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Sind wir nun gluecklich

Sind wir nun gluecklich

Titel: Sind wir nun gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bai Yansong
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Werken in die Ferne gereist. Das genügt schließlich.
    Gu Longs Leidenschaftlicher Schwertmeister mit dem gnadenlosen Schwert
    Meine Frau mag Jin Yong, insbesondere den Fröhlichen Wanderer , deshalb benannte sie unseren Sohn Qingyang auch nach einem Romanhelden Jin Yongs, Meister Feng Qingyang. Zu ihrem Bedauern wurde sein Haar beim Waschen trotzdem nass.
    Ich dagegen mag lieber Gu Long, und das schon immer, aber selbst wenn ich bei uns zu Hause mehr zu sagen hätte, hätte ich meinen Sohn niemals nach einem von Gu Longs Charakteren benannt, die sind mir entweder zu einfach und zu kühl oder übertrieben lustig und tragen Namen wie »Glücksucher« oder »Welle«.
    In meinem Bücherregal finden sich drei verschiedene Ausgaben von Jin Yongs Werken, eine in drei großen Bänden, eine in drei kleinen Bänden und die Luxusausgabe des Kantoner Huacheng-Verlags, die einen Ehrenplatz im Regal innehat. Von Gu Long dagegen habe ich nie eine einzige Gesamtausgabe besessen, nicht, weil es keine gäbe, sondern weil man nicht unterscheiden kann, welche Bücher wirklich aus Gu Longs Feder stammen und für welche nur sein Name herhalten musste. Stammten sie alle aus seiner Hand, wären sie echte Schätze? Ich besitze immerhin gleich zwei Ausgaben des Werks Der leidenschaftliche Schwertmeister mit dem erbarmungslosen Schwert , weil mir ein Teilband der einen Ausgabe einmal verloren ging und ich deshalb noch eine Ausgabe anschaffte. Es gibt auf dem Markt aber sehr viele angebliche Werke Gu Longs von geringem Niveau, weshalb er allgemein nicht besonders hoch angesehen ist.
    Die Gründe für die große Beliebtheit Gu Longs sind wohl so vielfältig wie seine Leserschaft. Die Helden seiner Werke sind nie eindimensional, und auch deren Gegner haben häufig gute Seiten. All diese Scharlatane haben etwas sehr Menschliches und entsprechen nicht den gängigen Heldenklischees. Zum Beispiel Li Xunhuan mit seinem blassen Gesicht, der schwächlichen Statur und seiner aussichtslosen Liebe, dessen Name obendrein wörtlich »Auf der Suche nach Glück« bedeutet. Dann wäre da noch Li Feidao, der Held des Schwerts, der nie sein Ziel verfehlt, der dank seiner dramatischen Qualitäten legendär geworden ist; vermutlich ist er der populärste Kung-Fu-Held unzähliger Verfilmungen in der chinesischen Welt.
    Im Zentrum von Gu Longs Romanen stehen nicht die Kampfkunsttechniken, sondern die Figuren und ihre Charaktere, ihre Psyche. Gu Longs Meisterschaft in der Beschreibung der emotionalen Dilemmata moderner Menschen sucht in der Literatur ihresgleichen.
    Hinzu kommen sein besonderer Sprachrhythmus, seine bildhafte Versprosa und der große Variantenreichtum seiner Schriftzeichen, die seinen spielerischen Umgang mit der Sprache untermauern. Gu Long legt den Lesern seine Schriftzeichenfülle praktisch noch als Trinkgeld obendrauf. Ich muss gestehen, dass er großen Einfluss auf meine eigene Sprache genommen hat, auch wenn sie nicht als Trinkgeld zu verstehen ist.
    Seine Sprache hat jedenfalls nie an Humor eingebüßt. Seine Charaktere sind unterkühlt, und so sind ihre Schwerter und ihre Herzen. »Dass der Kerl einen eiskalten Tod erleide!« ist eine typische Dialogzeile.
    Jedenfalls ist Gu Long zu früh von uns gegangen und hat uns wie zur Verhöhnung seiner Leser im Unklaren darüber gelassen, welche Werke wirklich aus seiner Feder stammen. Seither hat es nie mehr so leidenschaftliche Meister des Schwerts gegeben.
    Das Daodejing des Philosophen Laozi
    Es heißt: »Auf einem Weg von 10 000 Li lese 10 000 Bücher.« Was ich dabei nicht ganz verstehe, ist: Wo immer Laozi auch hingegangen sein mag, wird er mit 10 000 Büchern im Gepäck wohl keine 10 000 Li (5000 Kilometer) weit gekommen sein. Seinerzeit war der Buchdruck noch nicht erfunden, wie vieler Gepäckträger hätte es also für die vielen Schriftrollen bedurft? Und bei der damaligen Infrastruktur wäre eine Wegstrecke von 10 000 Li ohnehin nur schwer zu bewältigen gewesen. Was steckt also hinter den Denkstrukturen der Daoisten?
    Viele, viele Jahrhunderte später kam ein Ausländer namens William Butler Yeats daher und klagte, in den großen Städten nähmen wir wenig von der großen Welt wahr, wir bildeten geschlossene Gruppen von Minderheiten. In den kleinen Städten und Dörfern mit wenig Einwohnern gäbe es diese Gruppen nicht; dort sähe man zwangsläufig die Welt.
    Wer weiß, ob nicht die Daoisten ihre und die künftige Welt auf dieselbe Weise begriffen hatten: das Menschenleben ihrer Zeit wie

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