in der Großen Halle des Volkes an einer Zusammenkunft zur Feier des Laternenfests teilnahm, traf ich auf Gu Qinglin, der sich voller Lob äußerte: »Eure Sendung gestern Abend war wirklich anrührend.« Wenig später traf ich Wu Yi und Zhou Yongkang, die mir tief bewegt ihre Glückwünsche zu »Was China bewegt« aussprachen. Auch sie brachten es schlicht auf den Punkt: »Einfach bewegend!«
Da wusste ich, dass »Was China bewegt« anscheinend auf allen Ebenen gut aufgenommen worden war, und das besagte auch, dass wir mit der neuen Sendung einen Nerv getroffen hatten, ein Bedürfnis, das im Grunde jeder hegte, ohne es mit seinem Umfeld teilen zu können. Und damit stand natürlich auch das Tor für die Zukunft der Sendung offen.
Es war, wenn ich es mir im Nachhinein überlege, kein Zufall, dass das Programm von den einfachen Leuten bis zur politischen Klasse gut aufgenommen wurde.
Vor der Kulisse der ständigen Zerstörung der moralischen Grundprinzipien unserer Gesellschaft ist der Wunsch, Gutes zu tun, unter den Leuten noch lange nicht ausgestorben, er ist eher noch stärker geworden. Dieselben Leute, die in ihrem Leben im Bemühen um ihren persönlichen Vorteil nicht gerade ein leuchtendes Vorbild für andere sind, sitzen dennoch gerührt vor dem Fernseher. Denn im Grunde besitzen sie großen Respekt vor Menschen, die ein Gewissen haben und sich nicht vom Profitstreben leiten lassen. Genauso wie die Natur aller Lebewesen ist die Natur der Chinesen im Grunde gut.
Die emotionalen Reaktionen rührten selbstverständlich vor allem daher, dass sich »Was China bewegt« auf den menschlichen Charakter stützte und nicht auf Konzepte, Parolen oder leere Phrasen. Hier wurden wahre Geschichten von guten Menschen erzählt, detailliert, emotional, aber bodenständig. Diese Herangehensweise riss Mauern nieder. In solchen Momenten ist es egal, ob man einen hohen Status einnimmt oder zum »einfachen Volk« gehört – ein Individuum aus Fleisch und Blut vermag jeden zu rühren.
Es hat auch etwas mit dem Wunsch nach Glauben zu tun. Das Recht ist lediglich der elementarste moralische Standard. Aber nur das Elementarste sicherzustellen reicht nicht aus, noch dazu, wo selbst das grundlegende Recht häufig mit Füßen getreten wird. In unserem gewiss nicht religiösen, aber nach Glauben suchenden Volk, in diesem konfliktträchtigen Stadium des unglaublichen gesellschaftlichen Wandels, der Leere, die durch den Mangel an Glauben entsteht – wo liegt da die geistige Heimat von 1,3 Milliarden Menschen?
Ich fürchte, die Antwort ist immer noch in der Moral, im menschlichen Herzen und der traditionellen Kultur zu suchen. Aus diesem Grund passte sich »Was China bewegt« gut in die inneren Befindlichkeiten und äußeren Bedürftigkeiten aller Chinesen ein.
Nach der zweiten Sendung von »Was China bewegt« im darauf folgenden Jahr, erhielt der damalige Chef der Zentralen Radio- und Fernsehbehörde, Xu Guangchun, einen Anruf von Li Changchun, einem Mitglied des Ständigen Ausschusses des Politbüros. Li sagte:
»›Was China bewegt‹ lässt wirklich niemanden kalt … ich bin sicher, dass sämtliche Zuschauer zutiefst bewegt sind, ich selbst jedenfalls konnte meine Tränen kaum zurückhalten. Diese Abendsendung macht noch einmal deutlich, dass solche Schwerpunktsendungen nicht trocken
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